Aus dem Gemeinderat

Darum profitiert Neunkirchen am meisten vom Hochwasserschutz

8.11.2021, 05:55 Uhr
So sieht es aus, wenn in Neunkirchen Hochwasser ist. Die Aufnahme stammt aus 2013.

© Frank Hofmann So sieht es aus, wenn in Neunkirchen Hochwasser ist. Die Aufnahme stammt aus 2013.

Das Wasserwirtschaftsamt hat schon 2017 für die Gemeinden am Brandbach ein Konzept zum Schutz vor 100-jährigem Hochwasser erarbeitet. Es geht darum, Auslaufflächen, sogenannte Retensionsräume, in der Natur zu schaffen. Auf 11 Millionen Euro hat man damals die Gesamtkosten geschätzt. Nun ist aber eine Förderung von bis zu 75 Prozent möglich, unter der Bedingung, dass alle drei Gemeinden am Brand mitmachen.

Hochwasser zuletzt 2012

Solche Hochwasserereignisse kommen öfter als alle 100 Jahre vor. Zuletzt war der Brandbach 2012 kräftig über seine Ufer getreten. "Es erreichte alle als gefährdet eingestuften Gebiete", belegte Bürgermeister Martin Walz (CSU) mit einer Fotodokumentation. Er selbst hat dabei beobachtet, wie eine 30 Zentimeter hohe Wasserwelle 100 Sandsäcke einfach wegdrückte. Allein um die Fröschau zu schützen, brauchte man sechs Kubikmeter Sand in Säcken. Dementsprechend hoch waren die Schäden an Schule und Kindergarten und vielen Privatgebäuden.


Durch die Lage bedingt trifft das Hetzles am geringsten und den eng bebauten Ortskern von Neunkirchen am heftigsten. Dennoch wollen sich Hetzles und Dormitz an den Planungen beteiligen, haben die Gemeinderäte bereits signalisiert. "Ohne Hetzles verlören wir viel Kraft bei dem Thema", hob Walz hervor.


Für alle zusammen ergibt sich nach Walz ein Kosten-Nutzen-Verhältnis von 2,5. Für Neunkirchen allein errechnet sich ein Verhältnis von 4,5, für Hetzles nur von 0,8, da es am Oberlauf liegt. Da Neunkirchen viele Vorteile von Maßnahmen auf Hetzleser Gebiet habe, sei es nur billig, wenn sich Neunkirchen an deren Kosten beteilige, so Walz.

Nur schrittweise Umsetzung möglich

"Ein Dekadenprojekt" nannte Werner Kruckow (Grüne) den Hochwasserschutz. Er kann nur schrittweise umgesetzt werden. "Wenn wir eingreifen, muss es zu einer Verbesserung kommen", gab Walz als Denkprämisse für die Zukunft vor. Er denkt als ersten Schritt an Regensensoren und Wasserstandmessungen. In Ermreuth und Rödlas ist die Situation durch die Lage der Orte anders. Dort, wie auch in Ebersbach, gibt es Starkregenprobleme, aber keine Hochwasserfluten.


32,4 Millionen Euro soll der Grundschulneubau samt Turnhalle als Versammlungsstätte und Räumen für die Musikschule kosten, nachdem auch der Aufwand für die Erschließung des Geländes abschätzbar ist. Das sind etwa 7 Millionen Euro mehr als noch vor einer Weile im Raum stand.


Deshalb hat das Grundschulplanungsgremium des Rats alle Kostenposten auf den Prüfstand gestellt und nach eingehender Beratung empfohlen, statt einer Frischkostküche eine Küche für Anlieferung und kleine eigene Zubereitungen zu errichten. Das spart über 200.000 Euro. Der Verzicht beruht auf den Erfahrungen mit der Frischküche in der Mittelschule. Für die meisten Eltern ist dort der Preis des Essens entscheidender als die Qualität. Sie sind nach Walz nicht bereit mehr zu zahlen, sodass derzeit der Steuerzahler fast zwei Drittel der Essenskosten zuschießt.

Lüftungsgeräte in Klassenzimmern reduzieren

Die Lüftungsgeräte in den Klassenzimmer will man von zwei auf eines - ein sogenanntes Brüstungsgerät - reduzieren. Auch das reduziert die Kosten um mehr als 200.000 Euro.

Als drittes soll es nur 20 statt 28 Aktivboards geben. Das macht rund 70.000 Euro aus. Insgesamt summieren sich die Streichungen auf fast eine halbe Million. Nicht antasten wollte man Ausgabeposten, die das besondere Schulkonzept beeinträchtigen würden.

Mit dem Schulhausneubau sieht Walz einen "angespannten Bogen" in der Kasse für die nächsten zehn Jahre. Er erwartet als Folge der Kreditaufnahmen, dass einige Projekte aus dem Finanzplan um ein oder zwei Jahre nach hinten verschoben werden müssen.

Auf die Frage von Bettina Wittmann (Grüne), mit welcher Belastung durch Zins und Tilgung Neunkirchen zu rechnen habe, konnte Walz keine valide Antwort geben. Zu ungewiss ist die Fördersumme, die voraussichtlich gut 16 Millionen Euro betragen wird.
Gefördert wird sowieso nur, was zum eigentlichen Schulbetreib gehört: Nicht die Versammlungsstätten-Qualität der Doppelturnhalle und nicht Räume für die Musikschule.

Nein zu Materialeinsparungen

Gleichwohl fragte Martin Mehl (CSU), ob man hier nicht ansetzen solle, kostet doch allein die vorgeschriebene Lüftung bis zu 300.000 Euro. "Anfangs fragten wir uns, was wollen wir uns leisten? Nunmehr heißt es, was können wir uns leisten?", sagte Mehl. Verständnis dafür, auch nochmals die kleinen Einsparposten durchzugehen, zeigte Andreas Pfister (SPD), während Tanja Schell (CSU) sogar an Materialeinsparungen dachte. Diesen Gedanken wehrte jedoch der Bürgermeister ab: "Wollen wir darüber ernsthaft diskutieren?" Hingegen war für Kruckow genügend Transparenz vorhanden und auch Vertrauen in die Planer.

Armin Spatz (CSU) erinnerte an den Ausgangspunkt, ein Mehrgenerationenprojekt, bei dem man auch kulturell etwas bieten wolle. Deshalb müsse man weitsichtig handeln. Thomas Siebenhaar (CSU) stellte danach einen Antrag auf Ende der Debatte. Der empfohlene Beschluss samt einer Ergänzung, die Kosten für die Versammlungsstätte separat zu führen, wurde danach einstimmig angenommen.