Es begann so gut: Rakovskys letzte Flüge für den FCN

18.5.2017, 11:19 Uhr
Es begann so gut: Rakovskys letzte Flüge für den FCN

© Sportfoto Zink

Drei Trainingseinheiten sind es noch für Patrick Rakovsky im Sportpark Valznerweiher, in seiner viertletzten am Mittwoch gab sich der Torwart wie immer sehr viel Mühe. Obwohl er eigentlich nur noch für sich fliegt und schwitzt. Und für seinen künftigen Arbeitgeber.

USA und schönere Perspektiven

Nach sechs Jahren wird er den 1. FC Nürnberg nächste Woche verlassen. Wie es dann weitergeht? Rakovsky weiß es selbst nicht. Immerhin seine privaten Pläne sind konkret. Mit seiner Freundin wird er in die USA fliegen und danach hoffentlich einen Vertrag unterschreiben, möglicherweise wieder bei einem Zweitligisten, vielleicht auch bloß bei einem Drittligisten oder irgendwo im Ausland. Seine Berater suchen derzeit noch einen neuen Verein für den mittlerweile 24-Jährigen. Einen Verein, der ihm schönere Perspektiven bieten kann als sein Club zuletzt.

Dabei hatte alles so wunderbar angefangen, fast wie gemalt. Im August 2011, vor dem Bundesligaspiel in Dortmund, meldete sich Raphael Schäfer mit einer schweren Sehnenverletzung für die nächsten zwei bis drei Monate ab. Im Westfalenstadion debütierte ein gewisser Rakovsky, mit 18 und als drittjüngster Torwart der Bundesliga-Geschichte. Vor knapp 80.000, in einer der aufregendsten Arenen hierzulande. "Vom ersten Tag an Ruhe ausgestrahlt" habe dieser rotzfreche Kerl, lobte Trainer Hecking, "auf der Linie ist er wirklich klasse". Und auch sonst stark genug, um die Nummer eins in den nächsten zwei bis drei Monaten anständig vertreten zu können. "Ich freue mich", sagte Rakovsky nach dem 0:2 in Dortmund dieser Zeitung, "dass sie mir vertrauen."

Dass sich Rakovsky drei Wochen später den Zeigefinger brach und plötzlich Alexander Stephan zwischen den Pfosten stand, war natürlich großes Pech. Nach seiner Genesung vertrauten sie ihm trotzdem häufig bloß noch in personellen Notfällen. Also wenn Schäfer mal wieder nicht konnte.

Märchenhafter Beginn, trostloses Ende

Somit liest sich Rakovskys Bilanz nach sechs Jahren Nürnberg einigermaßen trostlos. 39 Spiele in der Ersten und Zweiten Liga hat er machen dürfen für den Club und 55 in der Regionalliga. Der ehemalige Junioren-Nationaltorwart hatte sich im Sommer 2011, als sie ihn für eine immerhin sechsstellige Ablöse vom FC Schalke holten, deutlich mehr versprochen von seinem Wechsel.

Behutsam sollte er an höhere Aufgaben herangeführt werden, hieß es stets, aufgebaut werden zur künftigen Nummer eins, wenn Schäfer eines fernen Tages aufhören sollte. Jetzt hört Schäfer auf, mit 38 - und Rakovsky muss den Verein verlassen.

"Verkettung unglücklicher Umstände"

"Es ist anders gelaufen, als wir uns das vorgestellt haben", sagt auch sein Berater Andreas Siebert, hin und wieder sei eine "Verkettung unglücklicher Umstände" der Grund gewesen für Rakovskys zähen Karriereverlauf. Mit 24 möchte er jetzt neu anfangen, seinen Club hinter sich lassen, über den er kein schlechtes Wort verliert. "Er hat nie Theater gemacht", versichert Berater Siebert, "auch wenn es in ihm gebrodelt hat." "Ich habe hier viel Positives erlebt und viel Negatives", sagt Rakovsky, "aber die sechs Jahre haben mich auch gestärkt."

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