Trump ist nur ein Symptom

17.1.2018, 20:37 Uhr
Für die Wahlschlacht, die Trump ins Weiße Haus brachte, wurden 6,5 Milliarden Dollar ausgegeben.

© dpa Für die Wahlschlacht, die Trump ins Weiße Haus brachte, wurden 6,5 Milliarden Dollar ausgegeben.

Zum Beispiel so: Eigentlich hätten die amerikanischen Wähler schon bei George W. Bush erkennen können, dass es nicht egal ist, ob sie völlig ungeeignete Bewerber in das machtvollste politische Amt auf diesem Globus wählen. Das hat leider nicht funktioniert. Vielleicht musste es deswegen eine Katastrophe wie Trump geben, damit mehr Bürger diese Lektion endlich lernen.

Bush junior hat völkerrechtswidrig einen Krieg im Irak begonnen. Es wurden Foltergefängnisse geschaffen, in denen kein Recht mehr existierte. Die Folgen dieser gewissenlosen Militärinvasion sind heute, 15 Jahre später, weltweit zu spüren.

Es gäbe heute weder den Islamischen Staat (IS) noch über die halbe Welt verteilte Terrornetzwerke, hätte es den Irak-Krieg und die verheerende Statthalterpolitik dort nicht gegeben. Ginge es mit rechten Dingen zu, müssten sich Bush und noch einige weitere Figuren vor einem internationalen Strafgerichtshof verantworten.

Sehnsucht nach Bush

Doch wer dachte, noch tiefer könnte die politische Führung der Weltmacht USA nicht sinken, sieht sich nun getäuscht. Viele kluge Zeitgenossen haben bereits staunend gestanden, sie hätten nie gedacht, dass sie sich je Bush zurückwünschen könnten. Trump hat das geschafft.

Es hat auch gar kein Sinn, seine ganzen Peinlichkeiten aufzuzählen, seine Rüpeleien gegen Frauen, Behinderte oder "Drecksloch-Länder", seine Twittersucht, seine Ignoranz selbst elementaren Politikwissens. Nicht Trump selbst ist das Problem, sondern das System, das die Wahl einer so schrägen Figur wie ihm erst ermöglicht hat.

Für die Wahlschlacht, die Trump ins Weiße Haus brachte, wurden unfassbare 6,5 Milliarden Dollar ausgegeben. Nur rund eine Milliarde davon waren direkte Wahlkampfkosten. Der Großteil des Rests wurde über Political Action Committees (PAC), also Lobbygruppen, eingeworben, die endlose Stunden an Werbespots bezahlten, die sich wie eine Schlammlawine über die US- Bürger ergossen. Milliardäre mit reaktionären Ansichten kauften sich ihre Kandidaten (bei Hillary Clinton war das nicht anders).

Einfluss der Finanzelite

Dieses System ist krank. Die USA sind eines der Mutterländer der Demokratie. Doch die Art, wie letztlich eine Klasse der Superreichen entscheidet, wer unter ihnen Präsident werden darf, hat die demokratische Idee ad absurdum geführt. Diese Finanzelite hat sich die Welt untertan gemacht. Wer die Demokratie retten wollte, müsste hier ansetzen.

Die USA haben die vermutlich immer noch großartigste Verfassung der Welt. Doch Trump hat sie an ihre Grenzen geführt. Das Wahlmännersystem ist antiquiert. Wenn es aber einen Nutzen haben sollte, dann hätte es verhindern müssen, dass ein Verrückter wie Trump ins Oval Office einziehen kann. Diese Sicherung hat total versagt.

Wie gesagt, nicht Trump ist das Problem. Er ist nur das Symptom. Schon nach Bush war der Begriff Demokratie in weiten Teilen der Welt diskreditiert. Jetzt, wo Trump die mächtigste Nation der Welt führt (obwohl, ist das nicht vielleicht schon China?), muss man nirgendwo mehr für dieses System missionieren. Afrikanische Staaten sollten mehr Demokratie praktizieren? Das Argument kann man sich inzwischen sparen.

Trump hat immer noch erstaunlich viele Anhänger. Doch Amerika politisiert sich wieder. Auch die EU muss sich stärker einmischen. Wir können uns nicht erlauben, zuzusehen, wie ein narzisstischer Egomane die Welt in Flammen setzt.

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