Preis an Fürther Satire-Blog

24.6.2013, 00:00 Uhr

Ehrliche Nachrichten - unabhängig und schnell: Das will der Postillon liefern. Die Internetseite wirbelt seit 2008 die Nachrichtenwelt durcheinander mit Meldungen darüber, dass Peer Steinbrück seinen unfähigen SPD-Kanzlerkandidaten entlassen oder dass die ARD nach der letzten „Wetten, dass..?“-Ausgabe einen Brennpunkt gesendet hat.

Dem Grimme-Institut war diese Art, sich mit aktuellem Nachrichtengeschehen auseinanderzusetzen, eine Auszeichnung wert — mit der Begründung, dass der Postillon das Rettungsboot für die Ironie sei, die in der heutigen Informationsflut zu ertrinken drohe. Die Fans des Postillons sahen das offenbar ähnlich, denn den Publikumspreis hat Gründer und Macher Stefan Sichermann gleich auch noch eingestrichen.

Für den undotierten Online Award hat die Jury 1600 Vorschläge gesichtet, schließlich 28 nominiert und am Ende acht Preise vergeben. Darunter ist der Live-Ticker des Fußball-Magazins 11 Freunde oder der Twitter-Hashtag #aufschrei. In der Kategorie „Information“ fiel die Wahl auf den Postillon.

142.000 Facebook-Fans

Sichermann, der aus Ansbach stammt und über Zwischenstationen in Hamburg und Lübeck 2011 wieder zurück nach Franken zog, tauschte vor fünf Jahren seinen Job als Werbetexter gegen einen Gründungszuschuss von der Arbeitsagentur und schickt die täglichen Nachrichten vom Kinderzimmer seiner kleinen Tochter aus ins Netz.

Mehr als 142.000 Facebook-Fans sorgen dafür, dass sich die Meldungen verbreiten. Überhaupt ist es der Schneeball-Effekt durch die sozialen Netzwerke, der Sichermann inzwischen regelmäßige Werbeeinnahmen und damit ein solides Einkommen beschert.

Das bessert er seit Anfang des Jahres noch durch Präsenz im Radio auf, wo auf Bayern 3 die „Postillon-24- Nachrichten“ laufen.

Die Satire-Seite steht sogar auf Platz eins der Deutschen Blog-Charts. Doch darauf kann sich Sichermann in der schnelllebigen Welt des Internets nicht ausruhen. Immerhin: Ein bisschen Zeit für die Entwicklung neuer Projekte konnte er sich vor kurzem dadurch freischaufeln, dass er endlich jemanden gefunden hat, der genauso tickt wie er und der ihm nun zuarbeitet.

Daran, dass sein Name in den Medien kursiert und sich die Interview-Anfragen häufen, muss sich Sichermann noch gewöhnen. Wenn er in Fürth unterwegs ist, wird er kaum erkannt, und geht es nach ihm, dann soll das auch so bleiben.

Deshalb verwundert es auch nicht, wenn der 32-Jährige die Grimme-Auszeichung auf seine ganz eigene Art feiert. Ob seine Seite die beiden „sinnlos schweren Plexiglas-Trophäen“ überhaupt verdient hat — darüber sollen nämlich seine Leser in der traditionellen Sonntagsfrage entscheiden.

Mit Unterstützung vom Meinungsforschungsinstitut „Ogrimmion Control“ wird Sichermann demnächst das Ergebnis verkünden. Bei der letzten Frage haben knapp 20.000 Fans mitgemacht. Tendenz jetzt wohl steigend.

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