Prozess gegen U-Bahn-Schläger geht weiter

22.2.2011, 19:00 Uhr
Prozess gegen U-Bahn-Schläger geht weiter

© Weigert

Etwa 50 Sitzplätze waren für das Publikum im Raum 619 zur Verfügung gestellt worden. Flankiert von Polizeikräften erschienen am Morgen wieder etliche Prozessbeobachter — vorwiegend aus dem autonomen Spektrum. Nach Justizangaben waren keine Rechten gekommen. Der Vorsitzende Richter des Schwurgerichts, Richard Caspar, erklärte „die neuen Spielregeln“: Wer den Gerichtssaal verlässt, verwirkt seinen Platz und ein Wartender darf hineingelassen werden. Über die Mittagszeit hinweg blieb dann der Raum aufgesperrt. Nur die Wenigsten gaben ihren Stuhl auf, sondern harrten geduldig aus. Viele lasen oder unterhielten sich in der Pause und suchten nicht einmal die Toilette auf. Ebenfalls ein Novum in öffentlicher Verhandlung: Das Gericht gestattete drei völlig verängstigten Zeugen, ihre Namen nicht nennen zu müssen. Sie wurden mit „Herr Zeuge“ oder „Frau Zeugin“ angesprochen. Diese Maßnahme sei angesichts der anfangs aufgeheizten Stimmung rund um den Prozess notwendig geworden, so Richter Caspar.



In der Sache selbst trat gestern wenig Erhellendes zu Tage. Wie bei jeder Wirtshausschlägerei ist auch hier die Beweislage schwierig, hat doch jeder Zeuge etwas völlig anderes beobachtet. Wenig aufschlussreich waren auch die Videoaufnahmen von der U-Bahn–Kamera, die vor Gericht abgespielt wurden und auf einer Leinwand zu sehen waren. Der Vorfall hatte sich mehr oder weniger im toten Winkel des Objektivs abgespielt.



Wie berichtet, ist der aus der rechten Szene stammende Angeklagte wegen versuchten Totschlags und gefährlicher Körperverletzung angeklagt, weil er einen 17-Jährigen mit Fäusten und Tritten attackiert und schwer verletzt haben soll. Der 24-Jährige hatte ein Teilgeständnis abgelegt. Das Opfer, das aus der linken Szene stammt, leidet bis heute unter den Folgen der Tat. Der Prozess wird am morgigen Donnerstag fortgesetzt.



In einer anderen Sache ist nach der Attacke auf Passanten gegen zwei Männer aus Nürnberg und Fürth Anklage erhoben worden. Die Staatsanwaltschaft wirft ihnen unter anderem gefährliche Körperverletzung und versuchte räuberische Erpressung vor. Die 30- und 32-Jährigen sollen im Sommer 2010 in der Nürnberger Innenstadt einen 21-Jährigen zu Boden geschlagen, getreten und von ihm Geld verlangt haben. Der Jüngere soll außerdem innerhalb von nur 20 Minuten wahllos weitere fünf Passanten geschlagen und zum Teil verletzt haben. Beide Täter sollen bereits zwei Tage zuvor in der Nürnberger Innenstadt den Hitlergruß gezeigt und Nazi-Parolen geschrien haben.

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