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Clubanhänger trauert um 50 Jahre alte Fanmütze

1.11.2021, 11:55 Uhr
Gerhard Forstmeier hat etliche Fanartikel gesammelt. Eine Mütze mit Autogrammen der Meisterspieler des Jahres 1968, die eine Dauerleihgabe an das Museum Industriekultur war, ist jedoch verschwunden.

© Roland Fengler, NNZ Gerhard Forstmeier hat etliche Fanartikel gesammelt. Eine Mütze mit Autogrammen der Meisterspieler des Jahres 1968, die eine Dauerleihgabe an das Museum Industriekultur war, ist jedoch verschwunden.

Gerhard Forstmeier weiß immer noch, wie das gute Stück ausgesehen hat: Rot-weiß sei die Mütze gewesen, ausgestattet mit einem hellgrünen transparenten Plastikschirm und dem Schriftzug "Deutscher Meister". Vor gut 50 Jahren hatte sie der damals acht oder neun Jahre alte Bub an einem der Souvenirstände am Stadion erstanden. "Ich habe meinen Vater solange gepiesackt, bis ich sie bekommen habe", erinnert sich Forstmeier, der damals regelmäßig zu Gast im Stadion war und dem 1. FC Nürnberg die Daumen drückte. Im Anschluss an die Heimspiele gingen Vater und Sohn dann auf Autogrammjagd und passten die Spieler hinter der Haupttribüne ab.

Seinen Vater habe das sicher Nerven gekostet, sagt Forstmeier. "Schließlich mussten wir immer ein paar Minuten vor Spielschluss gehen, damit ich als kleiner Bub überhaupt eine Chance hatte, von den Spielern gesehen zu werden." Doch das Duo hatte Erfolg, etliche der damaligen Fußballgrößen wie Ferdinand Wenauer, Georg Volkert und Heinz Strehl verewigten sich auf der Mütze - und machten so den simplen Fanartikel zu einem ganz besonderen Erinnerungsstück. Rund 30 Jahre lang hielt Forstmeier die Mütze in Ehren, bis er 1999 einen Aufruf des Museums Industriekultur las. Dort war eine Ausstellung zum 100-jährigen Bestehen des 1. FCN geplant, und die Macher der Schau suchten dafür auch nach emotionalen Erinnerungsstücken.


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Forstmeiers Mütze passte da gut ins Konzept, und der Großhabersdorfer gab sie gerne her. Und er war nicht der einzige, viele Clubanhänger zeigten ein Herz für ihren Verein. Sie kramten in Kellern und auf Dachböden und förderten etliche Raritäten zu Tage. Ein Foto aus dem Gründungsjahr 1900 zum Beispiel, Bierdosen, verziert mit Spielerköpfen des Meisterteams von 1968 und Fußballschuhe, die Max Eiberger 1936 beim Gewinn der Deutschen Meisterschaft getragen hatte. Etliches davon landete in der Jubiläumsschau, darunter auch die Mütze von Gerhard Forstmeier. Sie sei auf einer Schaufensterpuppe dekoriert worden, erinnert sich der 61-Jährige.

Nach dem Ende der Ausstellung wurden viele Exponate ihren Besitzern zurückgegeben, ein Teil aber blieb zunächst im Museum. Auch Forstmeier ließ die Mütze als Dauerleihgabe zurück, als er darum gebeten wurde. Sie solle Teil einer weiteren Ausstellung werden, habe man ihm gesagt, erinnert sich Forstmeier, der damit zufrieden war. "Bei mir zu Hause liegt die War' ja auch nur herum." Irgendwann habe er dann wissen wollen, ob und wo die Mütze zu sehen ist. Doch diese Nachfrage endete mit einer Enttäuschung. "Niemand konnte mir sagen, wo sie abgeblieben ist."

"Das darf nicht passieren"

Dem Museum Industriekultur ist die Sache sichtlich unangenehm. "Das darf natürlich nicht passieren", sagen der damalige Museumschef Matthias Murko und seine Nachfolgerin Monika Dreykorn, die erst seit drei Jahren im Haus ist, unisono. Wie das Exponat abhanden kommen konnte, lasse sich nach so vielen Jahren nur schwer nachvollziehen. Noch hoffen beide auch, dass es sich vielleicht doch noch finden lässt. Denn die Suche ist aufwendig, weil das Museum seine Lagerbestände auf verschiedene Depots im Stadtgebiet verteilen muss. Allein in der Kongresshalle gibt es mehrere Räume, weitere Bestände lagern in einem Gemeinschaftsdepot der städtischen Museen im Südwesten der Stadt.

"Wir fordern schon lange mehr und vor allem zusammenhängende Depotflächen", betont Dreykorn. Dennoch sei zweifelsohne ein Fehler passiert, "wir bedauern das sehr". Sollte die Mütze nicht wieder auftauchen, will das Museum Gerhard Forstmeier mit Hilfe der Versicherung entschädigen. Den ideellen Wert könne das aber niemals ersetzen, so Dreykorn. "Für mich gehen damit Kindheitserinnerungen verloren", sagt Forstmeier.

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