Frankens Radsportler trauern um Heinz Jakobi

3.12.2014, 14:44 Uhr
Frankens Radsportler trauern um Heinz Jakobi

© Fotos: Marr

Die Wahl, welchem Sport er einmal seine Leidenschaft widmen würde, hatte Heinz Jakobi eigentlich nie. „Der Radsport lag bei mir bereits in der Wiege. Schon vor dem Ersten Weltkrieg war mein Vater Nürnbergs erster Deutscher Radsport-Meister, Sieger bei mehr als 300 Bahn-Rennen und damit einer der erfolgreichsten deutschen Rennfahrer“, erzählte Jakobi oft stolz. Mit 14 Jahren stieg er 1936 begeistert in die Fußstapfen seines Vaters Josef. Als 16-Jähriger gewann er Frankens Straßenmeisterschaft der A-Jugendklasse, doch ein Jahr später brach der Zweite Weltkrieg aus, der ihn um seine besten Jahre als Sportler brachte.

Erst ab 1947 gab es in Deutschland wieder regelmäßig Radrennen, bei denen der nun 25-jährige Heinz Jakobi im Trikot des RC Herpersdorf unaufhaltsam in die deutsche Spitzenklasse fuhr. Als Amateur war er Bayerischer Meister, Süddeutscher Meister, Sieger zahlreicher deutscher „Straßen-Klassiker“ und 1948 mit der Herpersdorfer Mannschaft Deutscher Meister über 100 Kilometer.

Harte Lehrjahre

1952 wagte Heinz Jakobi den Schritt ins Lager der damals sehr populären Profi-Steher. Nach zwei harten „Lehrjahren“ wurden seine Ausdauer und sein großer Ehrgeiz belohnt. 1954 gelang ihm mit zehn Saison-Siegen der Durchbruch in die Elite der Steherszene. Die Spitze unter den damals sehr zahlreichen und guten deutschen Profi-Stehern eroberte sich Heinz Jakobi 1956, als er mit dem belgischen Schrittmacher Martin Van den Bosch in Frankfurt die Deutsche Meisterschaft über 100 Kilometer gewann. Mit 32 Siegen war er im gleichen Jahr erfolgreichster Steher der Welt.

Zwei weitere deutsche Steher-Meisterschaften gewann er souverän 1958 und 1959 mit dem Katzwanger Schrittmacher Kurt Schindler. Am Reichelsdorfer Keller war das erfolgreiche fränkische Gespann kaum zu schlagen. Für seine vielen Fans galt Titelverteidiger Heinz Jakobi deshalb auch als absoluter Top-Favorit der Deutschen Stehermeisterschaft 1960, zumal diese am Reichelsdorfer Keller stattfand. Doch es sollte ganz anders kommen: Beim Nürnberger Saisonauftakt 1960 stürzte Jakobi nach einem Rahmenbruch an der Schrittmachermaschine schwer. Bei einer Geschwindigkeit von rund 75 Kilometern pro Stunde flog er in der Steilkurve in hohem Bogen über seinen Schrittmacher Kurt Schindler und dessen Maschine. Mit einem Schädelbruch und elf weiteren Knochenbrüchen musste er im Klinikum sofort mehrfach operiert werden.

Drama beim Saisonauftakt

Als er danach tagelang auf der Intensivstation lag, bangten seine fränkischen Fans um sein Leben. Erst nach einigen Wochen konnte Jakobi das Krankenhaus wieder verlassen. An eine Fortsetzung seiner Karriere war allerdings nicht mehr zu denken. 1961 wagte er trotz erheblicher Probleme und gegen den Rat seiner Ärzte einen Comeback-Versuch, der jedoch scheiterte. „Ich war völlig verzweifelt, wollte unbedingt wieder Rennen fahren, doch die Schmerzen an vier angebrochenen Wirbeln waren schon nach wenigen Minuten zu stark“, stellte er damals enttäuscht fest. Nach über zwanzig erfolgreichen Radsportjahren erklärte er schweren Herzens seinen Rücktritt vom Rennsport.

Jakobi blieb seinem Sport immer erhalten. Auch nach seinem Tod wird das gelten.

Jakobi blieb seinem Sport immer erhalten. Auch nach seinem Tod wird das gelten.

Im Sattel seines Fahrrads saß Heinz Jakobi, der Stammgast bei den Straßenrennen der Region und „am Keller“ war, bis ins hohe Alter noch immer gerne und regelmäßig. Auch etliche gesundheitliche Probleme in den letzten Jahren konnten ihn davon nicht abhalten: „Am liebsten fahre ich immer am Europa-Kanal entlang, wenn das Wetter einigermaßen passt. Das ist für mich die beste Medizin“, sagte der erstaunlich rüstige Altmeister an seinem 90. Geburtstag.

Zwei Jahre später, kurz nach seinem 92. Geburtstag, den er am 3. September feierte, stieg Heinz Jakobi letztmals in den Sattel. Am 17. November erlag er den Folgen eines Fahrrad-Unfalls. „Heinz Jakobi, der mein großes Vorbild und Idol war, wird mir ebenso wie seinen vielen einstigen Fans unvergessen bleiben“, sagt der dreifache Steher-Weltmeister Horst Gnas.

 

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