„Wir haben alle Höhen und Tiefen erlebt“

18.8.2011, 10:00 Uhr
„Wir haben alle Höhen und Tiefen erlebt“

© NCP

„Wir haben alle Höhen und Tiefen erlebt“, sagt Geschäftsführer Peter Söll (62), wenn er auf die 25-jährige Firmengeschichte zurückblickt. Begonnen habe man einst mit drei Leuten in einer kleinen Hausmeisterwohnung, im Kopf nichts als der kühne Plan „alles besser zu machen und Bäume auszureißen.“ Doch die Realität auf dem Markt holte die Männer schnell ein, die Entwicklung von Hardware-Produkten rechnete sich nicht. In der Software witterten die Unternehmer hingegen ihre Chance.

Heute ist Peter Söll Chef von 55 Mitarbeitern und sichtlich stolz, als er ein Knöpfchen drückt und auf einer an die Wand geworfenen Weltkarte ein rotes Fähnchen nach dem anderen erscheint. In 120 Ländern der Welt nutzen rund 35000 Kunden die „Remote Access“-Software Technologie der Nürnberger.

Zur Erklärung: Angenommen, ein Sportjournalist sitzt beim Club und will seine Texte direkt ins Redaktionssystem schreiben. Dann braucht er einen Zugang, um mit seinem Laptop ins einige Kilometer entfernte System zu gelangen. Mit der Software von NCP gelinge das mit nur einem Mausklick, sagt Söll. Auch die Notebooks von Vertretern, die beim Kunden sind oder die heimischen Telearbeitsplätze von Mitarbeitern werden so mit den Computern der Unternehmenszentrale vernetzt.

Mausklick zum Firmenrechner

Besonders viel setzt er auf die Rolle, die seine Firma beim Thema „Cloud Computing“ (zu deutsch: Rechnerwolke) spielt. Die Idee dahinter: Nicht nur sollen Unternehmen beliebig viele Angestellte ausschwärmen lassen, die über ihren eigenen Computer problemlos und sicher auf das Firmennetz zugreifen können, auch brauchen die Unternehmen keine eigenen Provider mehr. Rechenzentrum oder Datenspeicher werden also nicht mehr selbst bereitgestellt, sondern deren Leistung von einem oder mehreren Anbietern gemietet.

So spart sich die Firma nicht nur die teure Anschaffung, sondern auch die Administratoren, die das System überwachen. Für Söll gehört diesem System die Zukunft.

Schon jetzt kann sich die Liste der NCP-Kunden sehen lassen. Hierzu gehören die Deutsche Telekom, die Bundeswehr und das Innenministerium, aber auch Nürnberger Unternehmen wie die Datev. Seit kurzem nutzen auch die 20000 Berater der Bundesagentur für Arbeit die Software.

Bis nach Japan

Eine Tochtergesellschaft in Kalifornien – angesiedelt im Silicon Valley in der Nachbarschaft von Branchenriesen wie Google — soll nun das US-Geschäft ausbauen. Ganz leicht ist das nicht: „Wenn die Amerikaner hören, dass eine deutsche Firma Software herstellt, sind sie erstmal verwundert, da sie uns vor allem mit Autos in Verbindung bringen.“

Aber Söll ist optimistisch, den Markt vom Produkt der Nürnberger überzeugen zu können. Fünf Mitarbeiter sitzen bisher in den USA, gemeinsam mit zahlreichen Vertriebspartner betreuen sie dort 1500 Kunden.

Doch hier endet der Horizont von NCP nicht: Mit neuen Partner in Japan, Mexiko oder Australien will Peter Söll die Expansion weiter vorantreiben. Ob er schon über seine Nachfolge nachgedacht habe? „Nein“, sagt er lachend, noch fühle er sich fit. Solange ihn noch keiner bei seinem Hobby, dem Snow-Board-Fahren, überhole, sehe er hierfür keinen Bedarf.

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