Rammstein: Musik und Show im Widerspruch

6.6.2010, 00:00 Uhr
Rammstein: Musik und Show im Widerspruch

© Günter Distler

Doch kaum standen die Berliner Brachialrocker Punkt halb zehn auf der Hauptbühne, war aller Ärger verflogen, und ein neues Kapitel in Sachen Showtechnik wurde aufgeschlagen.

Natürlich bleiben Rammstein ihrem kontroversen Image auch 2010 treu. Mächtig, martialisch und wie immer mit jeder Menge Feuerwerk wird auf dem Zeppelinfeld eineinhalb Stunden lang hart gerockt. Sänger Till Lindemann, dessen Mundhöhle bei der Eröffnungsnummer noch wie eine Taschenlampe leuchtet, dirigiert meterhohe Feuerwände und scheucht mit einem Flammenwerfer einen verirrten Fan von der Bühne, der wenig später tatsächlich Feuer fängt und lichterloh brennt.

Qualitativ Lichtjahre entfernt

Doch auch das ist nur eine von vielen bizarren Showeinlagen. Nervige nationalistische Impressionen wie eine gigantische Deutschlandfahne werden immer wieder von grotesk-überzogenen Teutonen-Klischees (Bratwurst, Sauerkraut, Sepplhut) konterkariert.
Enttäuschend hingegen die Setlist: Rammstein spielen fast das komplette neue Album »Liebe ist für alle da», das ein rechter Langeweiler ist.

Selbst das auf Betreiben der ehemaligen Familienministerin Ursula von der Leyen verbotene Single »Ich tu Dir weh» erklingt in der zensierten Version. Gefeiert werden bei Rock im Park jedoch vor allem die großen Rammstein-Hits, was wenig überraschend ist: Qualitativ sind die alten Lieder Lichtjahre von dem entfernt, was Deutschlands berühmteste Band aktuell abliefert.

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