DFB zeichnet Nürnbergs Ultras aus

28.8.2013, 18:38 Uhr
Die Jenö-Konrad-Choreographie der Club-Fans vor dem fränkisch-bayerischen-Heimderby 2012 wurde vom DFB geehrt.

© Sportfoto Zink/DaMa Die Jenö-Konrad-Choreographie der Club-Fans vor dem fränkisch-bayerischen-Heimderby 2012 wurde vom DFB geehrt.

„Die gemeinschaftliche Aktion ist ein schönes Beispiel für die Schnittmenge zwischen Nürnberger Fanszene und Club, ein klares Bekenntnis, dass wir uns zusammen gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit aussprechen und klar machen, dass dafür kein Platz im Fußballstadion in Nürnberg ist.“, sagt Martin Bader, Sportvorstand beim 1. FC Nürnberg. Christian Mössner von den Ultras Nürnberg ergänzt: "Es ist eine schöne Sache, dass dieses Thema auch Monate später auf diese Art noch einmal in Erinnerung gerufen wird."

Der Club ist stolz auf seine Geschichte. Mittlerweile ist Frankens Herz- und Schmerzverein auch bekannt für die Auseinandersetzung mit den dunklen Kapiteln seiner über 112-jährigen Historie. Dies bewiesen die Ultras Nürnberg im Vorfeld des fränkisch-bayerischen Prestigeduells gegen den FCB im November 2012 (1:1), indem sie Ex-Coach Jenö Konrad eine imposante Choreographie widmeten.

Der einstige ungarische Nationalspieler trainierte den Club zwischen 1930 bis 1932, ehe er vor dem verbrecherischen NS-Regime fliehen musste. Noch vor der Machtergreifung Hitlers hatte der "Stürmer" - von Julius Streicher in Nürnberg herausgegeben - eine Hetzkampagne ("Der 1. FCN geht am Juden zugrunde") gegen den Mann gestartet, der die Rot-Schwarzen 1932 ins Halbfinale der Deutschen Meisterschaft (0:2 gegen den FC Bayern) dirigierte. Konrad musste die sportliche Leitung am Zabo abgeben, verließ die Frankenmetropole in Richtung Wien und emigrierte schließlich 1940 - nach jahrelanger Flucht vor den Nazis - mit seiner Familie in die USA.

Doch Konrad blieb auch nach seinem erzwungenen Abschied aus der Noris im Kollektivgedächtnis der Stadt. Für die Vereinschronik hatte der Trainer - unmittelbar vor seiner Flucht - ein signiertes Foto mit dem Spruch hinterlegt: "Der Club war der erste. Und muss der erste werden". Dieser Satz bildete neben dem Konterfei Konrads das Zentrum der Choreographie, für den die Ultras nun in Karlsruhe geehrt wurden. Ebenfalls mit dem zweiten Preis bedacht wurde der 1. FC Nürnberg, der im Januar 2013 bei einer Gedenkveranstaltung mit Konrads Tochter Evelyn an den Ausschluss der jüdischen Vereinsmitglieder in den 30er Jahren erinnerte, große Schritte bei deren Reintegration in die Club-Familie unternahm und klare Zeichen gegen Rassismus und Antisemitismus setzte.

Der Julius-Hirsch-Preis wurde vom DFB zum neunten Mal in Erinnerung an den gleichnamigen deutschen Nationalspieler jüdischen Glaubens verliehen. Karlruhe als Ort der Veranstaltung erklärt sich dadurch, dass Julius Hirsch in der Fächerstadt mit dem Fußballspielen begann und 1910 mit dem Karlsruher FC die Deutsche Meisterschaft gewann. An der Jurysitzung und der anschließenden Zeremonie in Baden nahm unter anderem auch Charlotte Knobloch teil - zwischen 2006 bis 2010 Präsidentin des Zentralrates der Juden.  Den ersten Platz schnappte sich der SJC Hövelriege, der mit mit einer 60-köpfigen Jugendgruppe die Gedenkstätten Kalavrita und Distormo besuchte und Zeitzeugen traf. Auf Platz drei reihte sich der SC Heucheldorf aus Würzburg ein, der ein Begleitprogramm zu der Ausstellung "Kicker, Kämpfer und Legenden - Juden im deutschen Fußball" gestaltet hat.

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