Franken Hexer: Jung, sympathisch - erfolglos

3.3.2009, 00:00 Uhr
Franken Hexer: Jung, sympathisch - erfolglos

© Karlheinz Daut

Der kleine Junge mit dem Afro auf dem Kopf und dem Flaum auf der Oberlippe streckt die Hand aus, obwohl er eigentlich nichts zu sagen hat. Also übernimmt Alex Krüger die Gesprächsführung. Schön, dass du da warst, sagt er, und: Wir würden uns freuen, wenn du wieder kommst. Der Arbeitstag des Trainers und sportlichen Leiters der Franken Hexer endet nicht mit dem Abpfiff. Wenn es darum geht, zu begeistern, hat Krüger nie Feierabend. «Wenn die Kinder später im Bett liegen«, sagt der Ex-Bundesliga-Profi, «und vom orangefarbenen Lederball träumen, haben wir etwas richtig gemacht.«

Konstanz fehlt den jungen Spielern

An diesem Abend hatten schon seine Spieler viel richtig gemacht. 74:65 lautet das Ergebnis gegen Speyer, optisch war der Unterschied zwischen den Hexern, dem Vorletzten der ProB genannten dritten Liga, und dem Letzten größer. Nürnberg hat mit Bastian Doreth den besseren Spielmacher, mit Stefan Schmidt den besseren Center, mit Juan Reile, Manuel Imamovic und Marco Miklos die besseren Unterstützungs- und mit Dominik Schneider den besseren Führungsspieler. Doreth, Schmidt, Reile, Imamovic und Miklos aber sind erst seit kurzem wahlberechtigt, Schneider (23) kaum älter. Und mit «19, 20 Jahren fehlt es dir einfach noch an der Konstanz«.

Christian Imberi darf das behaupten, einst war der Flügelspieler mit 18 Jahren der jüngste Spieler eines jungen Nürnberger Zweitligateams, acht Jahre später ist er der älteste Hexer. Komisch sei das, eine solch gute Stimmung wie bei dem verstärkten Jugendteam habe er jedoch nie zuvor erlebt. Dabei ließe ein Blick auf die Tabelle anderes vermuten. Vier Punkte fehlen den Hexern auf einen Nichtabstiegsplatz, auf sensationelle Siege folgten niederschmetternde Niederlagen. Den Hexern fehlt es an Konstanz, schon in jedem einzelnen Spiel. Krüger sagt: «In der Niederlage lernt man am besten, das Spiel zu verstehen.«

Ungeliebter Konkurrent aus Bamberg

Demnach haben die Hexer zuletzt viel über das Spiel gelernt. Noch mit dem Schriftzug Falke auf dem Trikot, noch mit Stephan Harlander als Trainer an der Seitenlinie, war der Kern der Hexermannschaft im Vorjahr mit nur fünf Siegen aus dreißig Spielen in der ProA abgestiegen. Harlander wurde von Bambergs Brose Baskets, dem ambitionierten Bundesliga-Partner, unschön abserviert und Krüger so mit einer schweren Hypothek belastet.

In der Nürnberger Basketballfamilie war Harlander der allseits beliebte Onkel, dem man auch nach zwei Bundesliga-Abstiegen und dem Anschluss an den ungeliebten einstigen Konkurrenten aus Oberfranken noch folgte. Nach Harlanders Demission und der Übernahme der ProB-Lizenz durch die ebenfalls aus Bamberg mitfinanzierten Franken Hexer aber wendeten sich viele wichtige Helfer vom höherklassigen Basketball ab. Wer also sollte künftig das Kampfgericht besetzen, wer Ab- und Aufbau in der Halle am Berliner Platz übernehmen, wer Karten, Bier, belegte Brötchen verkaufen?

Wertvolle Basisarbeit

Wer diese Fragen stellte, hat die Entwicklung der Hexer unterschätzt. 2002 mit dem Ziel gestartet, hiesigen Talenten den Sprung in den hochklassigen Basketball zu ermöglichen, haben die Gründer Herbert Geishöfer und Krüger seither Basisarbeit geleistet, Sichtungslehrgänge veranstaltet, mit Schulen zusammen gearbeitet und Kinder begeistern können. Auch deshalb ist die Halle trotz regelmäßig mehr als 500 Besuchern nach Hexer-Spielen geschwind geräumt. «Wir haben uns der McDonald’s-Strategie bedient«, erklärt Krüger schmunzelnd, «die Eltern müssen mithelfen - auch wenn sie es unausstehlich finden.«

Trotzdem stünde im Falle eines Abstiegs «ein Riesenfragezeichen« sowohl hinter dem Projekt als auch hinter der Bamberger Unterstützung und Krügers weiterem Engagement. Wie wichtig dem Bundesligisten sein mittelfränkischer Talentschuppen ist, haben die Baskets mit der Bezahlung einer US-amerikanischen Honorarkraft bewiesen. Steven Rush aber ist schon wieder verletzt. Vielleicht sagt Krüger auch deshalb, dass ein «Abstieg in Ordnung ist, wenn wirklich jeder sein Bestes gegeben hat«.