SpVgg Greuther Fürth ist wieder Tabellenführer

16.10.2011, 18:07 Uhr
SpVgg Greuther Fürth ist wieder Tabellenführer

© Zink

Immer dann, wenn Milorad Pekovic das Schussbein schwang, konnte man als Fürther Fußballfreund getrost den Zug der Wolken über dem Stadion bewundern oder die gleichmäßige Verteilung des Senfs in der Bratwurstsemmel kontrollieren. Die Wahrscheinlichkeit, ein Traumtor zu verpassen, ging gegen null. Der beinharte Montenegriner stand zu Recht im Ruf, der miserabelste Distanzschütze im Kleeblatt-Trikot zu sein. Bis gestern.
 

Offenbar erlebt der Mittelfeldspieler im zarten Alter von 34 Jahren noch einmal die größten Wonnen, die der Fußball zu bieten hat. Eine Woche nachdem Pekovic mit der Nationalelf seines Heimatlandes sensationell in die Playoffs der EM-Qualifikation vorgestoßen ist, brachte ausgerechnet er die Spielvereinigung Greuther Fürth im extrem schwierigen Heimspiel gegen den FC Erzgebirge Aue auf die Siegerstraße. Pekovics 1:0 kurz vor der Pause ließ Sercan Sararer nach einer knappen Stunde noch das 2:0 folgen. Damit verteidigte das Kleeblatt auch am 11. Spieltag der 2. Fußball-Bundesliga die Tabellenführung.

„Glückwunsch, so steigt man auf“, sagte Rico Schmitt hinterher, und seine Stimme troff vor Sarkasmus. Der Gästetrainer hatte in der 70. Minute seinen Platz an der Seitenlinie verlassen müssen, weil er sich zum wiederholten Male mit Schiedsrichter Florian Steuer und dessen Assistenten angelegt hatte. Tatsächlich sorgte das Team der Unparteiischen mit diversen Entscheidungen für Kopfschütteln. Auf beiden Seiten. 

Unterm Strich kamen die Fürther fraglos etwas besser weg als die wütenden Sachsen. So ersparte Steuer dem Favoriten nach einer Unaufmerksamkeit von Bernd Nehrig einen möglichen Elfmeter ebenso wie eine klare Rote Karte gegen den rüde einsteigenden Mergim Mavraj und eine weitere Gelbe Karte gegen Heinrich Schmidtgal. „Wenn du so verschaukelt wirst, dann hat das nichts mehr mit Fußball zu tun“, schäumte Aues Präsident Bernd Keller. Andererseits wollte auch mancher Fürther in einem Zweikampf zwischen René Klingbeil und Sararer (29.) eine Tätlichkeit gesehen haben. Freilich fielen die Kommentare der späteren Sieger zu diesem Thema vergleichsweise gelassen aus. „Der Schiri hat nicht unbedingt eine ganz klare Linie gehabt“, befand Fürths Torhüter Max Grün milde lächelnd.

Fast keine Chancen

Letztlich rang sich Aues Trainer Schmitt doch noch zu der Floskel durch, die Spielvereinigung habe „verdient gewonnen“. Man wolle ja nicht als schlechter Verlierer dastehen. Richtig ist, dass der Elf von Kleeblatt-Trainer Mike Büskens lange wenig einfiel, um die aggressiv und glänzend organisiert auftretenden Auer in die Schranken zu weisen. In einer ersten Halbzeit fast ohne Torchancen, war der Kracher von Pekovic der erste Schuss überhaupt, der das Gästetor bedrohte.

Auf der Gegenseite musste sich Grün vor der Pause einmal nach einem Schuss von Tobias Kempe lang machen. Zudem beschwor Rechtsverteidiger Bernd Nehrig in der 25. Minute die erste wirklich strittige Szene der Begegnung herauf. Sein schlampiger Rückpass drohte die perfekte Vorlage für Guido Kocer zu werden, da schob Nehrig an der Strafraumgrenze in höchster Not noch Arm und Hinterteil in den Laufweg des Auer Flügelmannes. Obwohl dieser erwartungsgemäß entschlossen zu Boden sank, blieb die Pfeife des Schiedsrichters stumm. 

Während die Stimmung unter den Kontrahenten immer schlechter wurde, weil beide Seiten vornehmlich damit beschäftigt waren, der jeweils anderen weh zu tun, fiel das 1:0. Nach einer mehr oder weniger geordneten Ballzirkulation in Strafraumnähe passte Sercan Sararer quer zu Pekovic, und der drosch den Ball aus 17 Metern im Fallen unhaltbar ins Netz. „Ich kann mich wirklich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal getroffen habe“, sagte der glückselige Torschütze. Und Büskens frohlockte: „Ich hätte nicht gedacht, dass ich das noch erleben darf.“

Zum Verdruss der Verlierer befanden sie sich just in dem Moment, in dem sie in Rückstand gerieten, in Unterzahl. Der Grund: Nach Mavrajs gestrecktem Bein gegen Jan Hochscheidt war minutenlang unklar, ob der Auer würde weiterspielen können. Hochscheidt blieb verletzt draußen, Mavraj drin.
Der schönste von wenigen schönen Spielzügen im Ronhof brachte die Entscheidung. Nachdem Grün den Ball in Manuel-Neuer-Manier fast bis zur Mittellinie geschleudert hatte, zelebrierten Sararer und und der erneut bärenstarke Olivier Occean einen Doppelpass in Vollendung. Zum Glück für Fürth schob Sararer allein vor Martin Männel auch noch überlegt ein. In der Schlussphase hätten die Weiß-Grünen die Veilchen sogar noch deklassieren können. Aber das wäre für die tapferen Auer dann doch des Schlechten zuviel gewesen.
 

Fürth: Grün; Nehrig, Kleine, Mavraj, Schmidtgal – Sararer, Prib, Pekovic (84. Rahn), Schröck (87. Pektürk) – Occean, Nöthe (80. Schahin)

Aue: Männel; Müller, Lachheb, Paulus, Klingbeil – Hensel – Hochscheidt (42. Könnecke), Kempe (73. Kern), Schröder, Kocer (63. Cappek)– König

Schiedsrichter: Steuer (Menden) – Tore: 1:0 Pekovic (41.), 2:0 Sararer (57.) -- Gelbe Karten: Pekovic, Nehrig, Mavraj  -- Paulus, Kempe, Lachheb -- Zuschauer: 10560

7 Kommentare