Wolf: "Das sind immer noch meine Jungs"

29.12.2012, 13:35 Uhr
Sehnsüchtig erinnert sich mancher Clubfan an einen jubelnden Andreas Wolf im FCN-Trikot.

© Zink Sehnsüchtig erinnert sich mancher Clubfan an einen jubelnden Andreas Wolf im FCN-Trikot.

Bonjour, Monsieur Wolf!

Andreas Wolf: Hallo. Das ist ja eine nette Überraschung!

Sagen Sie doch mal was auf Französisch: Zum Beispiel: Das Wetter ist schön. Oder: Die Legende lebt.

Wolf: Hmm, nicht so einfach. Unsere Französisch-Lehrerin ist leider krank geworden, erst im Januar geht’s weiter. Aber dafür kann meine kleine Tochter schon recht gut Französisch. Besser als wir jedenfalls.

Aber die ist doch erst dreieinhalb.

Wolf: Im Kindergarten geht das bemerkenswert schnell, wirklich. Sie kann sogar schon französische Weihnachtslieder, die singt sie uns dann immer zu Hause vor. Nur verstehen wir eben nicht viel davon.

Wie ist der Winter so an der Côte d’Azur?

Wolf: Kalt, zurzeit haben wir so zwölf, 13 Grad.

Minus?

Wolf: Plus, aber das fühlt sich an wie deutlich weniger. Hängt angeblich mit der Luftfeuchtigkeit zusammen. Wir sind ja hier am Meer.

Haben Sie schon eine eigene Yacht?

Wolf (lacht): Dafür muss ich erst noch ein paar Jahre Fußball spielen. Aber es ist schön, die Dinger hier herumstehen zu sehen. Es gibt in Monaco wirklich unglaublich viele Reiche.

Und fast nur Reiche. In Ihrer alten Heimat sieht das etwas anders aus.

Wolf: Man darf das eine nicht mit dem anderen vergleichen. In Monaco wird man keine Bettler sehen. Aber es ist traurig genug, dass es woanders viele Menschen gibt, die auf fremde Hilfe angewiesen sind.

Wie der kleine Sascha und die kleine Lina, für die Sie sich eingesetzt haben. Beide brauchten dringend einen Stammzellenspender. Haben Sie mal wieder von ihnen gehört?

Wolf: Erst heute habe ich Post bekommen. Es geht ihnen, so viel ich weiß, besser. Das freut mich wirklich sehr.

Auf die gute Nachricht hätte man sich einen Glühwein gönnen können auf dem monegassischen Christkindlesmarkt.

Wolf: Den gibt es hier tatsächlich, nur waren wir nicht dort. In Monaco ist ständig was anderes los. Man merkt einfach, dass die Menschen hier unheimlich viel Geld haben, dass sie sich mehr leisten können als andere.

Aber dafür auf engstem Raum zusammenleben. Muss man da nicht ab und zu mal raus?

Wolf: Stimmt schon, Monaco ist sehr klein. Nizza oder Cannes sind aber nicht weit weg. Wenn man will, ist man auch in einer guten Stunde beim Skifahren. Oder in eineinhalb Stunden in Genua oder in zwei Stunden in Mailand. Man kann hier wirklich viel erleben.

Tatsächlich — auch in der Weihnachtszeit?

Wolf: Schon, aber ich muss sagen: Mir fehlt der Schnee.

Dafür sind die Fußballplätze grün und angenehm weich. Wie läuft’s bei der Association Sportive de Monaco Football Club?

Wolf: Unser Ziel ist ganz klar der Aufstieg. Die ersten drei gehen hoch, wir sind Zweiter. Aber das soll erst der Anfang sein. Wir haben einen sehr wohlhabenden Präsidenten (den Oligarchen und Multi-Milliardär Dimitri Rybolovlev, d. Red.), der konsequent dahintersteht, das macht auch nicht jeder. Hier entsteht etwas Großes.

Wie groß genau?

Wolf: Der AS Monaco ist nach wie vor ein namhafter Verein. Wir möchten so schnell wie möglich wieder international dabei sein.

Andi Wolf in der Europa League, vielleicht sogar in der Champions League?

Wolf: Mein Vertrag läuft noch bis 2015. Mal schauen, wie zufrieden die hier mit mir sind.

Immerhin sind Sie Kapitän Ihrer Mannschaft — ein heikles Amt, wenn man Profis aus 14 Nationen beieinander hat?

Wolf: Ganz ehrlich: Das ist ganz schön anstrengend. Wir unterhalten uns meistens auf Englisch. Wer es verstehen will, versteht es. Und wer es nicht verstehen will, versteht es eben nicht. Aber wenigstens kann ich mein Englisch ein wenig auffrischen.

In Nürnberg war es demnach einfacher, Kapitän zu sein?

Wolf: Ja, schon. Aber ich will mich nicht beklagen, es geht uns wirklich gut hier. Ab und zu haben wir zwar Heimweh, aber so ist das jetzt nun mal. Dafür waren wir über die Feiertage daheim. Bei meinen Eltern, bei meinen Schwiegereltern, bei meinen Freunden. Das brauchte ich für den Kopf.

Und Sie haben nicht nur in Nürnberg Spuren hinterlassen. Im Presseraum des Bremer Weserstadions hängt noch ein imposantes Bild von Ihnen, obwohl Sie nur ein halbes Jahr da waren. Überrascht?

Wolf (lacht): Luana (Valentini, Öffentlichkeitsarbeiterin des 1. FCN, d. Red.) hat es mir gleich geschickt. Schön, wenn man sich noch an mich erinnert.

Haben Sie kürzlich das 1:1 Ihrer Ex-Vereine verfolgt?

Wolf: Natürlich. Schade für die Jungs.

Für welche?

Wolf: Na für uns, für den Club, das sind immer noch meine Jungs. Werder hatte die besseren Chancen, aber wenn man spät in Führung geht, will man auch gewinnen.

Wie verfolgen Sie die Bundesliga in Monaco?

Wolf: Oft übers Internet. Und wenn die den Club nicht zeigen, muss ich eben alle fünf Minuten irgendwo einen Live-Ticker aktualisieren. Ich fiebere schon noch mit.

Man geht niemals so ganz?

Wolf: Ich werde immer an dem Verein hängen, ich habe 14 Jahre da verbracht, bin da groß geworden. Ich hatte meine besten Jahre beim Club, und Nürnberg wird immer meine Heimat bleiben.

Zu welchem der ehemaligen Kollegen beim 1. FC Nürnberg haben Sie noch Kontakt?

Wolf: Mit Daniel Klewer bin ich eng befreundet, auch mit Marek Mintal, Udo (Rauh, d. Red.), Chicco (Vogt, d. Red.) und Martin Bader telefoniere ich hin und wieder. Oder wir schreiben uns SMS. Wir haben schließlich gemeinsam viel erlebt.

Und nicht zu vergessen: Per Nilsson.

Wolf: Klar, Pelle, der hat mich sogar schon besucht in Monaco. Schön, dass es so was gibt. Der Club und Andi Wolf werden niemals untergehen!

Auch nicht auf der eigenen Yacht, eines Tages?

Wolf: Ich kann ganz gut schwimmen.

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