Developer Week versammelt Software-Entwickler in Nürnberg

27.6.2017, 06:00 Uhr
Developer Week versammelt Software-Entwickler in Nürnberg

© Foto: Stefan Hippel

"Du" oder "Sie"? "Wir sagen Du!" – darüber ist sich die Gemeinde der Softwareentwickler einig. Jedenfalls so lange, bis Florian Bender, Projektleiter der Developer Week, schnell "zur ersten Ausnahme" gelangt. Michael Fraas ist als Nürnbergs Wirtschaftsreferent Schirmherr der Veranstaltung, nimmt das "Sie" gelassen und begrüßt die Entwickler, die eigentlich auf die Keynote des Tages warten: Jennifer Marsman von Microsoft will etwas über künstliche Intelligenz erzählen.

Am Rande der Veranstaltung berichtet Fraas später von seinen eigenen Erlebnissen mit künstlicher Intelligenz. Das Smartphone lerne schließlich auch immer mehr dazu. Oder das Navigationsgerät im Auto. Sollte die Technik aber mal ausfallen, verlasse er sich auf seine Intuition: "Ich habe meine Schleichwege", verrät der Wirtschaftsreferent.

Dass die Technik manchmal nicht mitspielt, erfährt auch der Veranstalter. Mit einem Begrüßungs-Livestream auf Facebook klappt es nicht. Dafür aber mit dem fürs Publikum beeindruckenden Aufmarsch aller Referenten auf die Bühne. Zur nunmehr fünften Developer Week haben sich rund 1700 Teilnehmer angemeldet, darunter zum Beispiel die IT-Spezialisten Karsten Schramm und Markus Busch aus Karlsruhe. Sie wollen wissen, wie man "für Nutzer eine bessere, fehlerfreiere und intuitivere Software macht", und erhoffen sich viele Anreize und Ideen.

Einblicke ins Trendthema "Künstliche Intelligenz und Maschinelles Lernen" liefert dann Jennifer Marsman, die bei Microsoft USA als "Principal Software Development Engineer" firmiert. Die 38-Jährige, die sich einst dank ihres Mathelehrers "ins Programmieren verliebt" hat, erläutert nach einem ziemlich breiten "Hellooo" ihr spezielles Headset, das sie trägt.

Die Gedanken ihrer Zuhörer könne sie damit zwar nicht lesen. Aber Marsman entwarf eine Art Lügendetektor, der allein auf der Messung der elektrischen Aktivität der Hirnrinde basiert, um der Wahrheit nachzuspüren. Mediziner nutzen die Elektroenzephalografie (EEG) dazu, um die Gehirnaktivität zu untersuchen.

Mit fremden Augen

Einen Blick auf die Möglichkeiten künstlicher Intelligenz werfen auch Martin Förtsch und Thomas Endres vom Münchner Software-Beratungsunternehmen TNG. Die beiden Informatiker haben sich den knapp kniehohen humanoiden Roboter namens "Nao" vorgenommen. "Wir wollten Nao mit Gesten fernsteuern können", sagt Martin Förtsch und setzt eine Datenbrille auf. Damit übernimmt er die Kontrolle über den kleinen blau-weißen Roboter – und betrachtet nun die Welt aus der Perspektive des Winzlings.

Läuft Förtsch ein paar Schritte auf der Stelle, setzt sich Nao in Bewegung. Zumindest bis zum Teppich, wo der Roboter umzustürzen droht. "Thomas sieht jetzt meine Bewegungen in Echtzeit auf seinem Rechner", sagt Förtsch. Ideal also, um mit dem Kumpel, der gerade in einem anderen Land weilt, mittels holografischer Technologie dann doch noch gemeinsam ein Bier zu schlürfen. Fast zumindest.

Wer zwischen den Sitzungen und Workshops der Konferenz durch die Ausstellung schlendert, kann an unterschiedlichen Gewinnspielen teilnehmen. Sie heißen etwa "Heißer Draht" oder "Brain Contest". Als Preis winkt ein echtes "Spielzeug für Entwickler" – ein Mikroprozessor-Set, mit dem man zu Hause Anwendungen wie einen Warmwasserregler programmieren kann. Nützlich auch: ein Schlafsack, zu dem es als mobile Stromversorgung eine "Powerbank" gibt. Denn wer will schon beim Zelten im Wald offline sein, weil der Akku stirbt?

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