Franken Hexer: Und 2016 folgt die Meisterschaft

20.3.2009, 00:00 Uhr
Franken Hexer: Und 2016 folgt die Meisterschaft

© Wolfgang Zink

Wäre nur die Eselei nicht gewesen. Dirk Bauermann hatte gewagt, die Wahrheit auszusprechen. Bauermann hatte der Basketball-Bundesliga ihre vielfältigen Probleme aufgezeigt, die fehlende Identität und die lächerliche Nachwuchsarbeit. Dann aber entfuhr dem Trainer der Nationalmannschaft bei einer Podiumsdiskussion in Bamberg ein Satz, den er selbst vier Tage später als «Eselei« bezeichnete. «Wir beschäftigen amerikanische Spieler«, sagte Bauermann aufgebracht, «die in den USA im Supermarkt Kisten schleppen würden, wenn sie nicht hier spielen würden.« Das war zwar nicht ganz falsch, aber, weil in der Bundesliga eben auch US-Amerikaner spielen, die das geistige Potenzial besitzen, die Probleme unserer Welt zu lösen, war der Aufschrei groß. Besonders die Trainer, die junge deutsche Talente vor allem dazu brauchen, um den Spielberichtsbogen zu füllen, witterten Rassismus. Über die vielen wahren Dinge, die Bauermann gesagt hatte, wollte leider niemand mehr reden.

Kampf um den Klassenverbleib

Ohne ein vergleichbares mediales Echo zu provozieren, sagte auch Alex Krüger am Mittwoch einen Satz, den er vielleicht in sechs, sieben Jahren als Eselei wird bezeichnen müssen: «Diese Mannschaft hat die Perspektive, in drei, vier Jahren in die Bundesliga aufzusteigen. In sechs, sieben Jahren kann sie um den Titel mitspielen.« Nur zum Verständnis: Mit «dieser Mannschaft« meinte Krüger die Franken Hexer, seine Mannschaft, die derzeit in der ProB, der nominell Dritten Liga, den vorletzten Platz belegt und hinter deren Klassenverbleib derzeit ein großes Fragezeichen steht. Genau wie Bauermann hat Krüger aber auch noch viele wahre Sätze gesagt.

Anders als der Trainer der A-Nationalmannschaft sagte Krüger, der Trainer der Jugendnationalmannschaft, diese Sätze im vollen Bewusstsein, eine Eselei zu äußern. Eigentlich meinte er: Wenn uns die Stadt, das bayerische Kultusministerium, der deutsche Basketballbund und zunächst auch die Bamberger Brose Baskets, der bisherige Hauptgeldgeber, umfassender als bisher unterstützen, dann kann die erste Hexergeneration deutscher Meister werden, dann haben auch die folgenden Generationen die Chance, den Sprung in den Leistungssport zu schaffen, dann haben die Nachwuchscamps und Grundschulfestivals, die im vergangenen Jahr 2000 Nürnberger Schüler begeistert haben dribbeln und werfen lassen, und vor allem die schöne Idee einer Nürnberger Schulliga eine nachhaltige Zukunft.

«Eigene Identität für Nürnberg«

Sieben Jahre nach ihrer Gründung dürfen die Hexer stolz auf ihre Errungenschaften sein: Ihre Teams spielen in der semiprofessionellen ProB, der 2. Regionalliga, der Nachwuchs-Bundesliga und künftig in der Jugend-BBL. «Das ist ja das Paradoxe, der DBB macht uns zum Bundesstützpunkt, gleichzeitig stellt sich die Frage, ob und wie es überhaupt weitergeht«, erzählt Krüger kopfschüttelnd.

Bislang wird der Spielbetrieb der Hexer hauptsächlich von den Bamberger Brose Baskets finanziert. Der Bundesligist muss aber nach dem Verkauf der Arena selbst um seine Zukunft bangen. Auch in Bamberg stellt sich die Frage, ob und wie es weitergeht. Krüger glaubt ohnehin, dass «wir in Nürnberg eine eigene Identität brauchen. Wir müssen uns frei entwickeln können und dürfen nicht zum Zulieferprojekt für Bamberg werden.« In dieser Klarheit hatte man das von Krüger zuvor noch nicht gehört.

500.000 Euro für die Zukunft

Krüger und der erfahrene Trainer Herbert Geishöfer, die die Hexer 2002 gegründet hatten, haben konkrete Vorstellungen für die Zukunft: Schon allein wegen Wolfgang Heyder («kein anderer Manager bringt diese Entschlossenheit mit, den Nachwuchs zu fördern«) wollen sie weiter mit Bamberg kooperieren. Im Fall eines Abstiegs sollen die Hexer mit einer Wild-Card in der ProB gehalten werden, um Talente wie Stefan Schmidt und Bastian Doreth in Nürnberg zu halten. Ob der vielen maroden Klubs wird es voraussichtlich zu einer Neustrukturierung der Ligen kommen.

Vor allem soll das Budget auf eine halbe Million Euro angehoben werden. Wie das gehen soll, sagt Krüger nicht, dafür aber, wie es verwendet werden soll. Um mehr Trainer zu beschäftigen, Strukturen auszubauen und Talenten ideale Bedingungen zu bieten. «Jetzt haben wir unser Belastungslimit erreicht. Wenn wir so weitermachen, treten wir auf der Stelle.« Das Geld brauchen die Hexer (noch) nicht, um Spieler zu bezahlen («Spielen soll Spaß machen und umsonst sein«) und sie brauchen es auch nicht, um US-Amerikaner aus ihren Supermärkten nach Nürnberg zu locken. Das wäre ja auch wirklich eine Eselei.