Reise-Experte: "Sie können trotzdem für Ostern und den Sommerurlaub buchen"

29.1.2021, 14:47 Uhr
Porto Katsiki in Griechenland auf der Insel Lefkada.

© Matthias Niese, NN Porto Katsiki in Griechenland auf der Insel Lefkada.

Die Politik denkt angesichts erster Corona-Mutationen auf deutschem Boden über weitere Reiserestriktionen nach. War‘s das mit unserem Sommerurlaub?

Torsten Schäfer: Der DRV kann keine Statements zu einer Bild-Nachricht rausgeben, das ist alles nur Spekulation. Es wurde im Kabinett auch nichts beschlossen. Aber genau für diese unsicheren Zeiten haben wir ja Stornoregeln geschaffen, die Kunden das Risiko bei Urlaubsbuchungen nehmen. Man kann trotzdem buchen.

Derzeit gelten ja für reisewillige Kunden traumhafte Stornobedingungen. Sie wollen uns also mitten im Lockdown zu Urlaubsbuchungen verführen?

Torsten Schäfer: Die Reiseveranstalter haben aktuell viele Frühbucherangebote mit starken Preisabschlägen sowie Angebote mit flexiblen Umbuchungs- und Stornierungsbedingungen im Markt. Das macht soll Lust auf den Sommerurlaub machen und zusätzliche Sicherheit geben, denn im Fall der Fälle kann man kurz vor Reisebeginn noch kostenfrei von der Buchung zurücktreten oder ein anderes Reiseziel wählen.

Würden Sie mir also derzeit empfehlen, sogar schon einen Osterurlaub im Reisebüro zu buchen?

Schäfer: Ja. Wenn Sie heute schon wissen, wohin Sie gerne reisen möchten können Sie auch buchen. Wir empfehlen eine Pauschalreise mit flexiblen Umbuchungs- und Stornierungsbedingungen. Diese geben Sicherheit, insbesondere wenn die Corona-Pandemie Reisen zu Ostern nicht zulassen sollte. Die Pauschalreise ist per se die sicherste Reiseform. Gerade in eher unsicheren Zeiten können sich die Reisenden darauf verlassen, dass sie rund um die Uhr einen Ansprechpartner an der Seite haben.


EU-Impfpass kommt: Dürfen wir damit in den Sommerurlaub?


Dann kann ich Pfingst- oder Sommerurlaub auch schon guten Gewissens klarmachen, oder?

Schäfer: Seitdem angekündigt wurde, dass es einen Impfstoff gegen das Coronavirus gibt, ziehen die Buchungen für den Sommerurlaub merklich an. Die Menschen stehen in den Startlöchern und möchten in den Urlaub. Es gilt: Buchen ja – aber eine Pauschalreise, um auf der sicheren Seite zu sein.

Welche Ziele sind denn derzeit für den Sommer besonders gefragt?

Schäfer: Flugpauschalreisen ans Mittelmeer, Kreuzfahrten und auch schon wieder Fernreisen, allerdings noch auf niedrigem Niveau. Die Sommermonate sind für die Deutschen Hauptreisezeit. Während im Winter die Fernreiseziele im Fokus stehen, sind es im Sommer die Nord- und Ostseeküste sowie die europäischen Urlaubsgebiete rund um das Mittelmeer. Wir gehen davon aus, dass in diesem Jahr zunächst die erdgebundenen Ziele gefragt sein werden: allen voran Deutschland, aber auch Italien, Österreich und Polen. Je nach weiterem Verlauf der Corona-Pandemie kommen dann die beliebten Ziele am Mittelmeer. Hier sehen wir Griechenland, Spanien oder die Türkei vorn.

Wie groß sind die Chancen, den Wunschurlaub auch zu bekommen? Oder kann ich mir heuer etwas mehr Zeit lassen, weil alle anderen auch abwarten?

Schäfer: 2020 haben sehr viele Menschen komplett auf Urlaub verzichtet. Die Lust, endlich mal wieder rauszukommen, ist groß. Das zeigen derzeit viele Umfragen. Wir rechnen daher in diesem Jahr mit einem Nachholeffekt. Schon im vergangenen Jahr haben sich die Urlauber sehr kurzfristig für ihren Urlaub entschieden. Ähnliches erwarten wir auch in diesem Jahr. Wenn Sie jedoch zum Beispiel auf die Ferien angewiesen sind, sollten Sie frühzeitiger entscheiden, weil die Nachfrage zu diesen Zeiten generell höher ist. Die gelockerten Buchungsbedingungen vieler Reiseveranstalter erleichtern die Entscheidung. Wenn Sie nicht an bestimmte Zeiten gebunden und entsprechend flexibel sind, können Sie sich noch Zeit lassen und kurzfristig entscheiden.

