Erras verlängert vorzeitig, Förster flieht nach Sandhausen

17.8.2017, 12:47 Uhr
Erras verlängert vorzeitig, Förster flieht nach Sandhausen

© Sportfoto Zink

Am vorletzten Spieltag der Vorsaison war Patrick Erras auf den Platz zurückgekehrt - nach über einem Jahr Zwangspause bei den Profis. In der 81. Minute gegen Düsseldorf wurde er beim Stand von 2:2 eingewechselt. Dass am Ende die Fortunen beim FCN die Oberhand behielten, war in einer sportlich eh schon unbefriedigenden Club-Saison vielleicht auch daher weniger schlimm. Die Fans beklatschen und bejubelten sein bereits mehrfach verschobenes Comeback jedenfalls ausgiebig.

Wertvolles Defensivjuwel

In der Vorbereitung gab es für sympathischen, weil enorm bodenständigen Oberpfälzer dann jedoch den nächsten Rückschlag. Das rechte Knie des Nürnberger Defensivjuwels, das Mitte März 2016 bei einem Trainingsunfall zetrümmerte, bereitete zwar keine Probleme, aber die Oberschenkelmuskulatur, aus der Material für das damals gerissene Kreuzband entnommen worden war, machte Schwierigkeiten - und verhinderte, dass Erras in der neuen Saison bislang an Nürnbergs Pflichtspiel-Betrieb teilhaben konnte. Wie wertvoll der 22-Jährige für den Club ist, hat man nun dennoch deutlich gemacht. Der im nächsten Sommer auslaufende Vertrag wurde vorzeitig verlängert.

"Auch in seiner Reha-Phase haben wir nie das Vertrauen in ihn verloren und freuen uns, dass unser Eigengewächs, das seine Ausbildung im Nachwuchsleistung genossen hat, dem Verein weiter erhalten bleibt", kommentiert dies Sportvorstand Andreas Bornemann auf der vereinseigenen Web-Site, als die Tinte auf Erras Arbeitspapier trocken war. "Pati hat bereits unter Beweis gestellt, wie wichtig er für den Verein sein kann", hatte Nürnbergs Personalplaner an gleicher Stelle da bereits schon erwähnt. Er hätte das eigentlich nicht machen müssen.

Jeder, der es mit dem Club hält, erinnert sich an die Zeit, als der 1,96-Meter-Schlacks beginnend mit seinem überraschenden Debüt im Oktober 2015 als Nürnbergs neuer Shootingstar auffällig wurde. 16 Spiele blieb der FCN mit Erras ungeschlagen. Der Raigeringer hatte entscheidenden Anteil daran, beeindruckte in der Mittelfeld-Zentrale mit starken Leistungen und steuerte zudem fünf Tore zur fränkischen Feel-Good-Serie bei. Glücksbringer, Aufsteiger, Talisman: Erras, dem all diese Etiketten seitdem anhaften, und sein Club schienen auf einem fortwährenden Höhenflug, ehe der Oberpfälzer im März 2016 im Training die Kontrolle über seinen langen und schweren Körper verlor. Die erschütternde Erkenntnis wenig später war, dass in Erras rechtem Knie lediglich zwei Bänder ganz geblieben waren – Diagnose Totalschaden!

Von den Rückschlägen in der Vorbereitung lässt sich der Club-Youngster nicht aufhalten, in der strapaziösen und langwierigen Reha hat er auch gelernt, geduldig zu sein. Fristen mit Blick auf ein neuerliches Comeback will sich Erras nicht setzen – und arbeitet enorm fleißig daran, dass es schnell kommt. "Ich freue mich, dass der Club mich trotz meiner schweren Verletzung nie aufgeben hat und mir auch weiter das Vertrauen entgegenbringt. Ich werde alles dafür tun, so bald wie möglich wieder auf dem Platz zu stehen, um dort wieder meine Leistung zeigen zu können", lässt der Club-Liebling auf der FCN-Homepage ausrichten.

Kurpfalz, Nürnberg, Kurpfalz

Erras bleibt dem Club also treu. Ein anderer Spieler mit weit geringerem Standing sagt dem Altmeister indes Ade. Philipp Förster, der erst im Winter aus Mannheim kam, verlässt den FCN nach nur einem halben Jahr wieder. Seine zuvor am Waldhof gezeigten Qualitäten konnte Förster bei den FCN-Profis nicht im Pflichtspielbetrieb unter Beweis stellen. Der junge Mittelfeldstratege, der in der Jugend des VfB Stuttgart mit Joshua Kimmich und Timo Werner zusammenspielte, wechselt zum SV Sandhausen.

Bei Nürnbergs Ligakonkurrentem trifft Förster auf Kenan Kocak, der den gebürtigen Brettener bereits in Mannheim als Trainer unter seinen Fittichen hatte. Die von Andreas Bornemann vorgenommene Verabschiedung aus der Noris fällt wohl auch aufgrund von Försters geringer Ertragsbilanz beim FCN relativ lapidar aus. "Philipp ist mit der Bitte um eine Vertragsauflösung an uns herangetreten. Diesem Wunsch sind wir nachgekommen".

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