Über den alten Flugplatz in Atzenhof fliegen die Golfbälle

3.10.2014, 15:34 Uhr
Über den alten Flugplatz in Atzenhof fliegen die Golfbälle

© Archivfoto: Zink

Es ist ein paradoxes Bild, das das Gelände des früheren Flugplatzes Atzenhof abgibt. Leerstehende und verkommene Baracken reihen sich an Loft-Wohnungen, vernagelte und zugemauerte Fenster an Glasfronten moderner Neubauten.

Teil dieser über einhundertjährigen Geschichte zwischen Flugplatz und Militärkaserne ist auch das Gelände des 1. Golfclubs Fürth. Golf – für viele Menschen ein Synonym für den Sport der Unternehmer und Lottogewinner, die ihre Freizeit mit Gleichgesinnten in elitären Clubs verbringen.

Für Conrad Wagner ist das Gerede vom Zeitvertreib für Reiche schlichtweg „Blödsinn“. Seit 1993 führt der heute 69-Jährige die Geschicke des Clubs. „Vergleichen Sie einfach mal die Preise für ein gutes Fitness-Studio mit denen unseres Vereins“, rechnet der bekannte Musiker vor. Auf über 70 Hektar gepflegten Grüns könnten die insgesamt 1400 Mitglieder ihrer Leidenschaft nachgehen. Letztendlich gelte es, sich zu entscheiden: „Möchte ich zwei Mal im Jahr in den Skiurlaub oder die Möglichkeit, an 300 Tagen im Jahr zu golfen?“

Die Preise für eine Mitgliedschaft im Club sind abgestuft nach Alter. 950 Euro sind es maximal für einen Erwachsenen über 35 Jahre, Kinder bis zum 14. Lebensjahr zahlen dagegen nur 75 Euro pro Jahr. Besonders letzteres ist Wagner eine Herzensangelegenheit. Über 300 Jugendliche seien Mitglieder, von einem reinen Seniorensport könne also keine Rede sein. Die Tatsache, dass hauptsächlich ältere Herren auf dem weitläufigen Gelände unterwegs sind, ist für Wagner schnell erklärt: „Die haben eben mehr Zeit“, sagt er mit einem Lächeln.

Es herrscht reges Treiben im Umfeld des Clubhauses. Die weitläufigen Rasenflächen des Neun- sowie 18-Loch-Platzes werden von mehreren „Greenkeepern“ täglich gepflegt, mehrere Mitarbeiter versorgen die Aktiven mit Essen und Trinken.

25 Menschen sind laut Wagner auf der Anlage beschäftigt: „Das geht dann eben ins Geld.“ Genauso wie der Kauf des geschichtsträchtigen Geländes von der Bundesrepublik – für über neun Millionen D-Mark. Als die Amerikaner die Kaserne nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs für sich beanspruchten, bauten sie alsbald auch einen Golfplatz. Mit dem Bau des Main-Donau-Kanals wurde in den 1960er-Jahren eine Umstrukturierung nötig; seit 1971 besteht der Platz in der heutigen Form.

Geschichte im Logo

Mit dem Rückzug der US-Streitkräfte Anfang der Neunziger und dem Ende des „Monteith Golf Course Nuremberg“ ging die Gründung des 1. Golfclubs Fürth einher.

Über den alten Flugplatz in Atzenhof fliegen die Golfbälle

© Foto: privat

Die facettenreiche Vorgeschichte spiegelt sich auch im Logo des Vereins wider: zwei gekreuzte Golfschläger flankieren die US-amerikanische, deutsche und fränkische Flagge, die vom Fürther Kleeblatt vervollständigt werden. „Wichtig ist, dass wir uns als Sportverein begreifen“, sagt Wagner. In allen Altersbereichen gebe es aktive Mannschaften, die Senioren spielen gar in der höchsten bayerischen Liga.

Die Jugendarbeit sei existenzieller Bestandteil des Vereinsgeschehens und sogar in der Satzung festgeschrieben. Über 80 Turniere würden darüber hinaus jährlich auf dem Gelände über die Bühne gehen.

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