Corona und Reisen: So sind Sie smart unterwegs

28.9.2020, 10:41 Uhr
Ein Bild aus Vor-Corona-Zeiten, als sich in Venedig ob der Touristenmassen die Balken im Lagunenwasser bogen. Derzeit besucht kaum jemand die Stadt, man kann anderen Menschen gut aus dem Weg gehen. Doch gerade kleine, unbekanntere Ziele versprechen die größte Sicherheit.

© Andrea Warnecke, dpa Ein Bild aus Vor-Corona-Zeiten, als sich in Venedig ob der Touristenmassen die Balken im Lagunenwasser bogen. Derzeit besucht kaum jemand die Stadt, man kann anderen Menschen gut aus dem Weg gehen. Doch gerade kleine, unbekanntere Ziele versprechen die größte Sicherheit.

Bei der Urlaubsplanung - egal ob Herbst-, Winter- oder die nächsten Sommerferien - erspart ein bisschen Planung viel Stress. Als erstes hilft der Blick in den Jahreskalender, denn zwei Faktoren sind für die Festlegung jedes Reisetermins entscheidend: Feiertage und Schulferien. Vor allem Feiertage mit günstigen Brückentagen werden gerne von der arbeitenden Bevölkerung für einen Kurzurlaub genutzt und bedeuten in der Regel volle Hotels sowie hohe Preise. Schulferien wiederum bestimmen, wann Eltern sich mit ihrem schulpflichtigen Nachwuchs auf Reisen begeben.

Wer es also schafft, vor allem den Schulferien der 16 Bundesländer zu entgehen, spart sich schon mal einen erheblichen Schwung Menschen, dem er en route begegnen könnte. Der Statistik zufolge sind derzeit rund elf Millionen Kinder und Jugendliche in allgemeinbildenden und beruflichen Schulen. Die begleitenden Erziehungsberechtigten sind da noch gar nicht mitgerechnet.

Als nächstes lohnt es sich, den Staukalender zu checken. Der ADAC führt zum Beispiel so eine Prognose seit Jahr und Tag. Daran lässt sich gut erkennen, dass der Mensch ein Herdentier ist (und bleibt!) und gerne in Gesellschaft von vielen Mitmenschen auf der Autobahn Richtung Süden oder Norden fährt. Wer also lieber nicht im Stau steht bzw. die Massen an den Raststätten meiden möchte, der bleibt zu diesen Hochsaisonzeiten besser zu Hause.

Der Versuch, mit Navi schlaue Umwege über Nebenstraßen zu fahren, ist keine gute Idee. Zumindest wenn es Richtung Süden durch die Berge geht. Die Alpenrepublik Österreich liegt ja bekanntlich dazwischen und verbietet in den Ferienzeiten Durchreisenden rigoros die Benutzung der lokalen Straßen. Familien mit Kleinkindern, kinderlose Erwachsene und Senioren nutzen also den Vorteil, antizyklisch Urlaub nehmen zu können. In den Ferienzeiten lassen sie anderen den Vortritt.

In Europas Großstädten herrscht pandemiebedingt Touristenbaisse. Paris etwa ist Risikogebiet, Prag und Budapest auch. Aber auch Berlin oder Hamburg leiden unter Besucherschwund, Städte wie München überschreiten die Grenzwerte. Wer hat da schon Lust, freiwillig ein Bad in der Menge zu nehmen? Noch schlimmer ist, dass zugleich die spendierfreudigen Gäste aus dem Ausland wegbleiben.

Wem in Coronazeiten vor dieser Art von Metropolenstress graut, der weicht auf kleinere Städte aus. Zwischen Füssen und Flensburg warten zahlreiche Orte darauf, besucht zu werden. Egal ob Passau, Bayreuth, Erfurt, Weimar, Lübeck oder Stralsund - in den kleineren urbanen Zentren mag zwar nicht gerade der Bär toben, doch es lassen sich entspannt die kleinen, aber feinen Unterschiede der einzelnen Regionen kennenlernen, historische Architektur und unterschätzte Kunstzentren abseits der Massen besichtigen.


Reisewarnung für Risikogebiete: Dürfen wir nun ans Ziel oder nicht?


Zeitfenster buchen und nie mehr anstehen

Apropos Massen und Museen: Es gibt rund 7000 Museen und Ausstellungshallen in Deutschland. Schritt für Schritt öffnen sie wieder. Die meisten sind nicht überlaufen. Besucher können davon ausgehen, dass überall da, wo zurzeit zwar die AHA-Regeln gelten, aber keine Eintrittskarten vorbestellt werden müssen, sich der Andrang der Interessierten im Rahmen hält. Die populären Musentempel wie zum Beispiel die Gemäldegalerie auf der Berliner Museumsinsel oder das neue Barberini Museum in Potsdam regeln den Besucherverkehr über Tickets mit Zeitfenster, die man am bequemsten online bucht. Vor jedem Besuch also unbedingt früh genug einen Blick auf die entsprechende Website des Museums werfen.

Eine super Alternative zum Wanderwochenende in den überfüllten Alpen ist der Schwarzwald, hier bei Waldkirch im Zwei-Täler-Land nordöstlich von Freiburg.

Eine super Alternative zum Wanderwochenende in den überfüllten Alpen ist der Schwarzwald, hier bei Waldkirch im Zwei-Täler-Land nordöstlich von Freiburg. © Matthias Niese, NN

In der Regel sind am Wochenende mehr Besucher unterwegs als an einem Werktag gleich zur Öffnungs- bzw. um die Mittagszeit. Außerdem hat Corona einen Vorteil: Wegen der Pandemie haben viele Museen die Zahl der Besucher, die sich zur gleichen Zeit in der Ausstellung aufhalten darf, rigoros begrenzt. Das heißt Gedränge entsteht erst gar nicht.

Azyklisch zu reisen ist eine Möglichkeit, um Menschenmengen zu umgehen, oder abseits der ausgetrampelten Pfade zu wandeln eine andere. Das gilt für Wanderer und Radfahrer, die nicht selten die Alpen als riesigen Freizeitpark betrachten und für volle Wege und Hüttenstress sorgen. Sie scheinen vergessen zu haben, dass es neben den Alpen noch andere Wandergebiete, wie die Mittelgebirge gibt.

Das Prinzip gilt aber ebenso für Städte und Regionen: Wer oft nur ein wenig von den üblichen Routen der Touristenströme abweicht, wird nicht selten mit neuen Entdeckungen belohnt. Denn wenn auch Reiseführer wichtige Ratgeber für unbekannte Gegenden sind und erste Orientierungshilfe leisten, ihre Auswahl kann nicht jeden Winkel beschreiben. Stattdessen ist jeder Reisende selbst aufgefordert, neugierig vom ausgetretenen Weg abzukommen und etwas auf eigene Faust zu entdecken.

Verwandte Themen