Fränkischer Comedian im Interview: "Bembers muss derb sein"

21.8.2018, 05:38 Uhr
Er startete als fränkisches YouTube-Phänomen - und ist jetzt im ganzen Land bekannt. Comedian "Bembers" steht auf Hardcore-Comedy und nimmt kein Blatt vor den Mund.

© Foto: Robert Schmitt Er startete als fränkisches YouTube-Phänomen - und ist jetzt im ganzen Land bekannt. Comedian "Bembers" steht auf Hardcore-Comedy und nimmt kein Blatt vor den Mund.

Wenn man Ihnen, also dem Erfinder des Bembers, privat begegnet, fällt auf, dass Sie Ihrer Bühnenfigur erstaunlich ähnlich sind: Sie wirken locker, trinken gerne Bier und reden sich gerne in Rage. Und mit dem Bauch, den langen Locken und dem schwarzem T-Shirt sehen Sie auch genau so aus...

Bembers: Ja, das ist alles echt – und das ist ja das blöde! Früher habe ich immer beim "Kerscher" in der Sigmundstraße gefrühstückt. Das musste ich irgendwann aufhören, weil es sich rumgesprochen hatte, dass da der Bembers sitzt. Vor lauter Selfies und Autogrammen kam ich gar nicht mehr zum Essen. Wenn ich das vorher gewusst hätte, hätte ich es wie andere Komiker gemacht und eine Perücke genommen, die ich nach dem Auftritt abnehmen kann.

Aber der Erfolg als Bembers war ja nie geplant.

Bembers: Genau. Das ist ja alles spontan entstanden. Ich will mich auch nicht beschweren. Es ist toll, dass ich heute vom Bembers leben kann. Ich habe ja auch keine großen Ansprüche. Ich mag rumsitzen und ein Bier trinken. Ich brauche keinen großen Luxus und habe zum Glück auch eine Freundin, die keine Brillanten oder sowas braucht.

Ihre Partnerin unterstützt Sie?

Bembers: Absolut! Und von Anfang an! Als ich vor der Frage stand, ob ich meinen Beruf als Grafikdesigner für die Comedy aufgeben sollte, hat Sie gesagt: Entweder machst Du den Bembers hundert Prozent — oder gar nicht. Aber vor allem: Komm nicht in fünf Jahren weinend daher und sag: Hätte ich doch nur den Bembers gemacht!

Hatten Sie sich für’s erste Programm Hilfe von erfahrenen Comedians geholt?

Bembers: Nein, gar nicht. Ich hab das alles aus dem Bauch entwickelt. Bei meinem ersten Auftritt bin ich vier Stunden auf der Bühne gestanden und hab jeden Gag erzählt, der mir einfiel – der 'Ben Hur' der Comedy. Heute mache ich lieber zwei Stunden, aber die dafür richtig witzig.

Beobachtungen aus dem Alltag

"Kaputt oder was?" ist nun schon das vierte Bembers-Solo-Programm. Was erwartet uns da?

Bembers: Es geht in dem neuen Programm um den ganzen digitalen Wahnsinn. Dass wir auf eine App schauen, wenn wir wissen wollen wie das Wetter ist. Und dann blicken wir zum Himmel und sagen: "Du, das stimmt aber nicht – mein Handy sagt es regnet." Oder dass Warnampeln am Boden angebracht werden, weil die Studenten beim Laufen ständig auf ihr Smartphone blicken. Das ist doch alles wirklich Irrsinn! Oder dass man mit einer Brille rumläuft, die einem die sexuellen Vorlieben der Passanten sagt. Oder... (Er beginnt sich in Rage zu reden und lässt sich erst nach einer Weile wieder bremsen).

Das Thema scheint Ihnen sehr ernst zu sein. Auch das letzte Programm "Rock’n’Roll-Jesus" war mit seiner Religions-Kritik mehr als nur Comedy. Wird der Bembers langsam zum Kabarettisten?

Bembers: Das sind halt so Sachen, über die ich nachdenke. Warum brauchen wir eine Heizung, die sich von selber einstellt? Warum streiten sich Religionen, obwohl sie alle nach Glückseligkeit suchen? Das fließt dann in die Texte ein. Aber ich bin kein Kabarettist, der politische Witze macht. Das können andere besser. Ich bin ein Unterhalter. Deshalb wird es neben dem Oberthema auch immer wieder kleine Geschichten geben, die einfach nur lustig sind.

Entstehen diese Stories am Schreibtisch?

Bembers: Nein. Erstaunlich vieles passiert mir eins-zu-eins so: Wie neulich, als mir an einer Tanke eine Energy-Drink-Flasche explodiert ist! Die Reaktion der Verkäuferin war unglaublich. Da muss ich nur noch ein paar lustige Namen reinschreiben und fertig ist die Comedy. Außerdem höre ich natürlich viel den Leuten zu, was sie in Kneipen und Cafés so reden. Da ist viel Material dabei.

Für kurze Zeit gab es auch mal eine Bembers-TV-Show, die aber schnell wieder verschwand. Was ist passiert?

Bembers: Die Leute vom BR wollten vor der Sendung immer ein Manuskript haben – das sind sie durchgegangen und dann haben sie gesagt: Dieser Witz ist zu derb und der Spruch hier geht gar nicht. Das lief auf eine total weichgespülte Version hinaus, die mit dem Bembers nichts mehr zu tun gehabt hätte. Deshalb hab ich das aufgehört. Der Bembers und das öffentlich-rechtliche — das passt einfach nicht zusammen.

"Keine Tabus!"

Gibt es denn einen Gag, den Sie hinterher bereut haben?

Bembers: Nein, keinen einzigen. Der Bembers muss derb sein und alles sagen dürfen. Keine Tabus! Deshalb sind meine Auftritte auch kein Familienprogramm. Einmal saß ein neunjähriges Mädchen mit seinen Eltern in der ersten Reihe. Da hab ich gesagt: Sorry, ich kann nicht zwei Stunden lang derbste Sachen erzählen, während die da mit den Beinen baumelt. Bitte geht, ihr kriegt auch euer Geld wieder. Das haben sie dann auch gemacht.

Es sind jetzt noch ein paar Wochen bis zur Premiere – wie weit ist das neue Programm?

Bembers: Gerade bastle ich noch an der Bühnendeko. Da es ums Internet geht, habe ich mir viele Gesundheits-Bälle bestellt, die ich nun als Emojis anmale und dekoriere. Inhaltlich habe ich viele Geschichten – aber viele haben noch kein Ende und keine Reihenfolge. Da ist noch einiges zu tun. Aber die Premiere ist immer auch ein Experiment: Das Publikum und ich springen ins kalte Wasser und schauen was passiert!


Premiere von "Kaputt oder was?" ist am 14. September, 20 Uhr, im Nürnberger Serenadenhof. Tickets in den Vorverkaufsstellen dieser Zeitung, Telefon: 09 11/2 16-27 77. Am 28.9. gastiert Bembers in Regensburg (Alte Mälzerei), am 11.10. in Erlangen (Fifty Fifty), am 26.10. in Ansbach (Kammerspiele).

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