Trauer um Fürther Fußball-Idol »Ertl» Erhard

5.7.2010, 00:00 Uhr
Trauer um Fürther Fußball-Idol »Ertl» Erhard

© Zink

Die »Kleeblättler» trauern um einen ihrer größten Spieler in der mehr als 100-jährigen Vereinsgeschichte. »Ertl», wie er allgemein nur genannt wurde, verkörperte wie kaum ein anderer seine Spielvereinigung, für die er zwischen 1947 und 1962 mehr als 800 Begegnungen bestritten hat. Er war nicht nur ein Aushängeschild des Vereins, sondern auch der Stadt. Mit Erhard verliere Fürth »einen hervorragenden Sportler und eine große Persönlichkeit. Für viele Jugendliche war er ein Idol und Vorbild», würdigte Oberbürgermeister Thomas Jung den Verstorbenen.

Zu seiner Popularität trug natürlich auch seine internationale Laufbahn bei: Erhard stand nicht weniger als 50 Mal in der deutschen Nationalmannschaft. Eine stattliche Zahl angesichts der Tatsache, dass damals weit weniger Länderspiele als heute ausgetragen wurden. Der damalige Bundestrainer Sepp Herberger hielt große Stücke auf den zuverlässigen Abwehrchef, der an den Weltmeisterschaften 1954, 1958 und 1962 teilnahm. Beim »Wunder von Bern» 1954 kam er allerdings nicht zum Einsatz. »Für mich war die Zeit auf der Ersatzbank die Schlimmste» hat Erhard über seine erste WM später erzählt – doch im Grunde war er Herberger deswegen nicht böse: »Ich war ja einer der Jüngsten, und es konnten nur elf spielen.» Später ernannte Herberger Erhard zum Kapitän. Deshalb trauert auch der Deutsche Fußball-Bund um seinen verdienstvollen Spieler.

Abwehrstratege mit gesunder Härte

»Ertl» Erhard galt als kompromissloser Abwehrstratege, der den Gegenspieler, aber auch sich selbst nicht schonte. Prompt spürte er auch die zwei Gesichter der Fußballfans: Hatten sie ihm bei einem Einsatz gegen Spanien – er schaltete den Weltklassemann di Stefano mit gesunder Härte total aus – zugejubelt, bekam er eine Woche später in einem Oberligaspiel ihre Ablehnung zu spüren.

Wer »Ertl» näher kennengelernt hat, der kann nur zu einem Urteil kommen: Hinter der rauen Schale verbarg sich ein weicher Kern. Es machte viel Spaß, mit ihm über Fußball, seiner großen Leidenschaft, in der Vergangenheit und Gegenwart zu diskutieren.
Nachdem er seine Karriere mit einem Gastspiel beim FC Bayern München beendete, übte er bei der SpVgg Büchenbach und beim FC Augsburg eine Trainertätigkeit aus. Mehr Spaß bereitete ihm sein Job als Sportlehrer an der Fürther Hauptschule Pfisterstraße, den er bis zu seiner Pensionierung im Jahr 1994 ausübte. Das Geschehen seiner Spielvereinigung in der Zweiten Liga verfolgte er mit größter Aufmerksamkeit. »Es ist jammerschade, dass der Verein nicht die finanziellen Möglichkeiten besitzt, um den Aufstieg in die Bundesliga schaffen zu können», bedauerte er.

Herbert Erhard hinterlässt Ehefrau Karin, zwei Töchter und drei Enkeltöchter. Ihnen gilt die Anteilnahme der NZ-Sportredaktion.

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