Die ersten in der Branche fordern ja schon, nach der Corona-Krise wieder zu den alten Stornobedingungen zurückzukehren. Nun ist aber der Geist schon aus der Flasche. Was wäre ein Kompromiss?

Tors­ten Schä­fer, Lei­ter Kom­mu­ni­ka­ti­on und stellvertretender Kri­sen­be­auf­trag­ter des Deutschen Reiseverbands (DRV). Der repräsentiert als Lobbyist unter anderem Reiseveranstalter und Reisebüros.

Tors­ten Schä­fer, Lei­ter Kom­mu­ni­ka­ti­on und stellvertretender Kri­sen­be­auf­trag­ter des Deutschen Reiseverbands (DRV). Der repräsentiert als Lobbyist unter anderem Reiseveranstalter und Reisebüros. © e-arc-tmp-20210126_121000-1.jpg, NN

Schäfer: Die aktuell gelockerten Umbuchungs- und Stornierungsbedingungen sind gerade in der aktuellen Zeit, wo niemand genau vorhersehen kann, wie sich die Corona-Pandemie in Deutschland und den Zielgebieten weiterentwickeln wird, überaus hilfreich und sinnvoll, um bei der Urlaubsbuchung auf der sicheren Seite zu sein. Für die Reiseveranstalter bedeuten sie jedoch auch höhere Kosten und geringere Planungssicherheit. In Zukunft könnte es dementsprechend preisliche Abstufungen je nach Flexibilität geben – ähnlich wie bei Flugtickets. Erste Tendenzen in diese Richtung sind auch bei Pauschalreisen bereits zu beobachten.

Unter welchen Bedingungen arbeiten eigentlich gerade die meisten Reisebüros, wie erreiche ich mein Büro an der Ecke am einfachsten?


Mit dem Auto Vollgas Richtung Urlaub?


Schäfer: In der Regel können sich Reisewillige aktuell nicht direkt im Reisebüro beraten lassen. Die meisten Reisebüros sind aber online über ihre Webseite oder telefonisch zu erreichen – und beraten dann gerne über die Möglichkeiten für den geplanten Urlaub.

Haben die Reisebüros überhaupt was zu tun oder rüsten sie sich gar auf einen Sturm von Buchungsanfragen?

Schäfer: Aktuell herrscht noch eine gewisse Buchungszurückhaltung vor. Aber das Interesse am Urlaub in diesem Jahr ist da, was sich auch in Anfragen zeigt. Die Profis sind jedenfalls da und möchten bald wieder unbeschwert mehr Reisen verkaufen.

Was halten die Experten hinterm Reisebüro-Schalter eigentlich davon, dass vermutlich viele Länder nur Geimpfte über die Grenzen lassen wollen?

Schäfer: Die gestarteten Impfungen bringen definitiv einen wichtigen Schritt zu mehr Normalität – auch für das Reisen. Je schneller die Bevölkerung durchgeimpft wird, desto schneller kann unter Beachtung des Hygiene- und Gesundheitsschutzes auch wieder gereist werden. Mit Nachdruck sollten die EU und Deutschland daher daran arbeiten, das Tempo für die Impfungen zu erhöhen. Sicherheit hat für die Reisebranche grundsätzlich oberste Priorität.

Doch es wird noch eine Weile dauern, bis alle, die sich auch impfen lassen möchten, geimpft sein werden. Daher muss die Politik für diese Übergangszeit zeitnah eine Strategie präsentieren, wie Reisen unter Beachtung des Gesundheitsschutzes sicher möglich ist. Wir sind überzeugt, dass eine intelligente Teststrategie hier die Lösung ist, bis umfassend geimpft werden kann. Schon heute kennen sich die Experten im Reisebüro mit unterschiedlichen Einreisebedingungen aus – darunter sind häufig auch bestimmte Impfungen. Wichtig ist aber, dass die Menschen auch die Möglichkeit erhalten, sich impfen zu lassen, wenn sie es möchten.

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