Brose-Beben in Bamberg: Jetzt spricht Beyer!

3.12.2018, 18:02 Uhr
Die Entlassung von Rolf Beyer wirft auch beim Geschäftsführer der BBL Dr. Stefan Holz einige Fragen auf.

© Sportfoto Zink / HMI Die Entlassung von Rolf Beyer wirft auch beim Geschäftsführer der BBL Dr. Stefan Holz einige Fragen auf.

Als Rolf Beyer Neuland betrat, borgte er sich den wichtigsten Ratschlag bei einem Football-Trainer. 2014 wurde der Betriebswirt aus der eher rationalen Welt der Fahrzeugteile in die emotionale Welt des Basketballs katapultiert, Brose-Chef Michael Stoschek bat einen seiner führenden Köpfe aus der Unternehmensgruppe darum, Nachfolger von Wolfgang Heyder zu werden. Den langjährigen Macher des Bamberger Basketballs hatte Stoschek soeben selbst demontiert.

"Never too high, never too low" - so lautete das Motto, mit dem Beyer seine neue Aufgabe anging, wie er es Anfang Oktober im Sport-Podcast von nordbayern.de noch einmal erzählte; niemals zu optimistisch, nie zu pessimistisch, so in etwa lässt sich dieser Leitspruch übersetzen. In der vergangenen Woche dürfte Beyer allerdings arge Probleme gehabt haben, diesen Rat zu befolgen.

Am Mittwoch hatten sich die Wege von ihm und Brose Bamberg einen Monat früher als geplant getrennt, vor allem aber in einem anderen Tonfall als erwartet. "Finanzielle Unregelmäßigkeiten" lautete der Vorwurf seitens des Vereins, am Freitag legte der Vorsitzende des Aufsichtsrates noch einmal nach: Erst seit wenigen Tagen sei bekannt, "dass am Ende 2018 Mittel in Millionenhöhe" fehlen würden, hieß es in einer weiteren Pressemitteilung, Stoschek warf Beyer "gravierende Managementfehler" vor – allerdings nicht Unterschlagung, wie der Verein inzwischen betont.

Staatsanwaltschaft besucht Bamberg

Am Sonntagabend meldete sich Rolf Beyer dann erstmals selbst zu Wort. Bei Facebook bedankte er sich für den "enormen Zuspruch" von "vielen verschiedenen Menschen und Institutionen", ansonsten schrieb er wenig und sagte doch viel. Die Aufarbeitung des Themas wolle er "nicht öffentlich austragen", außerdem appellierte er an die Fans, den Klub und seine Mitarbeiter zu unterstützen, den Basketball wieder in den Vordergrund zu rücken "und nicht irgendwelche schwer greifbare und aus menschlicher und moralischer Sicht vielleicht erschreckende Dinge".

Die Angelegenheit ist inzwischen auch ein Fall für die Staatsanwaltschaft. Bei der für Wirtschaftsdelikte zuständigen Kammer in Hof wurde ein Ermittlungsverfahren wegen des Anfangsverdachts der Untreue und der Insolvenzverschleppung eingeleitet. In der ersten Pressemitteilung hatte Brose Bamberg von einer "drohenden Insolvenz" gesprochen, Stoschek persönlich habe Geld zuschießen müssen, um diese abzuwenden. Bereits am Donnerstag stattete die Staatsanwaltschaft deshalb dem Verein auf der Geschäftsstelle und im Trainingszentrum einen Besuch ab, beschlagnahmt wurde allerdings nichts.

Generell spricht nicht viel für die Chaostheorie von Stoschek. Die Lizenz für die laufende Saison wurde von der Basketball-Bundesliga "ohne Auflagen" erteilt, auch zwei Wochen vor Beyers Entlassung fiel dem zuständigen Ausschuss bei der letzten Finanzprüfung nichts negativ auf, wie der Vorsitzende Thomas Braumann gegenüber dieser Zeitung betonte. Erklären muss sich der Verein gegenüber der Liga nun trotzdem, es könnte eine Geldstrafe oder sogar ein Punktabzug drohen. Wenn es denn tatsächlich zwischenzeitlich so schlimm um Brose Bamberg gestanden ist.

 

Fehlende interne Kommunikation?

Wahrscheinlicher ist im Moment, dass Stoschek auch Beyer wie schon dessen Vorgänger nicht im Frieden ziehen lassen mochte. Radio Bamberg will erfahren haben, dass der Geschäftsführer einen millionenschweren Sponsorenvertrag bereits im Etat eingeplant hatte, der nun (noch) nicht zustande gekommen ist, im Sommer ist es Beyer nicht gelungen, den Topverdiener Ricky Hickman von der Gehaltsliste zu streichen. Allerdings erklärt das noch nicht, warum der Verein diese (mögliche) Fehlkalkulation im Gegensatz zu denen der Vergangenheit nun plötzlich öffentlich macht und der Aufsichtsrat darüber bis vor einer Woche nicht informiert gewesen sein will.

Ob Rolf Beyer zuletzt tatsächlich etwas zu optimistisch geplant hat, muss wahrscheinlich juristisch geklärt werden. Anlass zu Pessimismus dürfte in Anbetracht des Umgangstons bei Brose Bamberg aber vor allem Arne Dirks haben. Er wird ab 1. Januar 2019 neuer Geschäftsführer. 

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