Bissel: Der HCE hat seine "Hausaufgaben gemacht"

2.10.2020, 06:01 Uhr
Freut sich auf den Start: HCE-Boss Carsten Bissel.

© Sportfoto Zink / Wolfgang Zink, Sportfoto Zink / WoZi Freut sich auf den Start: HCE-Boss Carsten Bissel.

Herr Bissel, im Mai hatten Sie ein "leichtes Bauchgrimmen", als es um die Zukunft des Profi-Handballs in Deutschland und in Franken ging. Was sagt Ihnen Ihr Bauch denn jetzt, kurz vor dem Saisonbeginn im Oktober?

Bissel: Es ist deutlich besser geworden. Ich bin sehr optimistisch und zuversichtlich für die Zukunft. Wir haben unsere Hausaufgaben wirklich alle gemacht. Sei es wirtschaftlich, sei es infrastrukturell, aber auch im sportlichen Bereich. Darum ist das Bauchgrimmen eher einer Vorfreude gewichen.

Kann man Corona auch als Chance sehen, oder verbietet sich ein solcher Gedanke?

Bissel: In dem eben angesprochenen Interview habe ich gesagt, dass das natürlich auch eine Chance für diejenigen sein kann, die in der Tabelle etwas weiter hinten eingeordnet werden – und umgekehrt. Es kann eine Chance sein, bedeutet aber noch viel Arbeit und Ungewissheit.

Wo steht denn der HC Erlangen wirtschaftlich in der Tabelle?

Bissel: Das ist ganz schwer zu sagen, weil die Wirtschaftlichkeit und der Etat in diesen Corona-Zeiten von vielen Faktoren abhängen. Wenn man hört, dass bei den Top-Vereinen bis zu 50 Prozent der Gehälter eingespart wurden, ist natürlich deren Etat gesunken. Ich kenne deren Nachbesserungsklauseln in den Spielerverträgen aber nicht. Im Moment ist das alles ein bisschen durcheinandergeraten. Aber eines ist klar: Wir sind in der Etat-Tabelle in der unteren Hälfte, wenn auch nicht mehr auf einem Abstiegsplatz.

Das letzte Bundesliga-Spiel fand im März statt, können Sie sich noch an das Gefühl von damals erinnern?

Bissel: Ja, sehr gut sogar. Das war überragend, wir hatten gegen den Bergischen HC gewonnen. Aber das Gefühl wird jetzt natürlich ein anderes sein. Man darf diese Zeit nicht als Vergleich heranziehen. Natürlich ist das sensationell, wenn man vor ausverkauftem Haus in der "Black Night" gegen Berlin gewinnt. Aber man muss das letzte halbe Jahr und die Pandemie sehen und froh sein über jeden Zuschauer, der jetzt zugelassen ist. Und dann muss auch jeder Fan wissen, dass es auf ihn
persönlich ankommt, um den Verein und die Mannschaft zu unterstützen.

Am Sonntag geht es wieder los. Das sind sieben Monate Pause. Wie geht ein im positiven Sinne Handballverrückter wie Sie damit um? Hatten Sie körperliche Schmerzen?

Bissel: Drogen musste ich jedenfalls noch keine nehmen. (lacht) Ich habe mich aber schon wahnsinnig gefreut, als die Testspiele losgingen und habe auch fast alle gesehen. Entweder persönlich vor Ort oder auch im Griechenland-Urlaub auf dem Balkon über den Live-Stream.

Bald müssen auch Fans nicht mehr den Live-Stream verfolgen, denn in der Arena sind Zuschauerinnen und Zuschauer zugelassen. Maximal 20 Prozent, je nach Hygienekonzept. Vor wie vielen Zuschauern spielt denn der HC Erlangen gegen Melsungen?

Bissel: Unser Management ist gerade dabei, ein ausgewogenes Konzept zu finden, zwischen den Vorgaben der Ämter und der Sicherheit der Zuschauer, der Stimmung und letztlich auch der Wirtschaftlichkeit.

Gibt es schon eine Zahl?

Bissel: Es werden wohl knapp 2000 sein können.

Und wenn der Inzidenzwert steigt und gar kein Publikum in die Arena darf? Was würde das bedeuten?

Bissel: Das wäre schlecht für uns. Wir wollen unseren Dauerkarteninhabern, Sponsoren und Fans Live-Sport in der Arena bieten. Dieses Community-Erlebnis würde wegfallen. Wirtschaftlich haben wir anfangs allerdings sehr defensiv kalkuliert

Wie lange hält der HCE Spiele ohne Publikum aus?

Bissel: Länger als andere Vereine.

Auftakt in Kiel, der erste Heimauftritt erst am dritten Spieltag: Was hat der Ligaplaner gegen den HC Erlangen?

Bissel: Das habe ich ihn auch gefragt.

Was hat er geantwortet?

Bissel: Er sagte, das spucke der Computer so aus und da könne er nichts machen. Glücklich bin ich darüber nicht, das sage ich ganz offen. Aber wir haben uns dazu entschieden, es so zu akzeptieren. Und uns trotzdem gefragt, ob wir das dem lieben Gott oder dem Spielleiter zu verdanken haben.

Wie zuversichtlich sind Sie vor dieser Mammut-Saison, die – sofern alles glatt läuft – im Juni 2021 enden wird? Was ist Ihre Prognose?

Bissel: Die Saison unterliegt sehr vielen Ungewissheiten – nicht nur den üblichen wie Schiedsrichtern, Verletzungen oder Leistungsschwankungen, sondern auch vielen weiteren. Wenn uns all diese Faktoren nicht negativ beeinflussen, haben wir schon das Ziel, deutlich besser abzuschneiden als im letzten Jahr. Wir wollen wieder in das Fahrwasser der Jahre zuvor kommen, als wir zweimal einen einstelligen Tabellenplatz erreicht haben.

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