Geis' Sonntagsschuss bringt Fürth den Sieg

21.4.2013, 19:36 Uhr
Beim Tor von Johannes Geis streckte sich Raphael Schäfer vergeblich.

© Zink Beim Tor von Johannes Geis streckte sich Raphael Schäfer vergeblich.

Beide Mannschaften waren im Grundig-Stadion nach empfindlichen Niederlagen am vorangehenden Spieltag auf Wiedergutmachung aus. Der FCN hatte zuvor in der Allianz-Arena ein 0:4 (0:3) gegen den FC Bayern München kassiert, das Kleeblatt war zuhause mit 1:6 (0:5) gegen Borussia Dortmund böse unter die Räder gekommen.

Club-Coach Michael Wiesinger stellte seine Elf auf zwei Positionen um. Für den gelb-gesperrten Javier Pinola rückte Youngster Marvin Plattenhardt auf die linke Abwehrseite, Timothy Chandler ersetzte Mike Frantz am rechten Flügel. Wider Erwarten war Innenverteidiger Timm Klose doch noch rechtzeitig von seiner Gehirnerschütterung genesen und stand im Start-Aufgebot.

Fürths Trainer Frank Kramer überraschte mit gleich vier personellen Veränderungen. Auf der Linksverteidiger-Position brachte er Bernd Nehrig für Lasse Sobiech, zudem übernahm Kapitän Mergim Mavraj von Joszef Varga wieder das Zepter in der Verteidigung. Neuzugang Jung-Bin Park kam für Thanos Petsos ins Mittelfeld, Johannes Geis sollte für den kurzfristig verletzten Sercan Sararer (muskuläre Probleme) für Wirbel sorgen.

Die ersten Minuten der Partie gehörten dem FCN, der in der dritten Minute durch Timm Klose gleich zu einer Halbchance kam. Der Schweizer konnte den Ball aber nicht richtig kontrollieren, der nach einem Kiyotake-Freistoß im Sechzehner direkt vor seinen Füßen gelandet war.

Viele Fouls prägten die Anfangsviertelstunde. Schiedsrichter Manuel Gräfe war um Besonnenheit bemüht, sparte deshalb an Karten. Fürths Felix Klaus konnte sich glücklich schätzen, dass er nur den Gelben Karton sah, nachdem er den davoneilenden Hiroshi Kiyotake ohne Chance auf den Ball von hinten umgesenst hatte (13.). Auch Nürnbergs Innenverteidiger Per Nilsson kassierte früh seine fünfte Gelbe (16.). Er hatte Nikola Djurdjic im Zweikampf im Gesicht gepackt und zu Boden gerissen.

In der Folgezeit konnte der FCN sein optisches Übergewicht in wenig Zählbares ummünzen und wurde dafür bitter bestraft. Kleeblatt-Talent Johannes Geis lief in zentraler Position aufs Club-Gehäuse zu, nahm sich ein Herz und zog aus gut 25 Metern Torentfernung mit links einfach ab. Sein Hammer erwischte Keeper Raphael Schäfer kalt und schlug im linken Dreieck ein – 1:0 für das Kleeblatt (26.). Die Mannschaft feierte vor der Südkurve, erstmals übertönten die 4500 mitgereisten Fürther die Nürnberger Fans - Erinnerungen an den Pokalsieg im Dezember 2011 wurden wach.

Geis war es auch, der rund vier Minuten später einen direkten Freistoß nur um Haaresbreite links am Kasten vorbeisetzte. Glück für den Club. Der FCN antwortete mit wütenden Vorstößen und kam nach einer Kiyotake-Ecke durch Hanno Balitsch fast zum Ausgleich, als dieser per Kopfstoß an Fürths Keeper Wolfgang Hesl und dem rechten Außenpfosten scheiterte (36.).

Die letzten zehn Minuten der ersten Hälfte gehörten dann dem Kleeblatt, das augenscheinlich durch die Führung Morgenluft witterte und das 1:0 leidenschaftlich verteidigte. In gewohnter Manier präsentierte sich der Club, wie schon die komplette erste Halbzeit über, vor allem nach Standards brandgefährlich, kam aber aus dem Spiel heraus nicht richtig zum Zug. Kurz vor dem Pausentee musste dann Timm Klose vom Feld, seine überstanden geglaubte Gehirnerschütterung schien ihm doch ziemlich zuzusetzen. Jedenfalls fasste er sich beim Verlassen des Platzes mit schmerzverzerrtem Gesicht an den Kopf. Für ihn kam Berkay Dabanli (45.).

