Chef-Scout im Urlaub, Sponsor sauer: Weiter Unruhe beim Club

27.8.2015, 09:32 Uhr
Bild aus glücklichen Tagen: Markus Wolf (Mitte) und Martin Bader beglückwünschen sich gegenseitig zum neuen Trikotsponsoring-Deal. Kapitän Jan Polak spielt das Model.

© Sportfoto Zink / DaMa Bild aus glücklichen Tagen: Markus Wolf (Mitte) und Martin Bader beglückwünschen sich gegenseitig zum neuen Trikotsponsoring-Deal. Kapitän Jan Polak spielt das Model.

Dass der Chef-Scout des 1. FC Nürnberg in den letzten beiden Wochen der Transferperiode mit Erlaubnis des Sportvorstandes im Urlaub weilt, ist wahrscheinlich auch nur beim Club möglich; für kurzfristig angesetzte Beobachtungen, die es in der heißen Wechselphase schon mal geben soll, steht Christian Möckel somit leider nicht zur Verfügung. Es ist nur ein Mosaikstein von gefühlt unendlich vielen, die dieser Tage das Bild des FCN in der öffentlichen Wahrnehmung prägen. Ein anderer ist der Trikotsponsor, der öffentlich massive Kritik an der Vereinsführung übt.

Markus Wolf heißt der Mann, der hinter "Wolf Möbel" steckt. Der fußballverrückte unterfränkische Möbel-Magnat unterstützt neben dem Club auch den Regionalligisten FC Schweinfurt 05, derzeit Vorletzter in der Regionalliga Bayern. Mehr aus "Good Will", denn aus unternehmerischem Ehrgeiz, das sagt er in einem Interview mit der Main-Post. Beim FCN hingegen stecke er eine "beträchtliche" Summe Geld in den Verein. "Wenn man sieht, wo der Club platziert ist in der Tabelle, dann steht das in keinem guten Verhältnis."

Auf Platz zwölf ist der 1. FC Nürnberg momentan im Zweitliga-Tablaeu notiert, aber das ist aus Wolfs Sicht gar nicht das Hauptproblem. Es geht ihm um Strukturen, um Lügen und um Fehler, die gemacht wurden. "Es ist kein Geld da, die Mannschaft ist offensichtlich doch nicht von den sportlich Verantwortlichen zusammengestellt worden. Es wurden wirtschaftliche und strategische Fehler gemacht."

Wolfs Kenntnisstand nach sei der "Trainer nicht ausreichend in die Zusammenstellung der Mannschaft involviert" gewesen. "Wenn ich das Resultat sehe, kann ich mir auch nicht vorstellen, dass das ein Trainer gemacht hat. Das zur Verfügung stehende Budget wurde nicht sinnvoll eingesetzt."

Wolf erklärt im Interview auch, er habe dem Club seine Hilfe angeboten, immerhin könne er als Unternehmer doch Zahlen bewerten. Dass bis heute keine Reaktion kam, weder aus dem Vorstand noch vom Aufsichtsrat, "verwundert" ihn schon ein wenig: "Da muss ich doch das Gespräch suchen und mal nachhaken, was der Wolf eigentlich will. Für den Verein wäre es so wichtig, sich Zeit zu nehmen und durchzuatmen. Doch jetzt holen sie den nächsten Vorstand Sport und man kommt aus dem Teufelskreis gar nicht raus."

Grethlein sucht den Bader-Nachfolger

Für die Suche nach einem Nachfolger Martin Baders ist der Aufsichtsrat um Boss Thomas Grethlein zuständig. Gegenüber der Nürnberger Zeitung sagte Grethlein, der sich dieser Tage immer wieder auf den Weg zu Gesprächen mit potenziellen Nachfolgern macht: "Wir wollen aber auch eine gute und keine schnelle Lösung."

Über Angebote, bisweilen auch "absurde und teils erheiternde", hatte er sich schon kaum beklagen können, als die Trennung von Bader vor knapp vier Wochen bekanntgegeben worden war. Ein ernstzunehmender Kreis ist jedoch mit "relativ vielen und interessanten Kandidaten" bestückt, wie Grethlein wissen ließ - ohne Namen zu nennen. Die Bild-Zeitung bringt derweil Werder Bremens Geschäftsführer Sport Thomas Eichin ins Gespräch, nicht ohne die eigene Einschätzung hinterherzuschieben, dass Eichin wohl doch eher bei Werder bleiben werde.

Auch der Transfer von Niklas Stark zur Berliner Hertha - samt Nebengeräuschen - ist dem Unternehmer Wolf nicht verborgen geblieben. Er sagt: "In der Niklas-Stark-Geschichte wurde auch wieder die Unwahrheit erzählt. Das nervt jeden Fan und auch den Sponsor. Wenn man alles hinter versteckter Tür macht, dann die Leute anlügt und die Wahrheit doch herauskommt, dann ist das kontraproduktiv." Und, um Klartext zu sprechen: "Das sind Anfängerfehler."

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