Pföderl: Feierabend-Eishockey zum Vergnügen

18.10.2012, 11:00 Uhr
Pföderl: Feierabend-Eishockey zum Vergnügen

© Zink

In der Kabine der Ice Tigers sitzen Stanley-Cup-Sieger neben tschechischen Meistern, NHL-Veteranen neben deutschen Nationalspielern und Rob Leask neben dem 22 Jahre jüngeren Leonhard Pföderl. Vor Saisonbeginn waren die Erwartungen an diese Auswahl groß, die an Pföderl waren es nicht. Den Tölzer kannte man schließlich nur in: Bad Tölz.

Acht Spiele später hat Pföderl in der Kabine die bislang schönsten Geschichten zu erzählen — und das nicht allein, weil er bereits ein Tor geschossen und eines vorbereitet hat, sondern weil er in keiner Sekunde deplatziert gewirkt hat in der Deutschen Eishockey-Liga, zwischen all den Reinprechts, Borers, Chouinards und Reimers. Trotzdem muss er erst um Erlaubnis fragen, ob er am Freitag in Iserlohn (19.30 Uhr) ein neuntes Mal für die Ice Tigers wird auflaufen dürfen. Und die Antwort wird ihm nicht etwa Jeff Tomlinson, der Trainer der Ice Tigers geben, sondern sein Vater.

Pföderl ist kein Eishockey-Profi, sondern als Maurer im Betrieb seines Vaters angestellt. Als die Ice Tigers in der Vorwoche von der Dienstfahrt aus Wolfsburg heimkehrten, legten sich die Reimers und Borers ins Bett, Pföderl ging arbeiten. „Nach 40 Stunden Arbeit in der Woche ist es für ihn ein Vergnügen zu uns zu kommen“, sagt Tomlinson, der von allen jungen Spielern schwärmt, die für den Kooperationspartner in der Oberliga spielen und bei Bedarf von den Ice Tigers angefordert werden können. Und der Bedarf ist derzeit besonders groß.

Tomlinson muss in Iserlohn und am Sonntag gegen Köln (14.30 Uhr) weiter ohne Yan Stastny, Patrick Buzas und Brett Festerling planen, Tim Schüle kann erst nach der Länderspielpause, Vitalij Aab noch viel später wieder eingesetzt werden. Deshalb hat Tomlinson wieder bei den Pföderls nachgefragt — trotz schlechten Gewissens. „Die Situation ist für ihn, seinen Vater, aber auch für uns schwierig.“ Vor allem ist sie ungewohnt für den Trainer. „So etwas habe ich noch nie erlebt. Und wir müssen uns fragen, wie es weitergehen kann.“ Haben die Ice Tigers ob ihrer anspruchsvollen und kräfteraubenden Spielweise zu hart trainiert? Vielleicht. In dieser Woche hat Tomlinson die Einheiten vorsorglich verkürzt.

Zu geil für Schiedsrichter

Die Ice Tigers sollen erst am Freitagabend in der Eissporthalle am Seilersee an ihre Grenzen gehen. In einer Halle, in der „die Stimmung geil ist, aber du 3-5-Unterzahl üben musst, weil die Schiedsrichter schnell den Arm heben, wenn es laut wird“. Und laut wird es in Iserlohn eigentlich immer. Zwei Tage später wird es vor eigenem Publikum gegen die Kölner Haie einfach nur: „Brutal. Die sind stark und schnell, groß und kräftig. Eine große Herausforderung“ für seine kleine Mannschaft. Tomlinson hofft deshalb auf eine gütliche Einigung in der Familie Pföderl und weitere Verstärkungen aus Bad Tölz.

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