Der Sion tankt auch Sonne

6.5.2019, 13:47 Uhr
Der Sion tankt auch Sonne

© Hersteller

Die angestrebte Wende hin zur Elektromobilität öffnet die Türen für neue "Player" in der Branche. Tesla ist das bekannteste dieser Start-ups, die e.Go Mobile AG um den Aachener Professor Günther Schuh ein weiteres. Und aus München kommt Sono Motors - das Unternehmen arbeitet am Sion, einem Elektro-Van, in dem allerlei ungewöhnlich clevere Ideen stecken.

Nachdem diverse Anlaufschwierigkeiten den eigentlich schon für Sommer 2019 geplanten Start torpediert hatten, soll es nun in der zweiten Jahreshälfte 2020 Ernst werden für den Sion. Die Fertigung erfolgt allerdings nicht in Bayern, sondern im schwedischen Trollhättan. Wer da an Saab denkt, liegt richtig: Geburtsstätte des Sion ist ein ehemaliges Saab-Werk, das inzwischen dem chinesischen Auftragsfertiger NEVS (National Electric Vehicle Sweden) gehört. Die zur Produktion erforderlichen Energien, so verspricht Sono Motors, kommen zu 100 Prozent aus regenerativen Quellen.

Van statt Crossover

Mit einer Länge von 4,29 Metern streckt sich der Sion etwas über einen Golf hinaus, ist (1,67 Meter) aber in etwa so hoch wie ein Touran. Als Van unterscheidet sich der Stromer von den neuen E-Produkten anderer Hersteller, die zumeist auf die populäre Karosserieform des Crossovers (Kia e-Niro, Mercedes EQC) setzen.

Der Sion tankt auch Sonne

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Die vielleicht etwas fad wirkende Glattflächigkeit des Sion ist aber die Voraussetzung für eine technologische Lösung, die so kein Konkurrent mitbringt. "Im Serienfahrzeug werden vollflächig integrierte Solarzellen zum Einsatz kommen", sagt Mathieu Baudrit, Leiter Forschung und Entwicklung Solar-Integration bei Sono Motors. Unter optionalen Bedingungen - sprich strahlendem Sonnenschein - generieren die in Motorhaube, Kotflügel, Seiten, Dach und Heck eingearbeiteten und von einem Polymer geschützten Panels Strom für bis zu 34 Kilometer zusätzlicher Reichweite.

Mit Bonus-Kilometern

Ohne diese Bonus-Kilometer soll der Sion eine WLTP-Reichweite von 255 Kilometern erzielen. Als Energiespeicher dient eine Lithium-Ionen-Batterie mit 35 kWh Kapazität, für Vortrieb sorgt ein 120 kW (163 PS) starker Elektromotor, dessen maximales Drehmoment bei 290 Nm liegt.

Der Sion tankt auch Sonne

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Die Solarpanels sind indes nicht das einzige Alleinstellungsmerkmal, mit dem der Sion gegenüber der Konkurrenz punkten will. Nicht eben Usus bei Elektroautos ist beispielsweise eine Anhängerkupplung, der Sion mit seiner Zuglast 750 kg bekommt sie serienmäßig. Eine bemooste Fläche am Armaturenträger soll Feinstaub aus der Innenluft filtern. Und über eine App ("goSono") tun sich verschiedene Sharing-Möglichkeiten auf: Der Sion-Besitzer kann Mitfahrgelegenheiten anbieten oder das Auto anderen Nutzern zur Verfügung zu stellen, damit es nicht nutzlos Parkraum beansprucht. Und auch der Strom lässt sich teilen - in diesem Fall wird der Sion per Ladekabel mit einem anderen E-Mobil verbunden und "tankt" dieses auf.

Schließlich ist bidirektionales Laden möglich, der Wagen kann also als mobiler Stromspeicher genutzt werden, über den Typ-2-Stecker und einen Haushaltsstecker betreibt er Elektrogeräte.

Batterie: Kauf, Leasing oder Miete

Ausgeliefert wird der Sion ausschließlich in Schwarz. 25.500 Euro soll er kosten, davon entfallen 9500 Euro auf die Batterie, die alternativ auch zu mieten oder zu leasen sein soll.

Es wird Zeit, dass Sono Motors in die Gänge kommt mit seinem Elektro-Van. Glaubt man dem Internetauftritt, so haben bereits knapp 10.000 Kunden eine Reservierung abgegeben und (mindestens) 500 Euro Anzahlung geleistet. Wie strapazierfähig die Geduld dieser Community ist, bleibt abzuwarten. Zumal die etablierte Konkurrenz dem Start-up im Nacken sitzt. Der "elektrische Golf"" VW I.D. Neo beispielsweise wird schon auf der Frankfurter IAA im Herbst vorgestellt. Er dürfte noch vor dem Sion auf den Markt kommen - und mit einem Einstiegspreis von unter 30.000 Euro nicht signifikant teurer sein.

Ulla Ellmer

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