Tumulte: Strafmaß für FCN noch völlig offen

22.12.2011, 09:17 Uhr

„Wir haben Nürnberg aufgrund der Vorkommnisse vor Ort um eine zeitnahe Stellungnahme gebeten“, sagte ein DFB-Sprecher. Über die möglichen Konsequenzen äußerte er sich unter Berufung auf das „schwebende Verfahren“ nicht.

Zugute kommen dürfte dem FCN, dass er nicht als Wiederholungstäter gilt. Allerdings ist nicht ausgeschlossen, dass sich der DFB angesichts der jüngsten Entwicklungen unter Druck sieht. Denn nach immer mehr Zuschauerausschreitungen im deutschen Profifußball könnte der Kontrollausschuss ein Zeichen setzen und eine drastische Strafe für den FCN in Erwägung ziehen. Da Dynamo Dresden vor Kurzem wegen Ausschreitungen von der kommenden Pokalsaison ausgeschlossen wurde, scheint eine ähnliche Strafe gar nicht so unwahrscheinlich. Schließlich wollen die DFB-Bosse in Frankfurt eines vermeiden: den stets im Raum stehenden Vorwurf, Vereine aus dem Osten zu benachteiligen und bei Verstößen härter zu bestrafen.

Am Mittwochnachmittag hatte der FCN eine Stellungnahme veröffentlicht, in der der Verein die Vorfälle scharf verurteilt: "Bei allem Verständnis für Emotionen und Frustrationen, kann der 1. FC Nürnberg aber das Fehlverhalten von ca. 100 Anhängern in der Fankurve, die die Umzäunung überstiegen und sich auf der Tartanbahn des easyCredit-Stadions sammelten und Richtung Gästeblock liefen, nicht akzeptieren.  Der 1. FC Nürnberg distanziert sich von diesen Vorfällen auf das Entschiedenste. Aktivitäten dieser Art haben in keinem Stadion etwas zu suchen."  

Wie kam es zu dem "Sturmlauf" einiger Club-Fans? Nach Abpfiff, so die Pressemitteilung des FCN, sei in der Nordkurve "ein Tor unter dem extremen Druck der Zuschauer im Block aufgesprungen, zwei weitere Tore wurden durch bereits im Innenraum befindliche Fans geöffnet." Weder Polizei noch Ordnungsdienst hätten also die so genannten Fluchttüren geöffnet.

Warum man sich entschieden hatte die Polizisten nicht im Stadion zu positionieren, erklärte der Club-Pressesprecher:  "Wir haben im Vorfeld zusammen mit der Polizei alle Szenarien durchgesprochen. Die Polizeipräsenz im Stadion hätte bedrohend gewirkt, deswegen haben wir davon Abstand genommen. Wir haben gehofft, dass der alleinige Einsatz von Sicherheitskräften eine deeskalierende Wirkung auf die Fans hätte. Dem war dann leider nicht so. Wir haben davon gehört, dass die Ultras eine Aktion nach dem Spiel geplant hatten, wussten aber nicht wann und wo."
 

 Der Verein kündigt weiterhin an, gegen die Störenfriede vorzugehen:  "Wir werden mit aller Härte und Entschlossenheit und mit allen uns zur Verfügung stehenden Mitteln, wie unter anderem auch das Verhängen von Stadionverboten, die von der Polizei identifizierten Täter, die nachweislich ein Fehlverhalten oder eine Straftat begangen haben, zur Rechenschaft ziehen. Dazu stehen wir  in engem Kontakt mit der Polizei. Von Seiten des 1. FCN wird es keine Pauschalverurteilungen geben. "

Bei Youtube kursieren mehrere Videos, die Fans von der Stürmung des Platzes gemacht haben.

 

 Die Szenen nach dem Abpfiff seien nicht vorhersehbar gewesen. In den vergangenen zwei Jahren, so die Mitteilung des Vereins,  habe es bei Heim- und Auswärtsspielen des FCN keinerlei Auffälligkeiten gegeben. Eine Tendenz für die Zunahme von Gewalt in der Fanszene sei nicht zu erkennen.

Am Dienstagabend war es unmittelbar nach Abpfiff  für kurze Zeit zu Tumulten im Stadion gekommen. Überwiegend in Schwarz gekleidete Club-Anhänger rannten in Richtung des Fanblocks der Gäste und warfen Gegenstände. Die Polizei setzte daraufhin Schlagstöcke und Pfefferspray ein. Die Einsatzkräfte hatten die Lage aber innerhalb kürzester Zeit wieder unter Kontrolle, auch, weil sich die Club-Fans schnell zurückzogen. Ein Club-Fan wurde wegen Verdacht auf Körperverletzung vorläufig festgenommen, laut Polizei wurden außerdem vier Ordner leicht verletzt. Bereits vor dem Spiel hatten bei der Ankunft der Fürther Fans am Messezentrum eine Frau und zwei Polizeibeamte Knalltraumata nach einem Böllerwurf erlitten.

Außerhalb des Stadions blieb es friedlich: Nürnbergs Polizeisprecherin Elke Schönwald sprach gegenüber der Online-Redaktion von einer arbeitsintensiven, aber ruhigen Nacht. Die von einem großen Polizeiaufgebot begleitete Abreise der Kleeblatt-Fans über die U1 in Richtung Fürth Hauptbahnhof sei ohne große Zwischenfälle verlaufen.

Der einzig nennenswerte Vorfall ereignete sich in der Nähe des Fürther Hauptbahnhofs, wo etwa eineinhalb Stunden nach dem Spiel rund 20 Club-Fans angetroffen wurden. Mögliche Zusammenstöße mit Fürther Anhängern verhinderte die Polizei mit Hilfe von Platzverweisen. Ansonsten blieb es ruhig.

Bereits vor dem Spiel hatten bei der Ankunft der Fürther Fans am Messezentrum eine Frau und zwei Polizeibeamte Knalltraumata nach einem Böllerwurf erlitten.

 

 

 

 

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