Ein Märtyrer wird zum Schutzpatron der Liebenden

13.2.2010, 00:00 Uhr
Ein Märtyrer wird zum Schutzpatron der Liebenden

Um eines gleich klar zu stellen: Nein, die Blumenhändler haben den Valentinstag nicht erfunden. Der Tag geht zurück auf den italienischen Bischof Valentin von Terni. Der lebte im dritten Jahrhundert nach Christus in Rom und traute heimlich verliebte Paare – auch solche, die nach Gesetz gar nicht heiraten dürften, weil etwa Soldaten auf kaiserlichen Befehl hin ehelos bleiben mussten. Zur Vermählung schenkte der Bischof den Heiratswilligen frische Blumen aus seinem Garten. Der Legende nach standen die so geschlossenen Ehen unter einem besonders guten Stern.

Frauen per Losverfahren zugeteilt

Leider hatte der römische Kaiser Claudius II. nicht viel Verständnis für einen Bischof, der die Liebe über das Gesetz stellt: Er ließ ihn wegen seines christlichen Glaubens am 14. Februar 269 enthaupten. Der Valentinstag soll auch mit dem römischen Fruchtbarkeitsfest (Luperkalienfest) zusammen hängen, bei dem im Februar den einfachen Männern aus dem Volk per Losverfahren ledige Frauen zugeteilt wurden. Diese Paare sollten dann ein Jahr lang miteinander ausgehen, so sollen sich auch viele Römer verliebt haben. Blumengeschenke für Damen waren da übrigens auch schon üblich.

Ähnliche Bräuche entstanden im Spätmittelalter in vielen europäischen Ländern. Die zugelosten Pärchen wurden dann «Valentin und Valentine» genannt und galten für ein Jahr als verlobt. Aus dieser Zeit stammt auch die Bezeichnung «Vielliebchentag». In England, Frankreich und Belgien konnten Junggesellen auch ledige Frauen ersteigern, die ihnen gefielen. Sie durften dann mit ihrer Herzdame ausgehen.

Zahlreiche Mythen rund um den Valentinstag

Im Laufe der Jahrhunderte entstanden zahlreiche Mythen und Rituale zum Valentinstag. So sollten Mädchen am Abend des 13. Februar hartgekochte Eier essen. In der Nacht würden sie dann von ihrem zukünftigen Ehemann träumen. Ein anderer Aberglaube besagt, dass der Mann für ein Mädchen bestimmt sei, der ihr am nächsten Morgen als erster begegnet.

Die Tradition der Grußkarten stammt ursprünglich aus England und wird auf den Herzog von Orleans zurückgeführt, der anno 1415 seiner Frau Liebesbriefe aus der Gefangenschaft im Tower von London schrieb. So auch am Valentinstag – diese romantischen Botschaften verschickte der Edelmann allerdings anonym. Mit den Auswanderern in die «Neue Welt» erreichte der Valentinstag die USA – und nach dem Zweiten Weltkrieg brachten ihn die amerikanischen Besatzer als vermeintlich neues Kulturgut mit nach Deutschland.

Kommerzieller Aspekt

Neu war am Valentinstag dabei hauptsächlich der kommerzielle Aspekt. Der Schokoladen-, Geschenkartikel- und Blumenhandel sprang auf den Zug auf und nutzte den Valentinskult, um mit gezielter, offensiver Werbung den Konsum und vor allem die Preise in die Höhe zu treiben.

Dabei gibt es auch heute noch sehr romantische Traditionen ohne jeden kommerziellen Hintergrund: In Bischof Valentins Heimatstadt Terni, die sich selbst als «Welthauptstadt der Liebe» bezeichnet, treffen sich jedes Jahr am zweiten Sonntag im Februar heiratswillige Paare aus ganz Italien zum «Fest des Versprechens». Bei einer Messe mit dem Bischof von Terni geben sie sich ein Liebesversprechen und glauben fest an die Fürsprache des Heiligen Valentin für eine lange und glückliche Beziehung.

Aber auch, wer den Valentinstag als Single verbringt, darf hoffen: «Ist‘s an Valentin noch weiß, blüht zu Ostern schon das Reis.» Besagt zumindest eine Bauernregel. Und das ist doch auch schon mal was.

Buchtipp: Elisabeth Möst, Der heilige Valentin - Patron der Liebenden. Kunstverlag Josef Fink, Lindenberg, 56 Seiten, 12,50 Euro.