Apothekerverband spricht von Engpässen

Ansturm wegen 2G-Plus: Jetzt werden die Corona-Tests knapp

9.12.2021, 16:39 Uhr
Tag für Tag werden in Bayern Zehntausende Schnelltests gemacht. 

© Sebastian Kahnert/dpa-Zentralbild/dpa Tag für Tag werden in Bayern Zehntausende Schnelltests gemacht. 

Der Schnelltest auf das Coronavirus wird zum Spießrutenlauf, zumindest mancherorts in Franken. "Wir bekommen unsere Tests Dienstag und Donnerstag", sagt etwa ein Kassierer einer Nürnberger Drogeriefiliale. "Wenn sie Glück haben, sind in den ersten Stunden noch welche da". Auch vor dem Testzentrum des Bayerischen Roten Kreuz (BRK) in der Sulzbacher Straße bilden sich immer wieder lange Schlangen, gerade zu Stoßzeiten. Und auch Apotheker ächzen. Einige legen bereits Vorbestellungslisten an, um die wenigen Test-Kits, die pro Lieferung eintrudeln, gerecht an Kunden verteilen zu können.

Seit die Staatsregierung in vielen Bereichen auf 2G-Plus setzt, erleben Anbieter von Schnelltests einen Ansturm. Fürs Kino, die Oper, den Zoo - ohne Abstrich geht oft nichts mehr. Wenn bald auch noch kleinere Kinder vor der Kita getestet werden müssen, droht sich der Engpass weiter zu verschärfen.

Das bayerische Gesundheitsministerium bestätigt den Mangel auf Anfrage unserer Redaktion. "Tests können derzeit häufig nicht in der bestellten Stückzahl geliefert werden", sagt eine Sprecherin. Dabei spiele die massive Ausweitung der Testpflichten ebenso eine Rolle wie massive Lieferprobleme. Der Markt und die "globalen Lieferketten", so die Sprecherin, seien nicht auf "die starken Ankäufe einzelner Händler" vorbereitet gewesen. "Zudem kommt es zu erheblichen Engpässen bei Luft- und Schiffsfracht mit entsprechend gestiegenen Transportkosten sowie komplexen und langwierigen Zollabstimmungen."

Auch das BRK weiß um die Probleme. Die Hilfsorganisation betreibt überall in Bayern große Teststationen. "Wir haben vor Monaten schon eine umfangreiche Beschaffungsstruktur aufgebaut", sagt Sprecher Sohrab Taheri-Sohi. "Vor einigen Wochen ist bei uns angekommen, dass es Engpässe geben könnte." Die Experten des BRK reagierten sofort, kauften schnell große Mengen Test-Kits auf und stockten das Lager an. "Stand jetzt droht bei uns kein Mangel", sagt Taheri-Sohi. "Auch weil wir auf dem Markt selbstbewusst als große Körperschaft auftreten." Dass gerade kleinere Unternehmen wie Apotheken Probleme haben, ihren Bedarf zu decken, bekommt auch das BRK mit.

Die Testzahlen jedenfalls explodieren. "Wir machen aktuell 15.000 bis 20.000 Tests pro Tag", erklärt der BRK-Sprecher, der davon ausgeht, dass der Dezember ein neuer Pandemie-Rekordmonat wird. Bislang lag das Allzeit-Hoch im vergangenen September bei 240.000 Tests. Diese Zahl könnte sich im Dezember im Extremfall aber verdoppeln, gerade dann, wenn sich in den Tagen vor Weihnachten viele für Familienfeste testen lassen.

"Wir könnten 24 Stunden lang durchtesten", sagt auch Cornelia Pfister. Sie betreibt in Schnaittach im Nürnberger Land eine Teststelle, zwischen 600 und 700 Abstriche werden dort Tag für Tag gemacht. Der Nachschub mit Material aber stockt. "Ich hatte Angst, dass ich Freitagmittag zumachen muss", sagte Pfister der Pegnitz-Zeitung. Erst viele Telefonate später habe sie "Restbestände" von überall her "zusammengekratzt".

"Marktlage ist sehr angespannt"

Auch der Bayerische Apothekerverband schlägt Alarm. Die Marktlage sei "sehr angespannt", sagt Sprecherin Lena Riemann-Mosinski, das wirke sich überall in Bayern auf die Verfügbarkeit der Tests aus. "Tests können derzeit in den meisten Fällen nicht in den bestellten Stückzahlen geliefert werden", erklärt die Verbandssprecherin. "Die Lieferzeiten können mehrere Tage betragen, in Einzelfällen sogar bis zu drei Wochen."

Doch nicht nur bei den Selbsttests wird es eng. Auch PCR-Abstriche können kaum noch ausgewertet werden. Mitte November beispielsweise seien beispielsweise wöchentlich 338.000 PCR-Tests in Bayern durchgeführt worden - das entspricht einer Auslastung von 99 Prozent. Das Gesundheitsministerium spricht von der "absoluten Belastungsgrenze" in den Laboren. "Es mangelt dabei nicht an Material oder Gerätschaften der PCR-Auswertung, sondern an qualifiziertem Personal, sowohl in Bayern als auch in benachbarten Ländern."

Ministerium: Ausreichend Tests für die Schulen vorhanden

Müssen Tests womöglich bald wieder rationiert werden, um Kapazitäten für Kliniken und Pflegeheime zu garantieren? Im Gespräch ist das nicht. Auch der Apothekerverband sagt: "Von einer Priorisierung bei der Abgabe von Tests ist uns nichts bekannt. Das muss politisch entschieden werden."

Pläne gibt es nicht, betont das Ministerium. Maßgeblich sei allein die "pandemische Situation", wie ein Sprecher sagt. Für die massenhaften Tests an den Schulen sei man jedenfalls vorbereitet. "Allein für 2021 stehen noch rund 36,5 Millionen Selbsttests für diesen Bereich zur Verfügung", erklärt der Sprecher.