Remis im Endspiel: Club verpasst möglichen Sieg beim VfB

6.4.2019, 17:22 Uhr
Zum Haareraufen: Der FCN spielte in Stuttgart gut mit, doch es reichte nicht zum Sieg.

© Sportfoto Zink /DaMa Zum Haareraufen: Der FCN spielte in Stuttgart gut mit, doch es reichte nicht zum Sieg.

Lange ist Boris Schommers noch nicht Cheftrainer eines Fußball-Bundesligisten. Wie die Psychologie des Abstiegskampfes funktioniert weiß der 40-Jährige aber natürlich trotzdem. Also sagte Schommers vor dem Gastspiel seines 1. FC Nürnberg beim VfB Stuttgart: "Wir haben viel zu gewinnen, der VfB viel zu verlieren." Was man eben so sagt, wenn man als 17. der Tabelle zum 16. fährt und hofft, dort den Vier-Punkte-Rückstand zu reduzieren.

Am Ende hatte dann vor 58.757 Zuschauern im ausverkauften Neckarstadion keiner gewonnen. Beim 1:1 (0:1) vergab der 1. FC Nürnberg die Gelegenheit auf einen Auswärtssieg, weil nach der Führung durch Matheus Pereira der Mut zu weiteren Offensivaktionen gefehlt hatte. Der Punkt hilft dem VfB im Abstiegskampf mehr als den Nürnbergern, deren Hoffnungen auf den Klassenverbleib wieder kleiner geworden sind.

Dass da überhaupt noch Nürnberger Hoffnung war am 28. Spieltag, hatten sie dem vergangenen Wochenende zu verdanken, als sie den FC Augsburg mit einiger Mühe am Ende aber doch deutlich 3:0 bezwungen hatten. So könnte es weiter gehen, dachten sie sich beim Club. Vor allem sollte es mit beinahe demselben Personal weitergehen: Die Startelf in Stuttgart unterschied sich nur auf einer Position von der aus dem Augsburg-Spiel: Für Yuya Kubo spielte Matheus Pereira.

Wobei, zum Spielen kam Pereira zunächst einmal genau so wenig wie alle anderen Spieler auf dem Platz. Dass da Abstiegskampf auf dem Programm stand im Neckarstadion, sah nach spätestens fünf Minuten auch der unbedarfteste Zuschauer. Die Bälle flogen hoch und weit über den Platz, landeten aber in den seltensten Fällen dort, wo sie der Passgeber in seiner Vorstellung hatte ankommen sehen.

Eine Torchance gab es dennoch: Nach sieben Minuten kam Steven Zuber zwei Meter vor dem Nürnberger Tor zum Schuss – Christian Mathenia reagierte glänzend. Danach sah man wieder lange den vergeblichen Versuch, das Spielgerät unter Kontrolle zu bringen. Etwas besser gelang das sogar den Gästen, ohne dass dadurch dem VfB eine Gefahr entstanden wäre.

Nach einer halben Stunde murrte das Publikum vernehmlich, was wiederum die Gastgeber zuerst dazu verleitete, das Engagement etwas zu erhöhen. Nach einer Ecke köpfte der lange Marc-Oliver Kempf im Duell mit dem sehr viel kürzeren Tim Leibold den Ball an die Latte (34.). Dass sie sich auf diese Übung ebenfalls verstehen, zeigten fünf Minuten später die Nürnberger, als Pereira nach feinem Zusammenspiel mit Mikael Ishak an der Zusammenarbeit von Stuttgarts Torwart Ron-Robert Zieler und dem Pfosten scheiterte.

 

Das Spiel nahm nun spät doch noch Tempo auf: Zubers verunglückte Flanke lenkte Mathenia zur Ecke (40.) und durfte dann auf der Gegenseite beobachten, wie so ein Eckstoß glücklich machen kann: Bauers Hereingabe landete über den Umweg eines Stuttgarter Kopfes erst an der Torlatte und dann bei Pereira, der per Kopf aus wenigen Zentimetern eines seiner einfacheren Tore erzielen durfte. Der Club führte zur Pause – was aber auch daran lag, dass Mario Gomez die 45. Minute zu einer Slapstickeinlage nutzte: Frei vor Mathenia bekam er von dem den Ball an den Kopf, strauchelte alleine mit Ball in Richtung leeres Tor, schaffte es dann aber nicht mehr an den Ball. Abstiegskampf kann mitunter auch komisch sein – oder tragisch, je nach Sichtweise und Vereinsliebe.

Die der Stuttgarter Anhänger wurde auch zu Beginn des zweiten Durchgangs auf eine eher härtere Probe gestellt. Der Club hatte relativ wenig Mühe, die Angriffsbemühungen der Gastgeber zu kontrollieren. Im Gegenteil: Den an der Offensive nun nicht mehr sonderlich interessierten Nürnbergern bot sich trotzdem die ein oder andere Kontergelegenheit, aber entweder geriet das Passspiel zu ungenau (Kubo, 51.) oder die Abschlüsse landeten neben dem Tor wie bei Leibold (70.) und Pereira (74.).

Bestraft wurde die fehlende Konsequenz nach 75 Minuten, als Kabak Ozan der Ball im Strafraum vor die Füße fiel – der Innenverteidiger traf überlegt mit links und durfte nach einem dreiminütigen Videobeweis auch tatsächlich jubeln. Plötzlich glaubte der VfB wieder an seine Chance, der Club hingegen taumelte dem Abpfiff entgegen. Kurz vor dem Ende hatte sich Nürnberg aber wieder stabilisiert, die Partie war nun wieder eine offene: Löwen setzte einen Freistoß neben das Tor (88.), Mathenia rettete gegen Gomez (89.) und der eingewechselte Misidjan scheiterte mit seinem Kopfball an Zieler (90.). Dann war Schluss, am Ende eines hektischen Spiels war alles so geblieben, wie es vorher war. Die Nürnberger Psyche dürfte darunter etwas mehr leiden. 

+++ Hier gibt's den Live-Ticker zum Nachlesen +++

VfB Stuttgart: Zieler - Beck (46. Didavi), Kempf, Kabak, Pavard, Insua - Esswein (61. Gonzalez) , Zuber, Ascacibar - Gomez, Donis

1. FC Nürnberg: Mathenia - Bauer, Mühl, Ewerton, Leibold - Erras - Pereira, Löwen, Behrens, Kerk (26. Kubo, 88. Petrak)) - Ishak (68. Misidjan)

Tore: 0:1 Pereira (42.), 1:1 Kabak (75.) | Gelbe Karten: Pavard - Leibold, Misidjan, Bauer | Schiedsrichter: Willenborg (Osnabrück) |Zuschauer: 58.757.

91 Kommentare