Wenn das Cembalo seinen eigenen Willen hat

7.7.2007, 00:00 Uhr
Wenn das Cembalo seinen eigenen Willen hat

Das historische Instrument hatte dem bedeutenden niederländischen Musiker Gustav Leonhardt gehört. Da Rebecca Maurer mittlerweile in Amsterdam studierte, kam sie an ihren hellblauen Traum heran. Heute ist aus der 38-jährigen Nürnbergerin eine gefragte und vielseitige Spezialistin für historische Tasteninstrumente geworden, die konzertiert, Vorträge hält, ein musikwissenschaftliches Standbein hat und Studenten an alte Musikwelten heranführt. «Der Klang alter Cembali ist unvergleichlich», schwärmt Maurer. «Sie haben eine unglaubliche Kraft. Ein richtig gutes Instrument sagt mir, was es will, es hat Persönlichkeit». Oft erlebt sie in ihrer Aufführungspraxis auch Grenzen: «Da kommt vom Cembalo deutlich ein Halt, bis hierher und nicht weiter. Ich kann dem Instrument meinen Willen nicht aufzwingen. Sonst macht es förmlich zu».

Die sympathische Nürnbergerin, die direkt neben dem Dehnberger Hoftheater lebt und sich nach Jahren in aller Welt in Franken pudelwohl fühlt, liebt besonders Mozart, doch greift sie auch mit altitalienischer Musik aus dem 16. und 17. Jahrhundert in die Tasten. «Barock kann richtig heftig klingen», schmunzelt sie. «Das ist sehr energiegeladene Musik, die Strukturen der Bässe gleichen manchmal der heutigen Rockmusik».

Am schönsten findet sie es, wenn alles zusammenpasst: Instrument, Musik und Land, wenn sie etwa ein historisches Cembalo in einem Schloss mit genau den Stücken bespielen kann, die dafür komponiert wurden. «Als ich Mozarts Hammerflügel in Salzburg spielen durfte, hat es mich kalt überrieselt», erinnert sich Maurer. «Es klingt vielleicht komisch, aber ich habe empfunden, dass etwas von den Personen zurückgeblieben ist, die diese Tasten berührten». Was ihre Art der Vermittlung betrifft, legt die Musikerin allerdings großen Wert darauf, alte Klänge nicht mit einer Andachtsstimmung zu verbinden. Das vertreibe eher Gäste, als dass es Horizonte öffne.

Neue Idee: Gesprächskonzerte

Deshalb hat Maurer aus den USA, wo sie an der Cornell University Stipendiatin war, die Idee von Gesprächskonzerten mitgebracht. Dabei moderiert sie zwischen den Stücken und erläutert ebenso fachkundig wie kurzweilig, was es mit der historischen Aufführungspraxis auf sich hat. Die Hörer erfahren, wie ein Hammerflügel aufgebaut ist oder dass auf alten Cembali vieles geht, was auf modernen Instrumenten nicht möglich wäre. Der Abklang ist schneller, die Harmonien verschwimmen sanfter als beim modernen Piano. Und das kann man dann im Anschluss gleich hören.

Es war diese Offenheit dem Publikum gegenüber, die Maurer ein neues Standbein einbrachte: Sie ist als freie Autorin für verschiedene Sender tätig. Dabei textet, moderiert und spielt sie als Ein-Frau-Team. Für ihre nächste Sendung hat sich Maurer dem Pianisten Claude Frank angenommen. Der gebürtige Nürnberger musste 1938 als Jude flüchten und machte in den USA Karriere. Nach über 60 Jahren gab er 2005 einen Kurs und ein Konzert in seiner Heimatstadt. Maurer nutzte die Gelegenheit zu einem Interview und erstellte ein Radio-Feature, das am 8. Juli von 15.05 Uhr bis 17 Uhr bei SWR 2 gesendet wird.

CLAUDIA SCHULLER

www.rebeccamaurer.com