Club zeigt in Hoffenheim Comeback-Qualitäten

10.8.2013, 17:43 Uhr
Viel Verkehr vor Schäfers Tor: Hoffenheim drängte in der Schlussphase auf den Führungstreffer.

© Sportfoto Zink / JüRa Viel Verkehr vor Schäfers Tor: Hoffenheim drängte in der Schlussphase auf den Führungstreffer.

Zum zweiten Mal binnen sieben Tagen durfte der 1. FC Nürnberg in den schönen Kraichgau reisen. Diesmal ging es zwei Ausfahrten früher herunter von der Autobahn 6 als am Sonntag, als im Pokal-Wettbewerb Zweitligst SV Sandhausen wartete. Der Rest ist bereits unrühmliche Vereinsgeschichte.

Deswegen standen die Nürnberger am Samstagnachmittag bereits mehr unter Druck, als ihnen lieb gewesen sein dürfte; für den Bundesliga-Auftakt bei der TSG Hoffenheim hatten sie sich folglich extrem viel vorgenommen, vor allem Wiedergutmachung für das 4:5 nach Elfmeterschießen beim anderen Dorfklub in der Nähe.

Etwa 20 Minuten sah es zunächst auch gar nicht so übel aus, was der Club zeigte. Der Ball lief flüssig, Daniel Ginczek traf sogar den Pfosten (19.)- danach aber brach es herein über den letztjährigen Tabellenzehnten. Die Hoffenheimer machten sich einen Spaß daraus, die behäbige Gäste-Abwehr mit flotten Kombinationen auseinanderzunehmen.

Erst nach dem Seitenwechsel zeigten auch die Nürnberger, dass sie prima Fußball spielen können. Unter dem Strich stand ein verdientes 2:2 (0:1), es hätte sogar noch werden können. David Abraham per Kopf nach einem Eckstoß und Anthony Modeste (51.) erzielten die Treffer für Hoffenheim, Mike Frantz (54.) und Daniel Ginczek (57.) für die Gäste.

Chandler auf der Bank

In der Aufstellung der Gäste gab es gegenüber der Vorwoche nur eine Veränderung, die nicht mehr überraschen konnte. Timothy Chandler musste nach seinem merkwürdigen Auftritt in Sandhausen auf die Bank, für ihn rückte Niklas Stark in die Startelf. Der 18-Jährige kam im zentralen Mittelfeld vor Hanno Balitsch zum Einsatz, als Lückenschließer, während Markus Feulner rechts hinten verteidigte. „Nik hat sich diese Chance erspielt“, sagte der Trainer vor dem Spiel in einem Interview. Er wird sich etwas dabei gedacht haben. Ebenfalls bemerkenswert: Tomas Pekhart gehörte diesmal nicht zum Aufgebot, Alexander Esswein dagegen wieder.

In den ersten Minuten lieferten sich beide Mannschaften einen offenen Schlagabtausch, allerdings nur zwischen den Strafräumen. Bis zur 10. Minute, als Kevin Volland nach einem Stellungsfehler Javier Pinolas plötzlich mutterseelenallein vor Raphael Schäfer auftauchte, die Kugel aber aus zehn Metern vorbeischob am Nürnberger Kasten. Eine 100-prozentige Möglichkeit zur Führung, es blieb beim 0:0; Nürnberg ließ sich davon aber nicht wachrütteln, sondern agierte weiterhin zaghaft, ohne Überzeugung. Ginczeks Aluminiumtreffer nach feiner Einzelleistung und auf Zuspiel von Robert Mak sollte bis zur Pause keine richtige Chance mehr folgen für den Club.

Gegenüber ging es dafür phasenweise drunter und drüber; Nürnbergs Torwart Schäfer musste gegen Janik Vestergaard (33.) und Anthony Modeste (45.) schon sein ganzes Können aufbieten, um weitere Gegentreffer zu verhindern. Am 0:1 hingegen trifft den Kapitän keine Schuld; Feulner und Ginczek konnten Innenverteidiger Abraham nach einem Eckstoß nicht entscheidend am Kopfball hindern (34.).

Und es hätte noch schlimmer kommen können: Volland schaufelte Sekunden vor der Pause die Kugel in hohem Bogen klar hinter die Linie, doch das Schiedsrichtergespann um Thorsten Kinhöfer ließ erstaunlicherweise weiterspielen. Statt 0:2 also weiter 0:1 – und eine noch einigermaßen brauchbare Perspektive für den zweiten Durchgang.

Frantz und Drmic kommen zur Pause

Trainer Wiesinger reagierte nach der Pause mit zwei Wechseln: Für Gebhart und Mak kamen Frantz und Drmic, die Pläne waren aber bereits sechs Minuten später nicht mehr viel wert. Modeste musste nach Polanskis flacher Hereingabe nur noch den Fuß hinhalten, die Partie schien gelaufen.

Dass es sechs Minuten später 2:2 hieß, war deshalb nicht zwingend zu erwarten. Frantz per Kopf nach Feulner-Flanke (54.) und Ginczek nach Traumpass Drmic sorgten für die überraschende Wende, Drmic hatte sogar das 3:2 auf dem Fuß, verzog aber knapp (59.), ebenso Modeste auf der anderen Seite (65.).

Es ging weiter hin und her, beide Mannschaften wollten den Sieg. Elyounoussi schoss einen halben Meter vorbei, Volland traf eine Viertelstunde vor Schluss aus 20 Metern den Pfosten. Hoffenheim drückte auf das 3:2, der Club tat sich nach Balitschs Auswechslung schwer, mit Kontern für etwas Entlastung zu sorgen. Trotzdem entwickelte sich in der zweiten Halbzeit ein wirklich unterhaltsames Fußballspiel, das Kiyotake in der Nachspielzeit mit dem 3:2 hätte krönen können, es fehlten Zentimeter. Dass Drmic Sekunden später zu ungenau auf den mitgelaufenen Dabanli passte, lässt sich möglicherweise mit der fehlenden Erfahrung des ansonsten richtig guten Schweizers erklären.

„Am Ende müssen wir froh sein, dass wir nicht noch verloren haben“, sagte der Stadionsprecher. Genau so war's, am Samstag in Sinsheim.

TSG 1899 Hoffenheim: Casteels - Beck, Abraham, Vestergaard, Thesker - Polanski (86. Salihovic), Rudy (65. Strobl) - Volland, Roberto Firmino, Elyounoussi - Modeste (72. Schipplock)

1. FC Nürnberg: R. Schäfer - Feulner, Nilsson, Pogatetz, Pinola - Balitsch (72. Dabanli), Stark - Kiyotake, Gebhart (46. Frantz), Mak (46. Drmic) - Ginczek

Tore: 1:0 Abraham (34.), 2:0 Modeste (51.), 2:1 Frantz (54.), 2:2 Ginczek (57.)   Gelbe Karten: Polanski - Stark, Balitsch, Pogatetz, Feulner | Schiedsrichter: Kinhöfer (Herne) | Zuschauer:  29.000

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