Falsche Identität? Behörden und DFB ermitteln gegen HSV-Profi Jatta

7.8.2019, 15:50 Uhr
Nicht nur Hanno Behrens hatte am Montag gegen Bakery Jatta oft das Nachsehen.

Nicht nur Hanno Behrens hatte am Montag gegen Bakery Jatta oft das Nachsehen.

In Wahrheit soll Bakery Jatta nicht Bakery Jatta heißen, sondern Bakery Daffeh. Zudem soll auch die Angabe über sein Alter nicht korrekt sein, denn nach Recherchen der Sport Bild ist der pfeilschnelle Außenspieler am 6. November 1995 geboren und nicht wie offiziell angegeben am 6. Juni 1998.

Jatta wäre somit knapp zweieinhalb Jahre älter und bei der Einreise nach Deutschland im Jahr 2015 bereits volljährig gewesen. Im Verfahren über eine Aufenthaltsgenehmigung half ihm seine Verjüngung erheblich, schließlich erhalten alleinreisende Minderjährige laut Aufenthaltsgesetz eine Duldung und dürfen somit im Land bleiben.

Seinen ersten Profivertrag beim HSV unterschrieb Jatta dann im Alter von 18 Jahren und absolvierte seitdem 84 Pflichtspiele, 47 davon für die Profimannschaft und zwei gegen den 1. FC Nürnberg. Beim jüngsten 4:0-Erfolg der Hamburger beim Club stand Jatta in der Startelf. Doch ist sein Dasein bei den Hanseaten überhaupt gültig? Laut der DFL-Lizenzordnung gilt für Spieler, die nicht den EU- oder EWR-Staaten angehören, die Voraussetzung, einen gültigen Aufenthaltstitel nachzuweisen, um eine Lizenzerteilung zu erhalten. Laut Jattas Berater Efe-Firat Aktas besitze er "einen gültigen Pass, der mehrfach überprüft wurde".


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Stimmen die Recherchen über Jatta tatsächlich überein, wäre die angegebene Identität nicht gültig und würde somit gegen die Richtlinien verstoßen. Wie der Sportinformationsdienst (SID) nun mitteilt, werde sowohl die für Jatta zuständige Behörde als auch der Kontrollausschuss des DFB "den Fall intensiv prüfen und den Hinweisen nachgehen".

Erhärtet sich der Verdacht, droht Jatta der Entzug der Aufenthaltsgenehmigung, sowie eine Sperre durch den DFB. Inwieweit der HSV für das Einsetzen des Spielers dann bestraft werden kann, ist offen. Beim Nordklub ist man sich aktuell seiner Sache sicher, verweist auf die offiziellen Dokumente. "Wir haben Bakery Jattas gültigen Reisepass inklusive Aufenthaltsgenehmigung vorliegen. Bakery hat sich seit seiner Ankunft bei uns als tadelloser Sportsmann und als verlässlicher Mitspieler gezeigt. Er hat sich schnell in unsere Mannschaft und in unseren Klub integriert. Wir schätzen ihn als Spieler und Menschen", so Vorstandschef Bernd Hoffmann gegenüber dem SID.

Das sagt Palikuca zum Fall Jatta

Der Fall Jatta hat sich auch beim 1. FC Nürnberg herumgesprochen. Auf Nachfrage der Nürnberger Nachrichten äußerte sich Sportvorstand Robert Palikuca zur heiklen Thematik: "Die Berichterstattung über Jatta hat auch uns überrascht. Nun liegt es in der Verantwortung von DFB und DFL, zu klären, wie mit dem Fall umgegangen werden wird. Natürlich sollten die Punkte grundsätzlich auf dem grünen Rasen und nicht am grünen Tisch verteilt werden, allerdings befinden wir uns in einem Wettbewerb, welcher durch Regeln und Vorgaben bestimmt wird, an die sich alle Beteiligten gleichermaßen halten müssen. Wir haben daher dem Club gegenüber die Verantwortung, uns damit juristisch seriös auseinanderzusetzen."