Fensterbau und Holz: Messen zeigen neueste Wohntrends

21.3.2018, 21:16 Uhr
Rund 111.000 Fachbesucher werden auf der Duo-Messe Holz-Handwerk und Fensterbau Frontale erwartet.

© Michael Matejka Rund 111.000 Fachbesucher werden auf der Duo-Messe Holz-Handwerk und Fensterbau Frontale erwartet.

Peter Ottmann ist zufrieden, außerordentlich zufrieden sogar. Was zum einen daran liegt, dass die Ausstellungshallen der NürnbergMesse, die Ottmann zusammen mit Roland Fleck führt, in diesen Tagen schier aus allen Nähten platzen. Das Fachmesse-Duo Holz-Handwerk/Fensterbau Frontale ist gestern um 10 Uhr gestartet, "um 10.05 Uhr waren die Hallen voll. Ein gutes Gefühl", sagt Ottmann, strahlt und gerät dann ins Schwärmen: Für Messemacher sei das alle zwei Jahre stattfindende Doppel "wie Weihnachten und Ostern zusammen".

Rund 111.000 Fachbesucher erwarten die Veranstalter an den vier Messetagen, allein am heutigen Donnerstag rund 40.000 – "das ist einsamer Rekord, da kommt quasi ganz Neumarkt zu uns", veranschaulicht Ottmann mit Blick auf die Einwohnerzahl der oberpfälzischen Stadt die Dimension. Wer noch einen Vergleich möchte: Zur Öko-Weltleitschau BioFach waren im Februar 50.000 Fachbesucher gepilgert – insgesamt an ebenfalls vier Messetagen.

Rappelvolle Hallen

Was Ottmann aktuell mindestens so sehr begeistert wie die rappelvollen Ausstellungshallen ist ein Deal, den die NürnbergMesse in Indien gelandet hat. Das Unternehmen hat drei etablierte Holzbearbeitungsfachmessen erworben: die Indiawood in Bangalore, die Mumbaiwood in Mumbai und die Delhiwood in Greater Noida, einer Satellitenstadt der Metropole Delhi. Gemeinsam mit der Holz-Handwerk haben die Franken daraus die neue Produktfamilie "Holzbearbeitungs-Fachmessen" gezimmert. Ihr Ziel: international richtig dicke Bretter bohren in diesem Segment. Bei der Frage nach dem Kaufpreis übte sich der Hesse Ottmann in fränkischer Zurückhaltung und verriet nur so viel: Es sei ein "niedriger zweistelliger Millionenbetrag".

In Indien ist die NürnbergMesse seit fünf Jahren mit einer eigenen Tochterfirma präsent. Die NürnbergMesse India erhält mit der Akquisition nun einen Wachstumsschub: Die drei "Wood"-Schauen stehen derzeit für rund 1500 Aussteller und 90.000 Besucher – und ihre neue Eigentümerin ist überzeugt, dass das Trio großes Potenzial hat. Schon allein deshalb, weil Indien mit seinen gut 1,3 Milliarden Einwohnern ein riesiger Markt ist. Den hat auch Bernhard Dirr vom Maschinenbauerverband VDMA im Auge: "Indien wird bald zu den wichtigsten Abnehmerländern für unsere Maschinen und Anlagen zur Holzverarbeitung zählen."

Andächtige Männer

Was es in Sachen Technik Neues gibt, darüber können sich die Fachbesucher bei der Holz-Handwerk informieren. In den Hallen wird kräftig gesägt und gefräst – von ausgefuchsten Anlagen aller Art, oft nachgerade andächtig beobachtet von (vor allem) Männern. Das Megathema Digitalisierung beschäftigt selbstredend die Branche und ihre Kunden, und das nicht erst seit gestern. "Die Themen Automation und Vernetzung sind schon lange im Handwerk angekommen", resümiert Jürgen Köppel, Präsident des europäischen Maschinenbauer-Dachverbandes Eumabois. Dass sich das noch mehr herumspricht und sich so mehr junge Menschen für eine Ausbildung erwärmen, das wünschen sich insbesondere viele Handwerksbetriebe hierzulande: Der Fachkräftemangel droht sie auszubremsen.

Ein großes Thema in den Messehallen ist das "Smart Home", also die Vernetzung der eigenen vier Wände. Dazu gehören Türen und Fenster, die sich via Tablet und Smartphone steuern lassen. Auf der Fensterbau Frontale finden sich auch schlüssellose Schließsysteme – Fingerabdruck am Scanner genügt, schon geht die Haustür auf. Und wie ist das, wenn die Nachbarin die Blumen gießen soll, weil man selbst im Urlaub ist? Natürlich funktionieren die smarten Türen auch noch mit dem guten alten Schlüssel, beruhigt ein Aussteller. Die deutschen Fensterbauer können sich derweil über mangelnde Nachfrage nicht beschweren, dem Bau- und Sanierungsboom sei Dank. Die Branche sieht sich denn auch weiter auf Wachstumskurs. Ein Wermutstropfen sind, wie Ulrich Tschorn beim Presserundgang anmerkt, allerdings die Importe kompletter Fenster aus dem Ausland. Aber, so der Geschäftsführer des Verbandes Fenster + Fassade, "made in Germany ist im Kommen".

Keine Kommentare