Kummer nach Karlsruhe: Der FCN verliert an Fahrt

18.4.2016, 01:12 Uhr
Weiter geht's!  Der Club von Patrick Rakovsky ist selbstkritisch, zweifelt aber nicht an der eigenen Qualität.

© Sportfoto Zink / DaMa Weiter geht's! Der Club von Patrick Rakovsky ist selbstkritisch, zweifelt aber nicht an der eigenen Qualität.

12:9 Torschüsse, 6:3 Ecken. 56:44 gewonnene Zweikämpfe - gerundet und eigentlich mit Prozentzeichen zu versehen. Der FCN wartete im Wildpark in fast allen Kategorien mit den besseren Werten auf. Nur in der entscheidenden nicht. Bei Spielende in Karlsruhe ätzte ein "nicht unverdientes" (Weiler) 2:1 von der Anzeigetafel. Zu Gunsten der Gastgeber.

Torres torpediert den Club-Plan

Die Erklärungsversuche  für die zweite Club-Niederlage in Folge beginnen damit, dass Manuel Torres in der 86. Minute gegen die Laufrichtung von FCN-Fänger Rakovsky einnickte. Noch dazu nach einem Konter, wie René Weiler nach dem Match missmutig mitteilte. Verärgert darüber, dass seine Mannschaft im ungeordneten Sturmlauf die defensive Stabilität geopfert hatte.

Wobei es gerade dieser mit Wucht und Moral gepaarte Offensivgeist war, der den Club in seiner Erfolgsphase beinahe selbstverständlich siegen ließ. Auch in Karlsruhe sollte der Angriffsmut dem Aufstiegskandidaten fast noch einen Punkt bescheren. In der 90. Minute schlenzte der eingewechselte Zoltan Stieber das Spielgerät aus kurzer Distanz auf den KSC-Kasten. René Vollath - früher beim FCN, nun bei den Badenern fürs Toreverhindern zuständig - lenkte den Ball jedoch an den Pfosten. Chance vertan. Die Effizienz der fränkischen Fußballfesttage: Weg! "Irgendwie war das heute ein ätzendes Spiel", monierte Ondrej Petrak später auf facebook.

"Dann läuft das ganz anders"

Apropos Chancen! Diese hatte der Club, obwohl in der zweiten Hälfte im Vorwärtsgang zu passiv, in Karlsruhe durchaus. Der auf dem linken Flügel aufgebotene Guido Burgstaller und Niclas Füllkrug hätten im ersten Durchgang auf 2:0 stellen können, vielleicht sogar müssen. Wenn Füllkrugs Direktabnahme in der 40. Minute drin gewesen wäre, statt an Vollaths Kopf zu landen, "läuft das Spiel ganz anders". So die Meinung von Hanno Behrens, mit 17 gewonnenen Duellen Nürnbergs bester Zweikämpfer.

Schließlich hatte es in Karlsruhe, wo der FCN in den letzten 12 Spielen nur zweimal gewinnen konnte, zu Beginn gut ausgesehen. Der ebenso tückische wie abgefälschte Freistoß von Sebastian Kerk bedeutete nach nur 151 Sekunden die frühe Führung. Dass der KSC diese bis zum Abpfiff in einen Sieg umwandelte. Die Enttäuschung darüber war nicht nur bei Nürnbergs Rotschopf "riesig". 

Der Club steckt in einer Ergebniskrise. Dass die Ergebniskrise zumindest ein bisschen mit einer Formkrise korreliert; darüber waren sich die Protagonisten im regennassen Wildpark einig. Zumindest mit Blick auf den zweiten Durchgang. "Wir haben eine sehr gute erste Hälfte abgeliefert und eine nicht so gute zweite", sagte Behrens, der betonte, dass dies nicht an der Einstellung gelegen habe ("Wir haben alles reingeworfen").

Ein "ungünstiger Zeitpunkt"

Fehlendes Spielglück könnte derweil eine funktionierende Erklärung sein. Behrens Erläuterung mit Blick auf Füllkrugs Knallerchance vor dem Kabinengang: "Wir müssen das 2:0 machen. Im Gegenzug kriegen wir das 1:1". Kurz vor der Pause und wie Weiler folglich feststellte "zu einem ungünstigen Zeitpunkt". Noch dazu "vorbereitet" vom übereifrigen Burgstaller, der Christian Meffert den Ball mit einer ungeschickten Grätsche auflegt.

Doch mit Pech allein will weder Weiler noch ein anderer Nürnberger die Niederlage begründen."Insgesamt war das heute von uns allen zu wenig. Wenn wir noch nach oben wollen, war das heute zu wenig von jedem einzelnen", schrieb Miso Brecko - Nürnbergs Kapitän und an diesem Tag auch sicherster Passgeber (28 gelungene Zuspiele) - seinem Team ins Stammbuch. Während Weiler "gefrustet und nicht zufrieden war", erkannte auch Patrick Rakovsky, "dass ein bisschen was gefehlt hat". In der Offensive, wo sich der Club nur noch selten zielführend zeigte, zu überhastet und unpräzise agierte. Und in der Abwehr, wo er nun öfters wackelte.

Negativlauf? Bitte nicht jetzt 

Für den FCN gilt es, sich in die Spur zurückzusetzen. Auch wenn zuletzt Leipzig patzte... Ein direkter Aufstiegsplatz scheint vier Spieltage vor Rundenschluss kaum noch erreichbar. Der Club muss wohl vielmehr auf der Hut sein, dass ihn St. Pauli - aktuell sieben Punkte zurück - nicht auf der Zielgeraden von Platz drei verdrängt. Ein Negativlauf käme für den aufstiegserprobte Verein aber auch so zur Unzeit. Mit einem solchen als Vorgeschichte dürfte eine erfolgreiche Relegation fast schon eine "Mission Impossible" werden.

"Jetzt müssen wir uns so schnell wie möglich sortieren und alles daran setzen, wieder zu punkten", richtet René Weiler den Fokus indes erst einmal auf die nächste Reifeprüfung seines FCN. Union Berlin heißt am Samstag Nürnbergs anspruchsvolle Hausaufgabe. "Wir haben es in den Füßen und den Köpfen", weiß der Schweizer, wie man diese  löst. Trotz des neuerlichen Warnschusses im Wildpark macht auch Patrick Rakovsky dem Club Mut. Der Torwart betont tapfer, dass der Abwärtstrend alsbald gestoppt wird. Womöglich schon gegen Union. "Es ist nicht so, dass wir schlecht drauf sind oder an uns zweifeln."

27 Kommentare