Mit einer letztendlich verdienten Führung für das Kleeblatt gingen beide Teams in die Kabinen. Zwar hatte der FCN mehr vom Spiel, bot den Weiß-Grünen aber vor allem nach dem Treffer von Geis zu viele Räume. Club-Coach Michael Wiesinger reagierte gezwungenermaßen in der Pause und brachte Robert Mak für Timothy Chandler, der aus Durchgang eins gleich zwei Pferdeküsse davongetragen hatte. Fürths Trainer Frank Kramer sah keinen Anlass zum Handeln und schickte seine Elf unverändert aus den Katakomben.

Wie zu Beginn der Partie begann der 1. FC Nürnberg druckvoll. Tomas Pekhart bekam direkt nach Wiederanpfiff die Kugel vom agilen, aber glanzlosen Marvin Plattenhardt auf den Kopf serviert, wuchtete den Ball aber aus kürzester Distanz direkt in die Arme von Wolfgang Hesl (47.). Die Partie flachte nun etwas ab. Dann ein Doppelwechsel beim Kleeblatt: Ilir Azemi kam für Park, Matthias Zimmermann ersetzte Nehrig (61.).

Plötzlich wurde es turbulent. Balitsch fiel eine Flanke von links direkt auf den Schädel, er köpfte das Leder aber an die Unterkante der Latte, von wo die Kugel auf die Torlinie prallte, aber eben nicht dahinter (62.). Die Club-Spieler reklamierten erbost auf Tor. Der resultierende Fürther Konter verpuffte. Die Partie nahm durch diesen Hallo-Wach-Effekt wieder Fahrt auf. In der 69. Minute dann die nächste gefährliche Situation vor dem Fürther Gehäuse: Djurdjic brachte Feulner an der Strafraumgrenze zu Fall, Kiyotake konnte den darauffolgenden Freistoß aber nicht verwerten.

Das Kleeblatt stand insgesamt aber erstaunlich stabil in der Defensive und setzte mit fortschreitender Spieldauer vermehrt auf Nadelstiche. Erst verfehlte Azemi per Kopfstoß das Club-Gehäuse um einen Meter (72.). Dann tankte sich der frische Zimmermann in der 73. Minute zur Grundlinie durch, legte flach vor das Tor zu Azemi ab, dessen Schuss aber von Timmy Simons zur Ecke geblockt wurde.

Michael Wiesinger setzte für die Schlussviertelstunde alles auf eine Karte, brachte den offensiv ausgerichteten Mike Frantz für Simons (75.). Doch das Bild blieb das gleiche: der Club optisch überlegen, Fürth relativ sicher verwaltend. Hinzu kam das Pech für den 1. FC Nürnberg. Der sich nahtlos einfügende Frantz bekam das Leder am rechten Strafraumeck eher zufällig vor die Schlappen, sein strammer Flachschuss strich aber um Zentimeter links am Kasten vorbei.

Es spielte nur noch der FCN. Fürth stellte sich in den letzten fünf Minuten mit Mann und Maus hinten rein. Eine Standardsituation für den Club folgte der nächsten. Heraus sprang wie schon zuvor: nichts. Zwar hatten sowohl der ansonsten relativ blasse Robert Mak (88.) sowie Feulner und Kiyotake (90.) noch Riesenchancen zum Ausgleich, scheiterten aber jeweils am eigenen Unvermögen oder am überragenden Keeper Hesl.

Dann war Schluss! Das Kleeblatt hatte seine knappe Führung über die Zeit gerettet, Riesenjubel auf der Fürther Bank rund um Coach Frank Kramer. Der Club musste eine empfindliche Niederlage gegen den Lokalrivalen aus Fürth einstecken, der sich tapfer an seinen Strohhalm klammert und sich mit dem Dreier eine Restchance auf den Klassenerhalt gewahrt hat.

Letztendlich hatte sich die Wiesinger-Elf aufgrund der mangelnden Chancenverwertung die bittere Niederlage selbst zuzuschreiben. Kleeblatt-Coach Frank Kramer durfte seinen ersten Bundesliga-Sieg mit der SpVgg feiern. Der FCN muss am kommenden Samstag nach Hoffenheim, die SpVgg Greuther Fürth empfängt schon am Freitag Hannover 96.

1. FC Nürnberg: Raphael Schäfer – Balitsch, Nilsson, Klose (45. Dabanli), Plattenhardt – Simons (75. Frantz) – Chandler (46. Mak), Feulner, Kiyotake, Esswein – Pekhart,
 
SpVgg Greuther Fürth: Hesl – Nehrig (61. Matthias Zimmermann), Kleine, Mavraj, Baba – Geis, Fürstner – Klaus, Prib, Park (61. Azemi) – Djurdjic (83. Sobiech),

Schiedsrichter: Manuel Gräfe (Berlin),

Tor: 0:1 Geis (27.),

Zuschauer: 50.000 (ausverkauft),

Gelbe Karten: Nilsson (5), Simons (4), Feulner (2), Plattenhardt (3) – Klaus (2), Park, Geis (2), Fürstner (7), Kleine (6).

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