Schwartz' Lieblingsschüler: Wird Wooten ein Nürnberger?

17.1.2017, 11:57 Uhr
Kennt sich bereits aus in Nürnberg: Sandhausens Torjäger Andrew Wooten bei der Arbeit.

© Sportfoto Zink / WoZi Kennt sich bereits aus in Nürnberg: Sandhausens Torjäger Andrew Wooten bei der Arbeit.

In den Fan-Foren fällt sein Name häufig, wenn es um potenzielle Club-Verstärkungen geht. Angeblich wurde Andrew Wooten auch schon zu Sondierungsgesprächen in Nürnberg gesichtet. Überprüfen lässt sich das nicht. "Ich habe dem SV Sandhausen viel zu verdanken und ich fühle mich wohl am Hardtwald. Der Verein wird auf jeden Fall mein erster Ansprechpartner sein", teilte der Torjäger der Rhein-Neckar-Zeitung vor wenigen Wochen mit. Und ließ seinen zweiten Ansprechpartner dabei möglicherweise außen vor. Der FCN ist nach dem Abgang von Guido Burgstaller jedenfalls auf der Suche nach einem Stürmer, "der uns sofort hilft" (Alois Schwartz). Auf Andrew Wooten könnte diese Beschreibung passen.

In Spanien war der Angreifer zuletzt auf jeden Fall bereits. Bis Dienstag bereitete sich der SVS in La Manga auf den Rückrundenstart vor, im Test gegen Preußen Münster traf Wooten dabei doppelt. Knapp 80 Kilometer die Mittelmeer-Autobahn AP-7 hinauf, die Autopista del Mediterráneo, und Wooten wäre im Trainingscamp des FCN angekommen. Und damit bei Alois Schwartz - seinem langjährigen Mentor und Förderer.

"Er hat sich immer um mich gekümmert"

Diesem war der Angreifer, der in Bamberg - eine vergleichbare Wegstrecke vom Club entfernt - im September 1989 als Sohn eines in Deutschland stationierten US-Soldaten geboren wurde, schon von Wormatia Worms zur Lauterer U23 gefolgt. Und von dort nach Sandhausen. “Er hat mich super ausgebildet und sich immer um mich gekümmert“, bestätigte der 27-Jährige daher einst nicht ohne Grund der Allgemeinen Zeitung das vertraute Verhältnis zu Nürnbergs Chefcoach.

Einige Wochen zuvor hatte der Angreifer für die USA sein Länderspieldebüt gefeiert. Im Herbst 2015 gegen Costa Rica, in Harrison; New Jersey. Es war ein besonderer Moment in Wootens Karriere. Ein Moment, den er sicher auch ein Stück weit Alois Schwartz zu verdanken hatte. Im Vorfeld hatte dieser mehrfach mit Jürgen Klinsmann - seinem Buddy aus gemeinsamen Stuttgarter-Kickers-Zeiten – über Sandhausens Chefkanonier gesprochen.

Oft schon hat sie gut funktioniert: Die Zusammenarbeit zwischen Schwartz und Wooten, der sich beim FCK unter Krassimir Balakov im April 2012 gegen Hertha BSC auch schon als Bundesliga-Torschütze feiern lassen durfte. Speziell in Sandhausen: 29 Glocken hat der Stürmer in vier Jahren für die Kurpfälzer gemacht. Und damit mitgeholfen, dass sich der SVS, der am kleinsten Standort der Liga das Maximum aus seinen begrenzten Möglichkeiten herausholt, im Unterhaus etablieren konnte. Treffsicher hatte sich Wooten dort, vor den Toren Heidelbergs, bereits unter Schwartz gezeigt, der mit Sandhausen dreimal hintereinander nicht nur die Klasse hielt, sondern den Verein aus dem 15.000-Einwohner-Städtchen auch jeweils in der Mitte des Zweitliga-Tableaus einordnete.

Acht Empfehlungsschreiben

In die vergangene Saison startete der Sandhausen-Shooter mit sechs Toren in den ersten sechs Spielen. In der momentan pausierenden Spielzeit macht der 1,86-Meter-Mann mit dem dem munteren Toreschießen einfach weiter. Acht Buden hat Wooten schon auf dem Konto. Mit einem Doppelpack beim 3:1 in Karlsruhe beantworte der handlungsschnelle und vor dem gegnerischen Kasten abgezockte Goalgetter die Machtfrage in Baden zugunsten des SVS. Wie man in Nürnberg Tore macht, weiß Wooten auch bereits. Beim 3:1 in der Noris leitete der 27-Jährige mit seinem Treffer die herbe Heimniederlage der Franken ein, welche der FCN gegen gut organisierte und geschickt konternde Sandhäuser auch in Überzahl nicht verhindern konnte.

Ob Wooten nicht nur gegen den Club, sondern auch bei ihm funktionieren würde, wäre abzuwarten. Beziehungen dürfte dem FCN in seiner derzeitigen Situation jedoch mehr nützen als andere Anreize. Wootens Vertrag am Hardtwald läuft Ende Juni aus. Ob der Club noch monetäre Mittel hat, um den US-Franken angesichts des sportlichen Verlusts von Toptorjäger Guido Burgstaller und des damit verbundenen Transfererlöses loszueisen, ist unklar. Ob man beim SVS eine Anfrage überhaupt wohlwollend prüfen würde, auch. Schwartz' Abgang im Sommer sorgte bei den Kurpfälzern, die ohne Trainer in die Vorbereitung starten mussten, doch merklich für Missstimmung.

"Wir machen uns Gedanken"

Sportvorstand Andreas Bornemann drückt in den Nürnberger Nachrichten zwar auf die Bremse. Bislang hätten "keinerlei Gespräche stattgefunden, weder mit dem Spieler noch mit dem Berater". Kurz darauf legte Nürnbergs Personalplaner allerdings doch den ersten Gang ein: "Wir machen uns Gedanken über mögliche Alternativen für den Angriff", betonte Bornemann. Und ergänzte: "Im Fußball passieren die Dinge manchmal ganz schnell". Aktuell habe man niemanden, "den wir vom Flughafen in Alicante abholen müssen", so Bornemann. Muss man vielleicht auch nicht. Mit einem funktionstüchtigen Navi hätte Andrew Wooten den Weg nach Algorfa auch so gefunden.

67 Kommentare