Einmal mehr kein Risiko: Transferpolitik beim FCN

3.2.2015, 05:59 Uhr
Einmal mehr kein Risiko: Transferpolitik beim FCN

© Zink

Spätestens als die DFL am Montagmittag dann die finale Transferliste vor dem offiziellen Ende der Wechselfrist veröffentlichte, war endgültig klar, dass das zuletzt so heftig rotierende Personalkarussell am Valznerweiher zum Stillstand gekommen ist.

Heruntergeschleudert wurden mit Cristian Ramirez (zu Ferencváros Budapest) und etwas überraschend auch Daniel Candeias (zum FC Granada) zwei Reservisten, deren vom Verein forcierten Abgänge als unspektakuläre Kaderkorrekturen gelten dürfen. Der talentierte, aber taktisch oft überforderte Ramirez ließ erahnen, warum ihn Fortuna Düsseldorf an einen potenziellen Aufstiegskonkurrenten ausgeliehen hatte. Und der schwer zu integrierende Wandervogel Candeias baute nach einer imponierenden Premiere beim 4:0-Sieg in Berlin immer mehr ab und hatte nicht zuletzt wegen seiner Sprachprobleme beim kommunikativen Weiler einen schweren Stand.

Gerne losgeworden wären sie am Valznerweiher auch noch das kostspielige Flaggschiff der sommerlichen Fehlgriffe, doch fand sich für Dave Bulthuis offenbar kein zahlungswilliger Abnehmer. Somit bleibt der eigentlich schon aussortierte Niederländer Weilers einzige Alternative für die linke Abwehrseite – gewiss nicht unbedingt eine auf bedingungslosem Vertrauen basierende Idealkonstellation.

Wieder komplettiert wurde der Kader dafür durch drei Offensivkräfte, von denen zunächst allein Sebastian Kerk eine Rolle spielen dürfte. Der für eineinhalb Jahre vom SC Freiburg ausgeliehene „U 20“-Nationalspieler ist zwar noch kein gestandener Profi, wirkt aber extrem motiviert, ist pfeilschnell und verfügt auch über einen gewissen Spielwitz. Die erst am Wochenende verpflichteten Nachzügler, der Österreicher Guido Burgstaller (Cardiff City) und der Schweizer Adrian Nikci (Hannover 96), haben ihr Können zwar schon in ihren Heimatländern bewiesen und sind mit 25 Jahren auch im besten Fußballeralter, müssen sich aber mangels Spielpraxis und Fitness „sicher erst einmal hinten anstellen“, wie es Sportvorstand Martin Bader formulierte.

Eine talentierte Leihgabe aus dem Bundesligakeller sowie zwei kostengünstige, relativ risikolose „Wundertüten“, bei denen momentan kaum absehbar ist, ob und wann sie dem Club wirklich weiterhelfen können und die Weiler vielsagend als „Erweiterung des Kaders“ bezeichnet – die Personalpolitik eines ambitionierten Vereins, der mit aller Macht noch einmal oben angreifen will, sieht gewiss anders aus. Insofern verwundert es nicht, dass Weiler beim Thema Aufstieg nur mehr dezent genervt reagiert. Der ehrgeizige Schweizer hatte explizit echte Verstärkungen gefordert und sich gegen eine personelle Aufrüstung „in der Breite“ ausgesprochen. Auch Fußballabteilungsleiter Wolfgang Wolf kündigte an, nur Spieler zu holen, „die uns sofort weiterhelfen, alles andere wäre Aktionismus“.

„Haben es nicht mehr in der Hand“

Doch spätestens Baders Aussagen beim Neujahrsempfang des Vereins ließen erahnen, dass man die einst als Saisonziel proklamierte Bundesligarückkehr intern so gut wie abgehakt hat. „Wir haben es nicht mehr in der eigenen Hand“, betonte Bader mit Blick auf die Tabelle, die den Club dank der kleinen Siegesserie unter Weiler zwar nur noch sechs Punkte hinter dem Relegationsplatz notiert sieht, aber eben auch nur auf Platz acht. Was bedeutet, dass man ja mindestens fünf der sieben recht stabil wirkenden oder prominent verstärkten Spitzenteams überholen müsste. Genau das scheint man dieser auf etlichen Positionen medioker besetzten Mannschaft nicht zuzutrauen. Und um sie so zu optimieren, dass eine Aufholjagd nicht zur „Mission Impossible“ wird, fehlen wohl doch die finanziellen Mittel.

„Unser Ziel bleibt es, irgendwann wieder in der Bundesliga zu spielen“, versicherte Bader den Sponsoren, sogar „so schnell wie möglich“. In dieser Saison wolle man aber nur noch „einfach Fußball spielen und schauen, was passiert“.

Ein Motto, das derzeit wohl auch die Transferaktivitäten beim Club ganz gut beschreibt.

56 Kommentare