Bisping zum Bader-Aus: "Der Druck war zu groß"

1.8.2015, 17:51 Uhr
Hat turbulente Tage hinter sich: FCN-Aufsichtsratsmitglied Johannes Bisping

© Michael Kasperowitsch Hat turbulente Tage hinter sich: FCN-Aufsichtsratsmitglied Johannes Bisping

Der 1. FC Nürnberg und Martin Bader trennen sich nach dem ersten Saisonspiel. Wieso jetzt?

Bisping: Natürlich waren die Enttäuschungen über den missglückten Saisonstart letztendlich der letzte Anstoß jetzt diesen Schritt zu gehen. Die Arbeit für Bader wurde sicher die letzten Monate immer schwieriger. Nach dem Spiel in Freiburg wurde der öffentliche Druck so groß, dass es unmöglich wurde noch in dem nötigen Maße konstruktiv für den Verein zu handeln und gemeinsam den Verein weiter zu bringen. Diese Entwicklung wurde von Bader und uns gemeinsam gesehen und wir haben uns darauf hin zusammen und im vollen Respekt auf diesen Schritt verständigt.

Wie sehen Sie Martin Baders Wirken beim 1. FCN im Nachhinein?

Bisping: Bader ist wirklich sehr viel Respekt, Anerkennung und Dankbarkeit auszusprechen. Er hat in seinen elfeinhalb Jahren sehr viel für unseren Club bewirkt und maßgeblich moderne und professionelle Strukturen geschaffen. Natürlich hat es auch Fehleinschätzungen gegeben, man muss hier aber wirklich differenziert betrachten und nicht, wie es die letzten Wochen und Monate oft gesehen wurde, alles Negative immer nur einer Person zuzuschreiben. Zusammenfassend sind wir Bader für seine Arbeit beim 1. FCN wirklich zu großem Dank verpflichtet. Daher ist es uns auch besonders wichtig, eine gemeinsame Entscheidung über die Trennung getroffen zu haben und wir aufrecht auseinander gehen können.

Bader ließ zu, dass Fans nach dem Freiburg-Spiel die Spieler auf einer Raststätte zur Rede stellten. Sind die Ultras zu mächtig?

Bisping: Das hat mit der Trennung nichts zu tun. Die Entscheidung ist bereits vor den angesprochenen Meldungen abgestimmt worden. Natürlich kann man über die Aktion als solche diskutieren, ein einzelnes Ereignis darf uns aber nicht lenken, so weitreichende Schritte zu wählen.

Hat Martin Bader die Ultras zu sehr hofiert?

Bisping: Bader war es immer wichtig, mit allen Fanclubs im Dialog zu stehen. Gerade daher wurde von ihm auch die Fanbetreuung auf höchst professionelle Art aufgebaut und er sieht natürlich alle Fans und Fanclubs als wichtigen Bestandteil des Vereins.

Bader bleibt noch bis 30. September im Amt. Haben Sie keine Sorge, dass er seine Aufgaben jetzt gar nicht mehr wahrnehmen kann?

Bisping: Nein, die Sorge sehen wir nicht, wir kennen Martin Bader wie er sein gesamtes Engagement für den 1. FC Nürnberg einsetzt. Oftmals wird nicht gesehen, dass der 1. FC Nürnberg einen nicht unerheblichen operativen Betrieb zu leisten hat. Zudem wurden durch die Trennung von Ralf Woy Anfang des Jahres die Aufgaben nicht kleiner. Wir sind sehr froh, dass sich Martin Bader auch zur Einarbeitung des neuen Vorstandes Michael Meeske ab 1. September tatkräftig mit einbringt.

Muss es jetzt weitere personelle Konsequenzen geben?

Bisping: Nein, das kann ich nicht sagen. Der Club muss nun mit dem neuen Vorstand wie Michael Meeske und dem folgenden Sportvorstand weiter entwickelt und unter ihrer Verantwortung gemeinsam weiter auf stabile Beine gestellt werden.

Werden bereits Kandidaten für die Nachfolge Baders gehandelt?

Bisping: Dafür ist es noch zu früh, der Prozess und die Gespräche werden nun anlaufen und uns im Aufsichtsrat die nächsten Wochen stark beschäftigen.

Wie wäre es mit Ihnen?

Bisping (lacht): Nein. Vielen Dank für die Blumen. Die Frage zeigt aber exakt die Problematik in der öffentlichen Diskussion. Der Job des Sportvorstandes ist sehr vielseitig und benötigt viele Qualifikationen, nicht nur einseitiges Know How in Sport, Fussball oder Management, sondern eine gute Mischung, Überblick und Erfahrung in diesem spannenden, emotionalen und anspruchsvollen Business.

Was muss passieren, um den FCN wieder in die Spur zu bringen?

Bisping: Wir müssen alle, ob Aufsichtsrat, Mitglieder, Fans und Medien den handelnden Personen im Vorstand, sportlichen Bereich und Verwaltung die Chance geben zu zeigen, dass sie professionell den Verein weiter entwickeln. Das geht nur im konstruktiven Dialog und ohne öffentliche Debatten. Und natürlich wünschen wir uns und brauchen dafür sportlichen Erfolg.

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