Fahrbericht VW T-Cross 1.0 TSI: Was kann das SUV vom Polo?

15.9.2019, 11:32 Uhr
Fahrbericht VW T-Cross 1.0 TSI: Was kann das SUV vom Polo?

© Hersteller

Wie er aussieht: Größer, als er eigentlich ist. Der T-Cross ist das SUV vom Polo, den er mit einer Länge von 4,11 Metern um lediglich sechs Zentimeter übertrifft. Der dezidierte SUV-Zuschnitt der Karosserie mit bulliger Front, vergleichsweise üppiger Höhe (1,58 Meter) und durchgehender Lichtleiste am Heck sorgt aber für einen recht erwachsenen Auftritt. Bicolor-Lösungen mit farblich abgesetztem Dach bietet VW für sein Mini-SUV nicht an, wohl aber extrovertierte Lackierungen wie Energetic Orange oder Makena-Türkis. Wagemutige Kunden dürften das cool finden, das Gros der eher konservativen VW-Kunden greift vermutlich eher auf gedeckte Farben zurück.

Wie er eingerichtet ist: Im typischen VW-Stil. Sachlich also, funktional und perfekt ergonomisch. Zwischen den Sitzen gibt es einen konventionellen Handbremshebel. Aufpeppen lässt sich das Interieur durch Designpakete, die den auffälligen Lackfarben angepasst sind. Die Grundausstattung umfasst Analoginstrumente und das Radio "Composition Color" mit 6,5-Zoll-Farbdisplay, gegen Aufpreis (400 Euro) lässt sich das digitale und über die "View"-Taste am Lenkrad frei konfigurierbare "Active Info Display" hinterm Lenkrad ordern, das unter anderem die Navi-Karte anzeigt. Voraussetzung ist allerdings, dass der Kunde auch ein höherwertiges Infotainment bestellt, zu dem dann auch ein großer Acht-Zoll-Touchscreen gehört. Die Menüführung erweist sich als denkbar logisch aufgebaut, auch digital weniger aufgeschlossene Nutzer kommen binnen kurzer Zeit bestens klar.

Aber auch etwas Kritik muss sein: Sowohl Armaturenträger als auch Türverkleidungen bestehen zu einem nicht unerheblichen Teil aus hartem Kunststoff, das sieht leider etwas schlicht aus.

Fahrbericht VW T-Cross 1.0 TSI: Was kann das SUV vom Polo?

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Wie viel Platz er hat: Kleinwagen fühlt sich anders an. Erstaunlich gut ist das Raumgefühl, obendrein wird Variabilität geboten. Bewusst hat man den T-Cross nicht als "Flachsitzer" ausgelegt, darin unterscheidet er sich vom eng verwandten Seat Arona. Die Passagiere steigen also bequem ein und sitzen angenehm hoch, grad so, wie es vor allem ältere Autofahrer zu schätzen wissen. Weiterer Pluspunkt: Die Rückbank lässt sich serienmäßig um 14 Zentimeter längs verschieben, was je nach Anforderung entweder den Fußraum erweitert oder das Gepäckabteil von 385 auf 455 Liter vergrößert. Maximal sind 1281 Liter drin. Ein stattliches Maß, bei dem nicht einmal der Golf (380 bis 1270 Liter) mithalten kann. Und das ist nicht alles: Ab zweitem Ausstattungslevel "Life" addiert sich neben einem in zwei Höhen verstellbaren Gepäckraumboden auch eine komplett umklappbare Beifahrersitzlehne hinzu, dank der sich der T-Cross-Nutzer auch auf dem Ikea-Ladeparkplatz nicht blamiert.

Weniger elegant gelöst: Beim Vorschieben der Rückbank ergibt sich eine Spalte zwischen Ladeboden und Sitzlehne, die nicht nur unschön aussieht, sondern auch kleineres Transportgut verschluckt.

Was ihn antreibt: Der 85 kW (115 PS) leistende TSI-Benziner ist die stärkere Ausbaustufe des für den T-Cross angebotenen Einliter-Dreizylinders. SUV und Dreizylinder? Ja, liebe Gegner der Gattung, auch diese Kombination gibt es, und der T-Cross fährt buchstäblich prima damit. Das typische Dreizylinder-Schnattern verkneift er sich weitestgehend, auch im höheren Geschwindigkeitsbereich bleibt er akustisch unauffällig. Mit munterem Elan setzt er seine 1275 Kilo Lebendgewicht in Bewegung, als Reisegeschwindigkeit legt er 193 km/h vor, das sollte den meisten Kunden reichen. Das Reinhaltegebot nach Euro 6d-Temp unterstützt ein Ottopartikelfilter.

