Rassismus auf den Weltmeeren? Ärger um Playmobil-Schiff

9.10.2015, 11:18 Uhr
Nur eine Spielfigur oder ein Symbol für die Unterdrückung der Schwarzen? Um die Figur auf dem Piratenschiff von Playmobil gibt es derzeit Diskussionen in Amerika.

© Playmobil / PR Nur eine Spielfigur oder ein Symbol für die Unterdrückung der Schwarzen? Um die Figur auf dem Piratenschiff von Playmobil gibt es derzeit Diskussionen in Amerika.

Ein kleines Männchen von Playmobil schockiert die US-Amerikanerin Ida Lockett. Oder genauer: der Hals des Männchens. Denn diesen umschließt ein Ring. An solchen Metall-Fesseln wurden Sklaven in Ketten gelegt. Und die Anleitung zeigt, wie Kinder den Ring an den Hals der Figur anbringen. So wie Playmobil-Anleitungen den Aufbau von Playmobil-Spielzeug eben erklären.

Doch daran stößt sich Lockett, die das Piratenschiff ihrem fünfjährigen Sohn schenkte. Mehrfach postet sie auf Facebook, teilweise direkt auf die dortige Seite des Spielzeugherstellers aus Zirndorf. 

 

"Ich bin so traurig, dass ich dieses Sklavenschiff entdecken musste", schreibt sie zu den Fotos dazu. Über die Geschichte berichten auch internationale Medien, etwa das TIME Magazine, der Guardian und der Mirror. "Es ist definitiv rassistisch", sagte Lockett, die selbst dunkelhäutig ist, einem lokalen Sender von CBS. "Es sagte meinem Sohn, dass er der schwarzen Figur Fesseln für Sklaven anlegen und dann damit wie mit einem normalen Spielzeug  spielen sollte."

Vier Jahre lang vertrieb der Spielzeug-Hersteller das betroffene Schiff auch in Deutschland. Auf Amazon können Kunden das Spielzeug bis heute kaufen - dort bekam es 88 Bestwertungen von Nutzern. "In all den Jahren hat uns zu dieser Figur keine einzige Beschwerde erreicht - auch nicht aus anderen Märkten, in denen das Piratenschiff verkauft wird", teilt Playmobil auf Anfrage mit. Das Schiff ist aktuell nicht mehr im deutschen Playmobil-Sortiment - der Hersteller hat hierzulande bereits ein neues Modell veröffentlicht.

"Wie auf der Verpackungsabbildung des Sets eindeutig zu erkennen ist, stellt die Figur ein Crew-Mitglied auf dem Piratenschiff dar und keinen Gefangenen", so eine Sprecherin des Konzerns weiter. "Der Pirat steht im Ausguck und hält eine Schatzkarte in der Hand. Das Set enthält zudem keine Kette, mit der die Figur angekettet werden könnte. Historikern zufolge stellten im 17. und 18. Jahrhundert ehemalige, befreite Sklaven rund ein Viertel der Besatzungsmitglieder auf Piratenschiffen."

Einen Kontakt zwischen Playmobil und Ida Lockett gibt es bisher nicht. Aspekte wie "Diversity und Geschlechterrollen" spielen aber beim Konzern schon in der Entwicklung neuer Sets eine Rolle. "So gibt es in der Playmobil-Piratenspielwelt zum Beispiel auch weibliche Piraten."

 

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