Korcsmar grübelt: "Ich habe nur eine Karriere"

16.1.2015, 11:36 Uhr
Korcsmar grübelt:

© Foto: Zink

Das neue Stichwort beim Kleeblatt heißt Allrounder. Kein Spieler wird geholt, der nur eine Position bekleiden kann. Stefan Thesker zum Beispiel kann offiziell nicht nur Innenverteidiger spielen, sondern auch auf der Außenbahn. Trainer Frank Kramer lobt deshalb auch Zsolt Korcsmar: „Gegen Nürnberg hat er es als Rechtsverteidiger richtig gut gemacht, nicht nur defensiv, auch offensiv.“ Trotz seines Gardemaßes von 1,88 Metern ist der 26-Jährige schnell, technisch beschlagen und stark im Kopfball. Für einen Innenverteidiger also ideal, oder nicht?

Zum Stammspieler hat es der ungarische Nationalspieler in Fürth seit seiner Verpflichtung im Sommer 2013 nicht gebracht. Dabei war der Start vielversprechend: Sein Debüt in Weiß-Grün nach dem Wechsel vom norwegischen Klub Brann Bergen gab er am sechsten Spieltag der Vorsaison und bildete mit Mergim Mavraj acht Partien lang das Innenverteidiger-Duo. Ab dann blieb Konstanz eine Stadt am Bodensee. Der damalige Winterneuzugang Benedikt Röcker nahm seinen Platz ein.

In dieser Spielzeit lief es fast genauso: Gemeinsam mit Röcker spielte er die ersten sechs Spieltage in Folge durch, gegen St. Pauli gelang ihm sein erstes Zweitliga-Tor für Fürth. Es folgte nur ein weiterer Einsatz über 90 Minuten. Marco Caligiuri, als Sechser geholt, war fortan gesetzt.

„Wegen der langwierigen Verletzungen fehlt ihm der Anspruch, sich unverzichtbar zu machen. Wenn sich die anderen festspielen, wechselst du als Trainer nicht permanent“, formuliert es Kramer. Von einer Länderspielreise mit der ungarischen Nationalelf brachte er eine Kapselverletzung am Sprunggelenk mit. „Ich habe in dieser Saison schon vier Spiele mit gebrochenem Zeh gemacht, aber mit der gerissenen Kapsel ging es einfach nicht“, erzählt Korcsmar in mittlerweile gutem Deutsch.

Korcsmar grübelt:

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Nur wenn die Fragen der Journalisten komplexer werden, wechselt er in ein perfektes Englisch. Dass die Spielvereinigung nach dem Irrtum mit Malcolm Cacutalua und der Verletzungshistorie von Florian Mohr und Korcsmar Stefan Thesker geholt hat, dürfte Korcsmar einen Stich versetzt haben. Kramer erklärt die Verpflichtung: „Wir dürfen nie mehr die Situation vom Saisonanfang heraufbeschwören, als nur noch Caligiuri und Röcker fit waren. Wenn mit denen etwas passiert wäre . . .“ An Korcsmar zweifelt er dennoch nicht: „Korcsi ist im engen Kreis der Mannschaft.“

Der Traum von Deuschland

Ob der Ungar seinen Vertrag bis 2016 erfüllt, will er von der Entwicklung in der Rückrunde abhängig machen. In Deutschland zu spielen, war immer sein großer Traum. „In Deutschland wird Weltklasse-Fußball gespielt. Tausende kommen jährlich aus den Akademien und üben Druck auf uns ältere Spieler aus“, sagt er, der sich auf einen anderen Fußball einstellen musste, als er ihn vom ungarischen FC Ujpest und aus Norwegen gewohnt war.

„Früher habe ich jedes zehnte Spiel ein Tor gemacht. Aber in Norwegen wird taktisch total anders gespielt: Es gibt einen starken Stürmer, der hoch angespielt wird. Dann lauern alle auf den zweiten Ball.“ In Deutschland aber sei der „Speed höher, du hast immer Druck, wirst schnell attackiert“. So ist es nun auch außerhalb des Spielfelds – der Druck ist höher.

„Wir wissen, wie das System geht: Nicht alle vier Innenverteidiger können spielen“, analysiert Korcsmar. „Fürth wäre der perfekte Klub für mich, wenn ich spielen würde“, schwärmt er, der mit seiner norwegischen Freundin in der Stadt wohnt, schiebt aber nach: „Ich habe aber nur eine Karriere und muss nachdenken, wenn ich nicht regelmäßig spiele.“

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