Normalerweise erledigt der Fahrer die Schaltung mit Hilfe eines manuellen Sechsganggetriebes. Wir empfehlen das 7-Gang-Doppelkupplungsgetriebe (1500 Euro), es schaltet präzise, schnell und passgenau und gestaltet den Alltag gerade im Stadtverkehr merklich stressfreier.  

Wie er sich fährt: Sehr schön. Kurvenräuberei ist zwar nicht die Domäne des T-Cross, hier spürt man dann doch den vergleichsweise hohen Schwerpunkt. Aber wer will schon mit einem Mini-SUV um die Ecken pfeifen? Eben. Seine Handlichkeit, verbunden mit der präzisen Lenkung und den parkplatzfreundlich kurzen Abmessungen, machen den T-Cross stadtverkehrstauglich. Dass beim Abrollkomfort noch Luft nach oben ist, hatte im Falle unseres Testwagens wohl mit den breiten 18-Zoll-Rädern der R-Line-Ausstattungspakets zu tun; etwas hilft es, die Fahrmodusauswahl von "Sport" auf "Normal" zu stellen. Die Rück-Sicht beim Rangieren wird durch die breite C-Säule beeinträchtigt.

Wichtig zu wissen: Allradantrieb gibt es für den T-Cross nicht, wer hier Bedarf hat, muss den größeren T-Roc wählen.

Was er verbraucht: Nach Norm 5,1 bis 5,0 Liter, wir hielten sechs Liter pro 100 km fest, daran gibt es nichts auszusetzen.

Was er bietet: Serienmäßig unter anderem Höhenverstellung für den Fahrersitz, verschiebbare Rücksitzbank, Totwinkel- und Querverkehrswarner sowie Berganfahr-, Spurhalte-, und Notbremsassistent. Fehlt da nicht was? Richtig. Die Klimaanlage ist nicht inbegriffen, sie kostet 560 Euro extra. Wir raten zum Einstieg beim "Life"-Level (2100 Euro Aufpreis), das die Air Condition ebenso beinhaltet wie Leichtmetallräder, Parkpiepser, die umlegbare Beifahrersitzlehne und einen in zwei Höhen einstellbaren Gepäckraumboden.

Fahrbericht VW T-Cross 1.0 TSI: Was kann das SUV vom Polo?

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Extra zu bezahlen bleibt dennoch genug – einerseits ist das löblich, weil die Aufpreisliste vielerlei interessante Posten vorhält, von der automatischen Distanzregelung mit Stop&Go-Funktion oder den LED-Scheinwerfern (1175 Euro) plus Abbiegelicht (190 Euro) bis hin zum erwähnten digitalen Instrumentarium. Andererseits kumulieren sich aufpreispflichtige Kleinigkeiten wie DAB+Radio (245 Euro), Rückfahrkamera (280 Euro) oder Müdigkeitserkennung (70 Euro) schnell zu einem ordentlichen Sümmchen.

Was er kostet: Ab 20.150 Euro, mit 7-G-DSG ab 21.650 Euro.

Was wir meinen: Auf der Minus-Seite verzeichnet der T-Cross allzu viel Hartplastik im Interieur, die teils teuren Extras und einen Preis, der ambitionierter ist als der von Konkurrenten á la Renault Capture, Opel Crossland X oder Kia Stonic.  Andererseits überzeugt Volkswagens Mini-SUV mit angenehmer Sitzposition, variabler Raumökonomie, souveränen Fahreigenschaften und einem umfangreichen Angebot an Assistenzsystemen.  Eine Kombination, mit der sich in seinem Marktsegment ganz vorne positioniert.

Ulla Ellmer

Die Daten des VW T-Cross 1.0 TSI mit DSG

Hubraum 999 ccm, Zylinder 3, Leistung 85 kW/115 PS, max. Drehmoment 200 Nm bei 2000 - 3500/min, Spitze 193 km/h, Beschleunigung 0 auf 100 km/h in 10,2 sec, Normverbrauch innerorts 5,9 – 5,8, außerorts 4,6 – 4,5, kombiniert 5,1 – 5,0 l S pro 100 km, Testverbrauch 6,0 l S/100 km, CO2-Emission 116 - 114 g/km, Schadstoffklasse Euro 6d-Temp, Energie-Effizienzklasse B, Länge 4,11 m, Breite 1,78 m ohne, 1,98 m mit Außenspiegeln, Höhe 1,58 m, Kofferraum 455 bis 1281 l, Kraftstoff-Tank 40 l, Leergewicht 1275 kg, zulässiges Gesamtgewicht 1760 kg, Zuladung ausstattungsabhängig 436 - 560 kg, Anhängelast 1100 kg (gebremst 12%), 630 kg (ungebremst). 7-G-Doppelkupplungsgetriebe, Frontantrieb. Versicherungs-Typklassen 15 (KH), 18 (VK), 19 (TK). Preis ab 21.650 Euro, mit manuellem Schaltgetriebe ab 20.150 Euro.

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