FCN-Coach im Fokus: Auch für Schommers geht's um viel

29.3.2019, 15:46 Uhr
Da hinten ist der Klassenerhalt: Boris Schommers wäre mittelfristig gerne mehr als nur der Interims-Cheftrainer des 1. FC Nürnberg.

© Sportfoto Zink / DaMa Da hinten ist der Klassenerhalt: Boris Schommers wäre mittelfristig gerne mehr als nur der Interims-Cheftrainer des 1. FC Nürnberg.

Es gab und gibt Fußballtrainer, die würden bei so einer bedeutsamen Veranstaltung wie am Samstagnachmittag im Max-Morlock-Stadion Gras fressen lassen oder mindestens qualmende Socken einfordern. Abstiegs-Kampf halt. Und es gibt Fußballtrainer wie Boris Schommers.

Auch Donnerstag am frühen Nachmittag, in der Pressekonferenz vor dem Heimspiel gegen den FC Augsburg, imponierte er. Schommers, gerade 40 geworden, ist kein Freund von krachenden Ansagen oder Durchhalteparolen. Wohltuend ruhig und sachlich hat er auch seine ersten fünf Bundesliga-Partien in verantwortlicher Stellung analysiert, in denen sie seinem Club zumindest nicht mehr den Kasten vollgehauen haben.

Vertrag läuft aus

Einen Punkt hat Schommers bisher mitnehmen können, bei seiner Premiere gegen Dortmund, danach aber viermal verloren mit seiner Mannschaft, überwiegend knapp. Im Umfeld wird seitdem gerätselt, ob ein 0:1 tatsächlich besser sein könnte als ein 1:3. Verloren ist verloren, das gilt auch für den offiziellen Interims-Cheftrainer des 1. FC Nürnberg.

Auf der Vereins-Homepage wird seine Stelle exakt so beschrieben, Schommers arbeitet somit ohne irgendwelche Garantien und zeitlich befristet. Sein Vertrag läuft am 30. Juni aus; würde er sich bloß an den Ergebnissen messen lassen, hätte er wohl wenig Argumente für eine dauerhafte Beförderung, es wäre eine Bewerbung mit Schönheitsfehler. Trotzdem geben sie ihm beim Club gute Noten. Weil er es geschafft hat, die Mannschaft zu stabilisieren, besonders mental.

In praktisch jeder Einheit wird mal kräftig gelacht, ein bisschen Spaß muss sein, auch oder erst recht bei einem Tabellenletzten, der genau heute vor einen halben Jahr zum vorerst letzten Mal gewonnen hat. Gegen Augsburg soll die atemberaubende Negativserie von mittlerweile 20 Auftritten ohne einen Sieg zu Ende gehen - beziehungsweise muss, soll es nicht zappenduster werden in Nürnberg.

 

Schommers erwartet einen "Gegner auf Augenhöhe", aber bitte nicht missverstehen, "ich möchte niemandem zu nahe treten". Die Augsburger haben schließlich fast doppelt so viele Punkte wie sein Club, sind am Horizont aber zumindest noch schemenhaft zu erkennen.

Warten auf den Sportvorstand 

Woran sich Schommers also messen lassen möchte? "Wenn die Mannschaft meine Erwartungen an sie erfüllt, bin ich erst mal zufrieden", sagt er, "über alles weitere brauche ich mir keine Gedanken zu machen." Das würde auch nicht viel bringen, weil er seit dem 11. Februar ja keinen direkten Vorgesetzten mehr hat.

Erst wenn der neue Sportvorstand gefunden ist (was noch Wochen dauern kann), wird Schommers erfahren, ob ihn der Club auch über den 30. Juni hinaus behalten möchte und vor allem für welche Position. Somit bleibt ihm nicht viel anders übrig, als sich tagtäglich für höhere Aufgaben zu empfehlen.

Dass er sich die Erste oder Zweite Liga zutraut, schwingt höchstens zwischen den Zeilen mit. In der knapp zweiwöchigen Pause durfte Schommers auch schon das eine oder andere längere Interview geben, in denen er viel von Vertrauen und positiven Ansätzen sprach, ohne dabei weltfremd zu klingen.

"Druck habe ich ja, seitdem ich hier sitze" 

Schommers weiß um die prekäre Lage, lässt aber wenig unversucht, um auch seiner Vita in nächster Zeit noch ein paar Erfolge hinzuzufügen. Angst, sich den Namen zu ruinieren, hat Schommers nicht, sonst wäre er nach Michael Köllners Beurlaubung in der zweiten Reihe verharrt. In der ersten wirkt die rheinische Frohnatur sehr sympathisch beim Versuch, die wöchentlichen Endspiele zu moderieren. Obwohl er mit der Bezeichnung nicht viel anfangen kann. "Für mich ist es kein Endspiel", sagt Schommers, "sondern nur das nächste Spiel, ein sehr wichtiges." Verbunden mit gewaltigem Druck, auch für ihn. "Druck", sagt Schommers, "habe ich ja, seitdem ich hier sitze." Als Interims-Cheftrainer des 1. FC Nürnberg. 

 

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