Grethlein: "Der zwölfte Platz ist schon enttäuschend"

22.5.2017, 19:25 Uhr
Da waren sie noch guter Dinge: Aufsichtsratsboss Thomas Grethlein (links) und Coach Michael Köllner unterhalten sich vor Spielbeginn in Kaiserslautern.

© Sportfoto Zink / DaMa Da waren sie noch guter Dinge: Aufsichtsratsboss Thomas Grethlein (links) und Coach Michael Köllner unterhalten sich vor Spielbeginn in Kaiserslautern.

Noch im Presseraum des Fritz-Walter-Stadions wagte Michael Köllner einen kurzen Ausblick. Am 19. Juni ist ja schon wieder Trainingsauftakt. Vier Wochen bleiben, um grob aufzuarbeiten, was in der vergangenen Spielzeit so alles schiefgelaufen ist. Nur vier Wochen.

Das unnötige 0:1 in Kaiserslautern passte ins Bild dieser holprigen Runde. Zum erweiterten Kreis der Aufstiegskandidaten wollte der Club eigentlich gehören, hieß es im Sommer. Seit Sonntagnachmittag beträgt der Rückstand auf Rang drei satte 24 Punkte. "Es war einfach von uns allen zu wenig", gab Rückkehrer Patrick Erras auf dem Betzenberg, nach der 16. und vorerst letzten Niederlage, ehrlich zu. Wie gegen Sankt Pauli oder Dresden, wie in München oder in Fürth. Von allen zu wenig: Damit ist eigentlich schon viel gesagt.

Der Club gleicht einer One-Man-Show

Die schlechteste Saison seit 21 Jahren hinterlässt Spuren, nicht nur wirtschaftlich. Ob es nach der verlorenen Relegation gegen Eintracht Frankfurt vor einem Jahr tatsächlich ein Absturz mit Ansage war, wie Ex-Trainer Alois Schwartz gerne behauptete, lässt sich zumindest schwer widerlegen. Zahlreiche Leistungsträger hatten den Verein mangels Perspektive ja beinahe fluchtartig verlassen, ebenso René Weiler, von den Sommer-Zugängen konnte mit Abstrichen eigentlich bloß Tobias Kempe ein paar Akzente setzen.

Tim Matavz baute in der Rückrunde gewaltig ab, Edgar Salli und Enis Alushi blieben weit hinter den Erwartungen zurück. Zum vorwiegend in der Rückrunde praktizierten Jugendstil gab es angesichts vieler Verletzter letztlich keine Alternative. Wie auch zu Guido Burgstaller.

Dass der Club zumindest wieder eine Zweitliga-Saison planen darf, ist, auch wenn es abgedroschen klingen mag, vor allem sein Verdienst. Ohne den zwangsverkauften Torjäger langte es in der Rückrunde zu gerade mal 17 Punkten, das ist hochgerechnet die Bilanz eines Absteigers. Den Würzburger Kickers langten 34 jetzt nicht zum Klassenverbleib.

Michael Köllner weiß das natürlich und hat vor seinem Urlaub deshalb noch einiges zu regeln. Am Montag, kündigte er noch in Kaiserslautern an, wollte er einen Trainer für die U21 verpflichten, in den nächsten Tagen soll ein neuer Co-Trainer und ein neuer Leiter für das Nachwuchsleistungszentrum folgen. Und der eine oder andere neue Spieler. Michael Köllner, immer und überall. Der 1. FC Nürnberg gleicht derzeit einer One-Man-Show.

Suche nach Verstärkungen

Hoffnung sollen die Rückkehrer machen. Patrick Erras, Tim Leibold, Tobias Kempe. Die Talente wie Eduard Löwen oder Cedric Teuchert. Die Zugänge. Thomas Grethlein, der Vorsitzende des Aufsichtsrates, kann zwar keine großen Namen versprechen, aber immerhin Verstärkungen. "Wir werden ein paar Spieler im Kader haben", kündigt auch der Trainer an, "die diese Sicherheit, dieses Selbstverständnis mitbringen."

Die Belegschaft 2016/2017 schaffte es häufig einfach nicht, Aufwand und Ertrag in ein vernünftiges Verhältnis zu bringen, auch mangels qualifizierter Führungskräfte. Miso Brecko ist nur noch ein Schatten früherer Tage, Guido Burgstaller nicht mehr da, Georg Margreitter und Hanno Behrens pendelten oft zwischen den Leistungsextremen. Es gibt also Gründe für das historisch schlechte Betriebsergebnis. "Der zwölfte Platz", findet Aufsichtsratschef Grethlein, "ist schon enttäuschend." Erst recht mit einem der höchsten Etats der Zweiten Liga.

Grethlein: "Deswegen schlafe ich nicht unruhig"

Künftig wird wieder etwas weniger Geld zur Verfügung stehen - woran der nächste Versuch, oben anzugreifen, nicht scheitern soll. Auch die von der DFL im Lizenzierungsverfahren gestellten Bedingungen sind erfüllt, "deswegen schlafe ich nicht unruhig", versichert Grethlein. Zumindest diese Baustelle hat der Club schließen können.

Die nächste wartet demnächst auf dem Sportplatz. "Das Gute ist, dass es jetzt einen Neustart gibt", sagt Köllner, "man merkt schon, dass sie immer wieder in alte Muster zurückfallen." Alte Muster, die er ab dem 19. Juni gerne durch neue, moderne ersetzen würde. Bis dahin müssen sich die Profis an ihre individuellen Übungspläne halten. "Sie werden topfit in den Sportpark Valznerweiher zurückkehren", prophezeit Köllner, wer sich im Urlaub lieber tagelang faul an den Strand legt, muss mit Konsequenzen rechnen. "Manche Szenarien wünscht sich niemand."

Auch der Trainer wird wegfahren, allerdings erst, wenn die nächsten Weichen gestellt sind. Am Donnerstag möchte Köllner außerdem noch einen Bundesliga-Aufstieg feiern. Mit der U17.

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