Das Böse macht an der Stadtgrenze nicht Halt

11.4.2014, 16:00 Uhr
Das Böse macht an der Stadtgrenze nicht Halt

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Heute hat die Vereinigung mehr als 800 Mitglieder. Viele davon kommen einmal jährlich zum „Familientreffen“ zusammen, das immer in anderen Städten und bald erstmals in Franken stattfindet. Und Titel, die Spannung (und am besten auch noch Lokalkolorit) versprechen, sind für den Buchhandel ein echter Verkaufsschlager.

Mehr als ein Viertel tragen sie zum Umsatz mit belletristischen Titeln bei. Fast jeder zehnte Euro, der im Publikumsmarkt erzielt wird, geht aufs Konto eines Krimis, wie Media Control GfK laut Börsenblatt ermittelt hat. Die höchste Verkaufsauflage hatte 2013 demnach Dan Brown („Inferno“), gefolgt von Jussi Adler-Olsen („Erwartung“) und Sebastian Fitzek („Der Nachtwandler“).

Seinen neuen Thriller „Noah“ stellt Fitzek im Rahmen der Criminale in Fürth vor. Der Bestsellerautor aus Berlin ist nur eine von vielen Größen des Genres, die zum Festival anreisen: Friedrich Ani, Bernhard Aichner, Oliver Bottini, Horst Evers, Sunil Mann, Andrea Maria Schenkel, Jan Costin Wagner, Martin Walker...

„Es gab noch zu keiner Criminale so viele Anmeldungen wie diesmal“, sagt Projektkoordinator Andreas Radlmaier: Rund 300 Autoren haben sich angesagt. Für sie ist das Festival eine Mischung aus Branchentreff, Fortbildung und Publikumspflege. Einerseits wird es nicht-öffentliche Recherchetermine für die Autoren geben, die zum Beispiel die Pathologie und die Polizei aufsuchen werden, damit sie auch weiterhin kompetent über Verbrechen berichten können.

Andererseits locken 122 Lesungen von 219 Autoren die Freunde der gepflegten Spannung auch an ungewöhnliche Orte: Gelesen wird in einem Flughafenbus, im Tiergarten, in einer Brauerei, in den Lochgefängnissen, in der Apotheke des Nordklinikums, im Heimatministerium, in Kirchen, einem Bestattungsunternehmen, den Felsengängen und selbst in einem Domina-Studio. Das Verbrechen lauert immer und überall...

Nürnberg und Fürth sind die Festivalzentren, wo sich auch Theater, Kinos und die Volkshochschulen mit eigenen Beiträgen andocken. Aber auch Orte in der Region von Ansbach bis Zirndorf sind dabei. Und zwar als Horte des Verbrechens: 18 Autoren waren schon lange vor der Criminale in ausgewählten Städten wie Ansbach, Roth und Schwabach für mehrere Tage zu Gast und lassen hier nun eine neue Kurzgeschichte spielen, die natürlich am Tatort vorgestellt wird.

Bislang fand die Criminale, die zuletzt in Bern über die Bühne ging, nur einmal in Bayern, nämlich in München, statt. „Hier in Nürnberg wird von vielen Seiten bemängelt, dass es im Bereich der Literatur Nachholbedarf gibt“, sagt Radlmaier und will mit dem populären Genre Krimi testen, wie das Publikum mitzieht. „Es gab noch nie so ein großes Literatur-Festival in der Stadt“, betont er.

Genehmigt hat der Nürnberger Stadtrat dafür 25000 Euro. Damit ist aber nur ein kleiner Teil der Gesamtkosten von rund 200000 Euro gedeckt. Die Stadt Fürth beteiligt sich als Mitveranstalter, außerdem Sponsoren, allen voran die Datev. Die Eintrittspreise liegen zwischen 5 und 59 Euro, je nachdem, ob noch Live-Musik dabei ist, ein Brunch inklusive oder gar ein Sechs-Gang-Menü. Nur für einen kleinen Teil der Veranstaltungen gibt es Tickets im Vorverkauf. „Viele Veranstaltungsorte sind so klein, da lohnt sich ein Kartenvorverkauf nicht, deshalb gibt es die Tickets dann nur an der Abendkasse“, erklärt Radlmaier. Das druckfrische, fast 100-seitige Programmheft listet übersichtlich alle Events auf — auch viele mit kostenfreiem Eintritt.

Preise sind aber auch für die Autoren wichtig: Gleich zwei Auszeichnungen werden im Rahmen des Festivals vergeben — zum einen traditionell der Friedrich-Glauser-Preis, der als „Oscar der deutschen Kriminalliteratur“ gilt und in verschiedenen Kategorien verliehen wird. Zum anderen der Fränkische Krimipreis, der zum dritten Mal vom Cadolzburger Verlag ars vivendi und unserer Zeitung ausgelobt wurde. 128 Nachwuchsautoren hatten diesmal Kurzkrimis eingereicht — eine neue Rekordbeteiligung. Wer das Rennen beim Jury- und beim Publikumspreis gemacht hat? Das bleibt bis zur Verleihung am 21. Mai im Fürther Stadttheater geheim. Schließlich ist Spannung das Markenzeichen dieses Festivals.

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