Ein Speicher für Wasserstoff

29.1.2016, 20:22 Uhr
Ein Speicher für Wasserstoff

© Foto: Ilona Hörath

Für die Mitarbeiter der Hydrogenious Technologies aus Eltersdorf ist es „ein großer Tag“. Was die jungen Verfahrens- und Elektrotechniker, die Automatisierer und Konstrukteure in den Firmenräumen den mehr als 100 geladenen Gästen — darunter Fachexperten, Kunden, Lieferanten sowie die bayerische Technologie-Staatsministerin Ilse Aigner — präsentieren, sind dabei eigentlich nur zwei handelsübliche See-Container. Doch darin steckt innovative Technologie, die das Zeug dazu hat, die Energieversorgung der Zukunft nachhaltig zu verändern.

„Ja, es ist ein wichtiger Durchbruch“, schwärmt Geschäftsführer Daniel Teichmann anlässlich der Vorstellung der weltweit ersten einsatzbereiten sogenannten LOHC-Anlage. „Es geht nicht um Nischenanwendungen, sondern um grundlegende Energieversorgung.“

Ob in der Kraftstoff- und Glasproduktion oder bei der Herstellung von Mikroelektronik – ohne Wasserstoff läuft nichts. Sogar bei der Fetthärtung streichzarter Butter kommt das Element zum Einsatz. Ein Kilogramm Wasserstoff bündelt fast so viel Energie wie vier Liter Benzin. Doch Wasserstoff ist mehr: Unter Experten gilt er als Hoffnungsträger für die Energiewende. Denn mit ihm wollen Forscher eines der großen Probleme der Energiewende lösen: die Speicherung regenerativ erzeugter Energie und deren Transport über lange Strecken.

Die Lösung präsentieren die Erlanger Forscher unter dem Kürzel LOHC (Liquid Organic Hydrogen Carrier). Es handelt sich um eine Trägerflüssigkeit, die den Wasserstoff quasi wie ein Schwamm aufsaugt. Im „unbeladenen“ Zustand, also noch ohne Wasserstoff, ist LOHC ein industrielles Thermalöl, dessen Farbe an Apfelsaftschorle erinnert. Ist der Wasserstoff mittels Elektrolyse in diese Flüssigkeit „gepackt“, lässt er sich einfach und gefahrlos transportieren, da LOHC nur schwer entflammbar ist. Mit Hilfe einer Brennstoffzelle lässt sich später der Wasserstoff wieder in Strom zurückverwandeln.

Wirtschaftsingenieur Teichmann versteht den Einsatz von LOHC umfassender: „Es geht nicht nur um Strom, sondern darum, wie man Energie in die Bereiche Mobilität, Beheizung und in den industriellen Verbrauch bringt.“ 2016 wollen die Erlanger circa zehn Anlagen bauen und verkaufen. In fünf Jahren sollen es pro Jahr 500 sein.

Käufer in den USA

Derzeit nehme man „immer mehr Aufträge entgegen“ und fahre die Stückzahlen hoch. „Das Marktpotenzial ist riesengroß“, erklärt Teichmann. „Wir reden davon, dass wir viele Terawattstunden an Energie speichern können müssen.“ Gerade eben habe man eine Anlage in die USA verkauft. „Wir sind vorne dran und wollen diese Rolle auch behalten“, sagt der 32-Jährige. „Wir sind fest davon überzeugt, dass die Wasserstoffwelt kommen wird.“

Joachim Hornegger, Präsident der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU), nannte das Unternehmen „ein sehr gutes Musterbeispiel für den Technologie- und Wissenstransfer“. Die Firma ist ein Spin-off der FAU und wurde 2013 von Geschäftsführer Daniel Teichmann und den Professoren Wolfgang Arlt, Peter Wasserscheid und Eberhard Schlücker gegründet. Im Mai 2014 gesellte sich die FAU als Mitgesellschafter dazu.

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