Konteranfällige Talente: FCN-Gegner Leverkusen im Check

30.11.2018, 06:00 Uhr
Konteranfällige Talente: FCN-Gegner Leverkusen im Check

© Foto: Rolf Vennenbernd, dpa

So ist die Lage: Tabellenplatz zwölf mit 14 Punkten. Für die ambitionierten Rheinländer eine enttäuschende Zwischenbilanz. Leverkusen gleicht in dieser Saison einer Wundertüte, Konstanz ist ein Fremdwort: Nach einem Fehlstart mit drei Niederlagen schien sich die Werkself etwas zu stabilisieren und ließ Ende Oktober sogar mit Kantersiegen in Bremen (6:2) und im DFB-Pokal in Mönchengladbach (5:0) aufhorchen, nur um die folgenden beiden Bundesliga-Partien gegen Hoffenheim (1:4) und in Leipzig (0:3) wieder sang- und klanglos zu verlieren.

Dass zuletzt gegen Schlusslicht Stuttgart ein 2:0-Sieg gelang, dürfte Trainer Heiko Herrlich zumindest vorerst den Job gerettet haben. In der Europa League präsentierte man sich hingegen ordentlich, schon vor dem gestrigen Spiel gegen Ludogorez Rasgrad (1:1) war Bayer für die Zwischenrunde qualifiziert.

Beeindruckend: Bayer Leverkusen ist unter allen 18 aktuellen Bundesligisten nach Rekordmeister FC Bayern München der Verein, der dem Fußball-Oberhaus am längsten ohne Unterbrechung angehört. Die oft als "Pillenkicker" verspottete Werkself schaffte 1979 den Sprung ins Paradies und ließ sich seitdem nicht mehr daraus vertreiben. In der "ewigen Tabelle" liegt Bayer mit 1342 Spielen (693 Siege, 452 Unentschieden, 571 Niederlagen) immerhin auf Rang acht.

Ausbaufähig: Das Abwehrverhalten. Im Schnitt kassierte Herrlichs Team in dieser Saison zwei Gegentore pro Partie (24). Vor allem im Umschaltspiel zeigt sich Bayer defensiv oft anfällig. Beim 2:0 gegen Stuttgart stand zuletzt aber endlich wieder einmal die Null.

Im Fokus: Beim Neuaufbau der deutschen Nationalmannschaft ist auch drei Bayer-Talenten eine gewichtige Rolle zugedacht: Angreifer Julian Brandt, Mittelfeldmann Kai Havertz und Innenverteidiger Jonathan Tah gelten beim tief gestürzten Weltmeister als Hoffnungsträger für eine bessere Zukunft. Und dann ist da ja auch noch Kevin Volland: Der 26-jährige Angreifer, von Joachim Löw vor der WM in Russland aussortiert, brachte sich gegen Stuttgart mit einem Doppelpack in Erinnerung – nachdem er zuvor eine hundertprozentige Chance kläglich vergeben hatte. "Kevin ist absolut verlässlich, weil er sich immer reinhaut, immer anspielbar ist und einfach extrem viel arbeitet", lobte Herrlich.

Die Bilanz macht nicht gerade Hoffnung. In 53 Bundesliga-Duellen ging 26 Mal Leverkusen als Sieger vom Platz, 14 Mal gewann Nürnberg, 13 Mal teilte man sich die Punkte. Das bislang letzte Nürnberger Erfolgserlebnis in Leverkusen datiert vom 17. Dezember 2011, Daniel Didavi, Jens Hegeler und Tomas Pekhart sorgten damals für einen 3:0-Sieg. Nichts zu holen gab es in der Abstiegssaison 2013/14: Einem 0:3 in der BayArena folgte zuhause ein 1:4.

Man kennt sich: Beim Club hatte Thorsten Kirschbaum nach dem Aufstieg ausgedient, der Sprung in die Bundesliga gelang dem Keeper dank einer reizvollen Offerte von Bayer trotzdem. An Stammkeeper Lukas Hradecky und dessen Vertreter Ramazan Özcan kam der 31-Jährige bislang allerdings nicht vorbei. Stefan Kießling, 2006 für 6,5 Millionen Euro Ablöse von Nürnberg nach Leverkusen gewechselt und dort mit 131 Tore in 344 Liga-Spielen zur Vereinsikone geworden, hat seine Profikarriere im Sommer beendet. Für den 34-Jährigen wurde extra eine neue Planstelle geschaffen: Seit 1. Oktober unterstützt Kießling als "Referent Geschäftsführung Sport" Rudi Völler. Auf Nürnberger Seite hat Simon Rhein eine Vergangenheit unter dem Bayer-Kreuz: Der soeben zum Profi beförderte 20-Jährige war 2017 von Leverkusens "U19" zum Club gekommen.

Und sonst so? Seit vielen Jahren ist Sportgeschäftsführer Rudi Völler so etwas wie das Gesicht des Vereins – inklusive legendärer Wutreden vor laufenden TV-Kameras. Nun scheint sich diese Ära dem Ende zuzuneigen. Völler kündigte seinen Rückzug auf Raten an und präsentierte auch schon den designierten Nachfolger: Ex-Nationalspieler Simon Rolfes löst am 1. Dezember den scheidenden Sportdirektor Jonas Boldt ab. "Es ist an der Zeit, die Zukunft von Bayer Leverkusen einzuläuten. Simon Rolfes und auch Stefan Kießling sind die richtigen Leute dafür, sie tragen die Bayer-DNA in sich", betonte Völler.

Verwandte Themen


3 Kommentare