Kommentar: Woy - ein konsequenter Abschied

4.2.2015, 14:33 Uhr
Ralf Woy ist als Finanzvorstand des 1. FC Nürnberg Geschichte.

© Wolfgang Zink Ralf Woy ist als Finanzvorstand des 1. FC Nürnberg Geschichte.

Zwei Trainer mussten gehen, das waren Entscheidungen des Sportvorstands, ein Fußballfachmann durfte kommen, so wollte es der Aufsichtsrat. Die Mitglieder schließlich krempelten dieses Kontrollgremium kräftig um und besetzten fünf Positionen neu; zwischendurch beschlossen 17 Fußballprofis, ihr Glück woanders zu suchen.

Wer was und wie viel zum Abstieg beigetragen hat, ist noch immer nicht ausdiskutiert, und der Club bleibt in Bewegung – seit Dienstag ist der Vorstand halbiert. Eine direkte Folge des Abstiegs ist die – offiziell auf dessen eigenen Wunsch erfolgte – Trennung von Finanzchef Ralf Woy nicht mehr. Ihm ist die sportliche Talfahrt am wenigsten anzulasten, dafür steht in letzter Konsequenz der Sportvorstand Martin Bader in der Verantwortung. Dass gestern der ganz große Umbruch begonnen hat und Bader seinem Vorstandskollegen demnächst folgt, ist trotzdem kaum anzunehmen.

Die (neuen) Aufsichtsräte, die über die Vorstände entscheiden, haben sich über Wochen unvoreingenommen und mit penibler Genauigkeit im Club umgesehen und neben einigen Schwächen beträchtliche Stärken ausgemacht. Auf den Ruinen der über Jahrzehnte geschleiften alten Fußball-Hochburg ist ein sehr solides Fundament entstanden; das von der Deutschen Fußball-Liga wiederholt belobigte Aufbauwerk der vergangenen Jahre, an dem der integre Kaufmann Ralf Woy einigen Anteil hat, ist zukunfts- und ausbaufähig, es taugt für die Mission Wiederaufstieg.

Ein Weiter so lässt sich daraus aber nicht ableiten, Fußball ist ein bedingt kalkulierbares, stark von Zufällen abhängiges Geschäft, ein Abstieg ändert alles – vor allem wird der Grat zwischen sportlichem Anspruch und dessen Finanzierbarkeit stetig schmaler, einfacher ausgedrückt: Jedes Zweitligajahr bedeutet einen zweistelligen Millionenverlust an Einnahmen, mit jedem Zweitligajahr wächst die Absturzgefahr immens. Die Situation erfordert von allen Entscheidungsträgern Sensibilität und höchstes Vertrauen ineinander; wenn, wie im Fall Woy, gegenseitige Zweifel bestehen, ist eine Trennung die logische Konsequenz.

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