Verletzungspech: Bolly und der Neuanfang in Fürth

10.12.2016, 06:00 Uhr
Verletzungspech: Bolly und der Neuanfang in Fürth

© Sportfoto Zink

Endlich hat er wieder Grund zum Lächeln. Bei einem Gläschen Weißwein trafen sich die Kleeblatt-Kicker Mathis Bolly, Zlatko Tripic und Veton Berisha mit Even Hovland vom 1.FC Nürnberg. Sie alle kamen aus Skandinavien nach Deutschland, um ihr Glück zu finden. Mathis Gazoa Kippersund Bolly, wie der Norweger mit ivorischen Wurzeln mit vollem Namen heißt, war auf dem besten Weg in die Weltspitze. Bei der WM in Brasilien vor zwei Jahren bekam er sogar einige Einsatzminuten für das Land seines afrikanischen Vaters. Bei Fortuna Düsseldorf jubelten sie, schließlich war seit Klaus Allofs 1982 (ohne Einsatz) kein Fortune mehr bei einer Weltmeisterschaft dabei.

Doch die Gegenwart heißt Fürth, nicht London oder Madrid. Sein Körper streikte immer wieder, die Verantwortlichen in Düsseldorf wollten nicht mehr an ihn glauben. Das Wort "Waffe" wurde nur noch in Sätzen mit Konjunktiv gebraucht. In Fürth benutzte sein Trainer Stefan Ruthenbeck immerhin schon das Hilfsverb "können": "Gerade bei Auswärtsspielen, wenn du tiefer stehst, kann er eine echte Waffe sein."

Sehr zum Leidwesen Ruthenbecks wurde erst aus dem Kann ein Ist, nachdem der Trainer beurlaubt worden war. Wobei Bolly schon unter dem alten Coach seinen neuen Anlauf startete. Seit seinem Debüt in Weiß-Grün am 5. November beim 2:1 gegen Bochum, sammelte das Kleeblatt neun Punkte in vier Spielen, nur beim 2:1 gegen Bielefeld war Bolly nicht dabei.

Zuletzt, beim 2:1 in Karlsruhe, feierte er gleich zwei Premieren: erstmals in der Startelf und erstes Tor. "Ich weiß gar nicht, wann ich zum letzten Mal in einer Startelf stand", überlegte der Stürmer. Es war am 9. November vergangenen Jahres, als er noch das Trikot von Fortuna Düsseldorf trug. Sein neuer Trainer Janos Radoki muss nun sogar auf die Bremse drücken. Der Ex-Profi kann gut nachvollziehen, wie Bolly sich fühlen muss, weil er selbst schwere Verletzungen überstehen musste: "Es ist ein Adrenalinkick beim Zurückkommen."

"Viel Spaß vorne"

Aber man habe bei aller Freude gesehen, „was er noch braucht“, athletisch und fußballerisch. Für Sonntag gegen Sankt Pauli und am Freitag in Berlin könne die Devise im Blick auf Bolly nur sein: "Wir müssen ihn jetzt unfallfrei in die Winterpause bekommen, dann kann er endlich eine komplette Vorbereitung mitmachen."

Der richtige Angriff startet also erst im neuen Jahr. Bolly, 26 Jahre alt, bittet um Geduld: "Wir geben momentan alles, was wir haben. Aber es ist klar: Wir brauchen für hundert Prozent noch Zeit." Dabei spricht er auch für seinen kongenialen Sturmpartner Sercan Sararer (27), der der Mannschaft erst seit Mitte Oktober helfen kann, "ich denke, das ist bei Sercan auch so". Dass die zwei Angreifer schon zeigen, wie gut sie ihre Laufwege kennen, verwundert nicht – schließlich trainierten beide in der Vorsaison in Düsseldorf. "Mit ihm macht mir das sehr viel Spaß vorne", sagt Bolly.

Auch wenn der Dribbler mit seinen genialen Momenten bei gleichzeitig schwachem Defensivverhalten nicht nur für den Gegner unberechenbar ist. "Mit Sercan weiß man nie", bestätigt Bolly, "er ist so kreativ und er hat so viel drauf." Ob die beiden schon am Sonntag wieder gemeinsam die Sturmspitze bilden, ist nicht verbürgt. Radoki will sie nicht verheizen. Auch wenn es um nicht weniger als seine weitere Beschäftigung als Cheftrainer geht.

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