Der neue Club: Ärmel hochkrempeln, Wucht entwickeln

11.4.2017, 06:32 Uhr
"Wir müssen daran arbeiten, Tore zu schießen, Chancen zu kreieren", meint Hanno Behrens - und will nun mit gutem Beispiel vorangehen.

© Sportfoto Zink / WoZi "Wir müssen daran arbeiten, Tore zu schießen, Chancen zu kreieren", meint Hanno Behrens - und will nun mit gutem Beispiel vorangehen.

Das ist eigentlich gar nicht so schwer. Tore schießen kann jeder, selbst ein defensiver Mittelfeldspieler wie Hanno Behrens vom 1. FC Nürnberg. In der Vorsaison hatte er nach dem 28. Spieltag bereits fünfmal getroffen und damit viermal öfter als in der laufenden Zweitliga-Runde. Auch Behrens tut sich gerade extrem schwer damit, sich in Strafraumnähe selbst in Position zu bringen oder für einen der Kollegen präzise aufzulegen.

Die Gesamtzwischenbilanz 2017 liest sich jedenfalls einigermaßen ernüchternd: Nur insgesamt acht Tore in elf Spielen haben die Nürnberger geschafft, darunter zwei Elfmeter, in sechs der letzten acht Partien ging der Club offensiv sogar komplett leer aus. Warum das so ist, kann Behrens nicht sagen, so harmlos kennt er seine Mannschaft eigentlich nicht – die sich in den vergangenen Monaten kontinuierlich verändert hat. Sage und schreibe 30 Fußballer setzte der 1. FC Nürnberg seit Anfang August bereits ein, das ist ein Top-Wert in der Zweiten Liga, mehr schafften bislang bloß der KSC (33), Fürth, 1860 (je 32) und Sankt Pauli (31). Dresden kam mit 22 aus.

Es wird eben gerade einiges ausprobiert beim Club, viel gebracht hat es nicht, auch einer wie Behrens bemüht sich gerade meist vergeblich darum, etwas mehr Struktur einfließen zu lassen. Besonders jenseits der Mittellinie. "Wir müssen daran arbeiten, Tore zu schießen, Chancen zu kreieren", sagt Behrens, "bis ins letzte Drittel haben wir gut gespielt, aber dann fehlte der letzte, der entscheidende Pass, die letzte Konsequenz."

Das ist nicht neu, muss sechs Runden vor Schluss aber doch nachdenklich stimmen. Am Samstag, im Heimspiel gegen Erzgebirge Aue (Anstoß 13 Uhr, live auf nordbayern.de), muss der 1. FC Nürnberg treffen, um sich und das Umfeld wieder etwas zu beruhigen. Selbst ein Unentschieden könnte zu wenig sein beim erklärten Versuch, so schnell wie möglich für klare Verhältnisse zu sorgen. Der Vorsatz eint den ganzen Club. "Ich habe keine Lust", sagt etwa Tobias Kempe, "in zwei oder drei Wochen noch gegen den Abstieg zu spielen." In Würzburg oder gegen Stuttgart wäre das, auch die letzten drei Gegner (Sandhausen, Düsseldorf, Kaiserslautern) dürften anstrengend werden.

An den ständigen Systemumstellungen, davon ist Behrens überzeugt, liegt es nicht, sonst wären auch passable Phasen wie in der zweiten Halbzeit gegen Karlsruhe und in Hannover oder in der ersten halben Stunde gegen Sankt Pauli nicht möglich gewesen. "Wir sind sehr gut reingekommen, da hat es gepasst, da konnten wir umsetzen, was wir machen wollten", sagt Behrens, umsetzen, was Köllner gefordert hat. "Der Trainer hat einen Matchplan, ihm ist Taktik wichtig", sagt Behrens, "jetzt müssen wir zusehen, dass wir das als Mannschaft hinkriegen, es geht nur zusammen."

Fast wieder komplett

Immerhin ist der Kader fast wieder vollzählig; am Dienstag sollen auch die zuletzt schmerzlich vermissten Strategen Möhwald und Margreitter wieder ins Mannschaftstraining einsteigen, so dass nur noch die Langzeitverletzten (Sabiri, Parker, Lippert) fehlen. Zumindest personell also gute Voraussetzungen, "um es zu erzwingen", wie Behrens fordert, "wir müssen jetzt die Ärmel hochkrempeln und Gas geben".

Der Ernst der Lage sei jedem bewusst, versichert auch der Kollege Möhwald, der auch inhaltliche, programmatische Korrekturen für sinnvoll halten würde. "Wir sollten nicht versuchen, alles spielerisch zu lösen", sagt Möhwald, der gerne alles spielerisch löst, "sondern müssen wieder mehr Wucht entwickeln." So wie die anderen halt auch.

In der Einheit vom Montag sah das vor dem Tor bei den meisten recht unbeholfen aus, selbst ohne direkten Gegenspieler. Aber noch bleiben ja vier Tage. Zum Üben.

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